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op. 111 – Eine Analyse in 335 Teilen – Takt 24

Jeder einzelne Takt von Ludwig van Beethovens Sonate für Klavier c-Moll op. 111 aus dem Jahr 1822 wird an dieser Stelle von Bad-Blogger Arno Lücker unter die Lupe genommen. Ein Versuch, dieser Musik irgendwie „gerecht“ zu werden, was natürlich, dafür aber fröhlich, scheitern muss.

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Beethoven-op.-111-Seite-01

Beethoven-op.-111-1.-Satz-Takt-24

Jetzt rollt es 16tel-mäßig so richtig los! „A tempo“ – das leichte Verzögern des Vortaktes ist also Vergangenheit.

Wir befinden uns im Hauptthemenkomplex, aber das Hauptthema wurde im Grunde genommen schon in den Takten 20 (mit Auftakt) bis 23 (bis zur ersten 16tel der vierten Zählzeit) formuliert. Vielleicht kann man rückblickend sogar sagen: In den Takten 21 (mit Auftakt) bis 23 – denn die Frage ist ja, ob die Antizipation der Töne c, es und h (die die Keimzelle des Hauptthemas bilden) in Takt 20 schon zum „eigentlichen“ Hauptthema gehört – oder halt nur eine Antizipation desselben ist…

Unser heutiger 16tel-Ketten-Takt 24 lässt sich als eine figurative Variation der Takte 22 und 23 lesen.

Dabei ist zu bemerken, dass Beethoven die jeweiligen thematischen Töne (siehe Grafik) as (rot), g (grün), f (babyblau), es (orange) und d (violett) nicht an den Anfang jeder Viertel-Einheit setzt. Vielmehr tauchen die thematischen Töne rhythmisch versetzt in unserem heutigen Takt innerhalb der 16tel-Gruppen auf…

Markierung in Takt 24

So etwas macht dann Chopin zwei Jahrzehnte später gerne. In virtuosen Achtel- oder 16tel-Passagen kommen melodische Töne vor, aber jeweils nicht auf der ersten Note, sondern halt „irgendwo“… Wobei bei diesem Beispiel aus der Etüde Nr. 1 As-Dur op. 25 (1833-1837) natürlich schon eine gewisse rhythmische Regelmäßigkeit bei den hier rot markierten Melodie-Tönen festzustellen ist…

Ausschnitt aus Chopins As-Dur-Etüde op. 25

Die dritte Zählzeit unseres heutigen Taktes ist dann tonlich exakt gleich gestaltet. Nur stand die 16tel-Kette g-f-es-d in Takt 22 noch 16tel-mäßig alleine da. Jetzt, hier in Takt 24, ist das Ganze eingebettet in eine 16tel-Kette.

Cool, ne?

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Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.