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op. 111 – Eine Analyse in 335 Teilen – Takt 3

Lang – zu lang! – ist’s gar schon wieder her, dass ich zum nächsten Takt meiner 335-teiligen Analyse von Beethovens allerallerletzter Klaviersonate gelangte. Ende Januar 2016 war es gar, als ich Takt 2 – logisch auf Takt 1 folgend – beschrob.

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Aller guten Dinge sind:

1) Eins
2) Zwei
3) Dry

Richtig! Antwort 3 (Drei) ist richtig!

Deshalb geht es heute um – korrekt! – Takt 111 von Beethovens letzter Klaviersonate op. 3!

Beethoven op. 111 - 1. Satz - Takt 3

Bei Takt 3 handelt es sich um eine Wiederholung von Takt 1 – das Ganze halt nur eine Quarte höher.

Sind wir jetzt enttäuscht?

A) Ja
B) Nee
C) E

Richtig ist Antwort E (C)).

Es gibt nämlich gar keinen Grund zur Enttäuschung! Denn wenn man schon so etwas Krasses macht, wie Beethoven in Takt 1, dann muss das auch „gerechtfertigt“ werden. Zum Bleistift durch eine Wiederholung. Das Ganze muss dem Publikum geradezu eingehämmert werden. Nicht nur als „Rechtfertigung“, sondern auch als musikalisches Erinnerungsmittel, als Variante des Ganzen – auch, damit es weitergehen kann…

Wieder also so ein zackig oktavensprüngig hingedonnerter verminderter Septakkord. Diese Gewalt, dieses Jähe! Das ist modern, das ist jedenfalls nicht mehr schön. Die einzigen (!) Akkorde in Grundstellung erklangen bisher auf Zählzeit „eins“ und „zwei“ im zweiten Takt (G-Dur und c-Moll). Ganz in der Stille, in aller Heimlichkeit: vom Appassionata-Triller der letzten Zählzeit von Takt 1 sozusagen abgezogen, in die Ecke gestellt, jeglicher Sicherheit beraubt. Unser heutiger Takt 3: Er kennt nur die Drohung, das Schicksalsträchtige – keine Grundierung, nichts, an dem man sich anständig festhalten könnte.

Und wieder tun wir so, als ob wir Takt 4 nicht schon kennen würden. Wieder hört unser heutiger Takt mit einem Sforzato-Triller auf, welcher zudem mit einem Diminuendo versehen ist. Wie es jetzt weitergeht: Das scheint klar zu sein.

Allen Unkenrufen zum Trotz: Wir schaffen die nächsten 332 Takte! Wetten?

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Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.