op. 111 – Eine Analyse in 335 Teilen – Takt 98
Am 15. Dezember 2015 begann Arno Lücker eine Bad-Blog-Serie. Die vermutlich längste Bad-Blog-Serie aller Zeiten. Denn das Vorhaben ist, jedem einzelnen Takt von Beethovens letzter Klaviersonate c-Moll op. 111 (1822) eine eigene Analyse zuteil werden zu lassen. Die Sonate hat genau 335 Takte. Also müssen es auch 335 einzelne Analysen sein. Manchmal ist Konsequenz der einzige Ausweg.
Die bisherigen Folgen:
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Ludwig „Mr. Surprise“ Beethoven enttäuscht uns auch heute nicht. Überhaupt ist es bald Zeit, das Prinzip der (meist: harmonischen) Überraschung als ein von der Musikgeschichte später als „fortschrittlich“ bezeichnetes Haupt-Charakteristikum des Beethovenschen Spirits herauszuschälen. Und zwar in einer längeren Abhandlung anlässlich des großen 100-Takte-Jubiläums in wenigen Tagen! Dort werde ich mittels Beethovens Trio B-Dur op. 11 (dem „Gassenhauer-Trio“) und den bisher analysierten Takten von unserer Sonate op. 111 („op. 11 trifft op. 111“ sozusagen) die Frage beantworten, warum Beethoven überhaupt so gut ist.
Durch die vorherigen Oktaven hätte man sich den Beginn unseres Taktes beispielsweise in B-Dur vorstellen können – die letzte Oktave (es1-es2) würde zu d1-d2 hinabgleiten und so weiter… Doch: Die – von der Oktavenstruktur abweichende und indes noch zu f-Moll gehörige – kleine Terz f-as von Takt 97 wird in Takt 98 nun wiederholt, aber dann doch ziemlich überraschend als Terz und Quinte einer im Treppenhaus unangekündigten Des-Dur-Sextakkord-Partyoktavenschleuder vorstellig: „Gestatten: Überraschung! Ganz schön laut hier bei Ihnen!“
Die aufbegehrenden Des-Dur-Oktaven feiern fröhliche Prank-Feten. Das hat wieder niemand erwartet. Und auch angesichts dieses Taktes tönt es mir jedes Mal neu… ungehörig… Als ob jemand etwas Verbotenes macht… Ich liebte auch diesen Takt als Kind.
So kühn!
Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.
