op. 111 – Eine Analyse in 335 Teilen – Takt 164

Im Dezember 2015 begann Arno Lücker die längste Bad-Blog-Serie aller Zeiten. Er analysiert jeden einzelnen Takt von Ludwig van Beethovens letzter Klaviersonate c-Moll op. 111 aus dem Jahr 1822. Das sind 335 Takte, also 335 einzelne Folgen. Am 6. August 2018 erreichte er den letzten Takt des ersten Satzes. Der Autor verspricht, die Serie bis zum Beginn des Beethoven-Jahres 2020 abzuschließen – sofern er oder der Bad Blog of Musick nicht vorher jämmerlich verenden.

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Die bisherigen Folgen:
Takt 1 Takt 2 Takt 3 Takt 4 Takt 5 Takt 6 Takt 7 Takt 8 Takt 9 Takt 10 Takt 11 Takt 12 Takt 13 Takt 14 Takt 15 Takt 16 Takt 17 Takt 18 Takt 19 Takt 20 Takt 21 Takt 22 Takt 23 Takt 24 Takt 25 Takt 26 Takt 27 Takt 28 Takt 29 Takt 30 Takt 31 Takt 32 Takt 33 Takt 34 Takt 35 Takt 36 Takt 37 Takt 38 Takt 39 Takt 40 Takt 41 Takt 42 Takt 43 Takt 44 Takt 45 Takt 46 Takt 47 Takt 48 Takt 49 Takt 50 Takt 51 Takt 52 Takt 53 Takt 54 Takt 55 Takt 56 Takt 57 Takt 58 Takt 59 Takt 60 Takt 61 Takt 62 Takt 63 Takt 64 Takt 65 Takt 66 Takt 67 Takt 68 Takt 69 Takt 70 Takt 71 Takt 72 Takt 73 Takt 74 Takt 75 Takt 76 Takt 77 Takt 78 Takt 79 Takt 80 Takt 81 Takt 82 Takt 83 Takt 84 Takt 85 Takt 86 Takt 87 Takt 88 Takt 89 Takt 90 Takt 91 Takt 92 Takt 93 Takt 94 Takt 95 Takt 96 Takt 97 Takt 98 Takt 99 Takt 100 Takt 101 Takt 102 Takt 103 Takt 104 Takt 105 Takt 106 Takt 107 Takt 108 Takt 109 Takt 110 Takt 111 Takt 112 Takt 113 Takt 114 Takt 115 Takt 116 Takt 117 Takt 118 Takt 119 Takt 120 Takt 121 Takt 122 Takt 123 Takt 124 Takt 125 Takt 126 Takt 127 Takt 128 Takt 129 Takt 130 Takt 131 Takt 132 Takt 133 Takt 134 Takt 135 Takt 136 Takt 137 Takt 138 Takt 139 Takt 140 Takt 141 Takt 142 Takt 143 Takt 144 Takt 145 Takt 146 Takt 147 Takt 148 Takt 149 Takt 150 Takt 151 Takt 152 Takt 153 Takt 154 Takt 155 Takt 156 Takt 157 Takt 158 Takt 159 Takt 160 Takt 161 Takt 162 Takt 163

Der bisherige Klanghöhepunkt.

Funktionsharmonisch: Ein d-Moll-Akkord mit Quartvorhalt. Weit aufgefächert auf den weißen Tasten des Klaviers. Zugleich der erste Ausbruch aus der Abfolge von Tonika und Dominante. Auf der dritten Zählzeit des Taktes dann wieder d-Moll, allerdings als Sextakkord. Dieser wandelt sich auf der letzten 16tel um: zu einem D-Dur-Quintsextakkord.

Dramaturgisch: Das Crescendo des Vortaktes hatten wir in Folge 163 ganz vergessen. Es steuerte auf den besagten d-Moll-Klanghöhepunkt hin, der zwar nicht überrascht, aber dennoch eindrücklich von Beethoven inszeniert wird. Dabei klingt der inszenierte Quartvorhalt keineswegs „musikgeschichtlich verbraucht“ (wir denken an schlechte Dorforganist*innen, denen als Schlussformel tatsächlich nichts anderes einfällt, als mit einer Quartvorhaltsfloskel am Ende schlechten Kitsch zu verbreiten) – zumal er sich freilich zur Moll-Terz auflöst. (Man könnte bei Beethoven allgemein mal schauen, in welchen Werken er überhaupt einen Quartvorhalt zur Dur-Terz auflöst. Schon er wird das für unerträglich kitschig gehalten haben.)

Dynamisch wie satztechnisch zieht sich der Takt schlussendlich mit einem Decrescendo demütig wieder ins Innere seines einsam-singenden Arietta-Daseins zurück. Alles „schließt“ sich zunächst wieder. Der stille Schmerzausdruck findet erst einmal ein Ende.

Apropos Kitsch: Noch am vergangenen Samstag stand der Autor dieser Serie hier an Beethovens Grab auf dem Zentralfriedhof Wien (das dazugehörige Foto füge ich hier ein). Ich habe dabei an die Sonate op. 111 gedacht – an den Herbst, an Traurigkeit. Beethoven hat nicht geantwortet. Es war aber auch gar nicht nötig, die Zwiesprache zu suchen. Wir verstehen uns. Eh.

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Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.