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op. 111 – Eine Analyse in 335 Teilen – Takt 69

Jeder einzelne Takt von Ludwig van Beethovens Sonate für Klavier c-Moll op. 111 aus dem Jahr 1822 wird an dieser Stelle von Bad-Blogger Arno Lücker unter die Lupe genommen. Ein Versuch, dieser Musik irgendwie „gerecht“ zu werden, was natürlich, dafür aber fröhlich, scheitern muss.

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Ich hatte die 16tel-Läufe der letzten zwei Takte als „durchaus konventionell“ beschrieben.

Dafür möchte ich mich tränenreich und aufrichtig (Scheiß-Ironie-Generation, der ich verdammt nochmal angehöre! Ich will nicht mehr!) entschuldigen!

Diese Läufe waren auf eine Weise nämlich nicht konventionell. Wenn Liszt später virtuose Läufe in seinen Klavierwerken einstreute, dann waren das manchmal einfach „Läufe“. Diese 16tel-Tirade, die Beethoven hier über uns ergießt, hat aber unmittelbar mit dem vorherigen Material zu tun. Während Liszts Läufe gerne mal „ins Leere“ laufen, weil sie mit dem musikalischen Charakter des Vorherigen nichts oder wenig gemein haben, so ist bei Beethoven hier an dieser Stelle der Schmerz aller Takte zuvor gewissermaßen enthalten. Denn diese Sforzati auf jeder ersten 16tel einer Vierergruppe sind Schnappatmer, Schmerzschreie, Wundentropfer… In dieser Enge der Läufe nach oben, dieser… Ich weiß gar nicht weiter. Es fällt mir nicht leicht, darüber zu schreiben. Das hat mit Schmerzen zu tun. Weniger mit körperlichen Schmerzen.

Aber wir sind ja heute in dem versauten Takt 69. Sieht nach zwei Takten aus, gilt aber nur als Einer. Denn hier ist hier der erste Teil einer Sonate vorbei, die sogenannte Exposition.

Und zwar klatscht Beethoven die beiden Oktaven (eine in der Höhe, eine in der mittleren beziehungsweise tiefen Lage) einfach so als Viertel hintereinander dahin. Natürlich „Fortissimo“; denn die beiden reinen 16tel-Takte verlangen nach Einhalt, nach einem klaren Stopp-Signal.

Zwei Viertel-as-Oktaven im Fortissimo also. Bämm. Bämm. Dann eine Viertelpause. Dann dieser 16tel-Triolenvorschlag mit den in Oktaven anrollenden Tönen G – A – H (beziehungsweise G1 – A1 – H1). Das kennen wir doch – aus dem Beginn des schnellen Teils dieses ersten Satzes…

Tbc.

(Ich dachte früher immer, „tbc“ stehe ausschließlich für „Tuberkulose“.)

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Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.