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op. 111 – Eine Analyse in 335 Teilen – Takt 77

Jeder einzelne Takt von Ludwig van Beethovens Sonate für Klavier c-Moll op. 111 aus dem Jahr 1822 wird an dieser Stelle von Bad-Blogger Arno Lücker unter die Lupe genommen. Ein Versuch, dieser Musik irgendwie „gerecht“ zu werden, was natürlich, dafür aber fröhlich, scheitern muss.

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Der Eindruck, dass das Ganze ab jetzt kontrapunktischer abgeht, wird in unserem heutigen Takt bestätigt.

Die Töne d1 und es1 werden in Takt 77 nun in der Oberstimme ergänzt durch ein a und ein betrillertes fis1. Hier stecken offenbar die thematischen Töne c, es und H dahinter, erscheinen jetzt abgewandelt, aber in der quasi analogen Richtungsabfolge: ein Ton (d1, ursprünglich c), ein Ton höher (es1, vormals es) – mit einem drauffolgenden Ton, ein paar Schubladen darunter (a, einst: H).

Das mit einem Triller versehene fis1 gehört also strenggenommen nicht mehr zu dieser thematischen Abwandlung, sondern führt uns weiter.

In der linken Hand begegnen uns das punktierte fis mit einem anschließenden es1, eben jenem Intervallsprung also, der die ganze Sonate einleitete! Doch viel mehr als das! Denn dieser heimliche Rückgriff auf den Anfang des ersten Satzes wird kombiniert mit dem charakteristischen Ton-Hinabschreiten des Hauptthemas in Achteln, hier: es1 – d1 – c1 – b – a. Auf der vierten Zählzeit folgt noch ein das Ganze harmonisch g-Mollig eingliedernde d im Bass.

Erkenntlich wird jetzt auch, dass die Töne g und c1 auf den Zählzeiten „drei“ und „vier“ des Vortaktes wiederum auf das Hauptthema verweisen, denn vom c1 folgte ja ebenfalls dieser charakteristische Sprung auf einen tieferen Ton, nämlich hier das fis auf der Zählzeit „eins“ von Takt 77.

Im Grunde könnte man sagen: In unserem heutigen Takt steckt nicht nur der Beginn einer Quasi-Fuge, sondern das thematische Material der ganzen bisherigen Sonate!

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Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.

Eine Antwort

  1. Werner sagt:

    Hi Arno, dolle Sache! Taktzahlen (auch nach S. 1) wären hilfreich!