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op. 111 – Eine Analyse in 335 Teilen – Takt 62

Jeder einzelne Takt von Ludwig van Beethovens Sonate für Klavier c-Moll op. 111 aus dem Jahr 1822 wird an dieser Stelle von Bad-Blogger Arno Lücker unter die Lupe genommen. Ein Versuch, dieser Musik irgendwie „gerecht“ zu werden, was natürlich, dafür aber fröhlich, scheitern muss.

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Die bisherigen Folgen:
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Die 16tel-Bewegung, die wir schon von einigen Takten zuvor in der Machart kennen, erscheint in Takt 62 nun dauerhaft durchlöchert, schließlich „fehlt“ jeweils die erste Note der beiden – je sieben Töne aufweisenden – 16tel-Gruppen. Einerseits entsteht durch diese Ausdifferenzierung der schnellen Begleitung mehr Drama (bitte „Drama“ englisch aussprechen). Die 16tel-Bewegung wird nicht mehr als selbstverständlich hingestellt, außerdem entsteht mittels der Auslassung der ersten 16tel ein Eindruck der Atemlosigkeit.

Diese Durchbrechung hat zudem ganz praktische Gründe, denn durch die Auslassung treten die in Stein gemeißelten thematischen Töne in der Oberstimme der rechten Hand deutlicher hervor. Dort – in der Oberstimme – erfolgt eine Wiederaufnahme der Takte 58 und 59, will heißen: Es sind sogar bis zu diesem Zeitpunkt die gleichen dem variierten Hauptthema entnommenen Töne, die hier erklingen. Dabei versetzt Beethoven den Einsatz dieser Töne um zwei Viertel. Fanden wir die jeweiligen variierten Thementöne (As – c – G, entlehnt dem thematischen Ton-Dreigestirn c – es – H) noch rhythmisch „ordentlich“ auf der ersten, zweiten und dritten Zählzeit der Takte 58 und 59 vor, so taucht das Ganze nun auf „drei“, „vier“ und „eins“ auf.

Dazu natürlich wieder klopfende Begleitklänge der rechten Hand. Alles im Dienste der Dramatik!

Und in der Oberstimme dann wieder die schon aus den Takten 58 zu 59 bekannte Rückung von g2 nach ges2 – mit drauffolgendem as2.

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Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.