Die Abschaffung des Kulturradios – Folge 14

Das ist tatsächlich das mehr oder weniger einzige (und völlig unbrauchbare) Foto, das ich in meiner Zeit beim rbb gemacht habe. Es stammt vom 30. September 2008.
Das ist tatsächlich das mehr oder weniger einzige (und völlig unbrauchbare) Foto, das ich in meiner Zeit beim rbb gemacht habe. Es stammt vom 30. September 2008.

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Ich habe einige entrüstete Emails von Hörerinnen und Hörern bekommen, die auf klassikfreie Sendeschienen (ab 2. April 2024 von 6 bis 10 Uhr auf rbbKultur/radio3) nicht nur keine Lust haben, sondern richtig sauer und entgeistert (und traurig) sind. Demnächst finden Sie hier an dieser Stelle einen längeren Artikel (ich könnte ein ganzes Buch drüber schreiben …) über Altersdiskriminierung in der Klassik. Denn viele ältere Semester sind es vor allem, die gerne weiterhin einen regionalen und öffentlich-rechtlichen Klassiksender hätten, der auch auf ihre Bedürfnisse eingeht.

Vor einigen Wochen habe ich im Zuge dieser Artikelserie hier dann (fast) alle Abgeordneten aus Berlin (Abgeordnetenhaus) und Brandenburg (Landtag) angeschrieben, die mit Kultur und Medien befasst sind, sprich: die Sprecherinnen und Sprecher für Kultur/Medien der Fraktionen von CDU, SPD, Grüne und Linke. Eine freundliche, informative und dennoch nicht zu lange Email mit dem aktuellen Stand in Sachen rbbKultur. Mit der Bereitschaft, das Thema beispielsweise in Roundtables öffentlich zu diskutieren.

Die Rückmeldungen waren sehr spartanisch. Ich liste hiermit auf.

Antworten auf meine rbbKultur-Mails am 23. Februar 2024 und 1. März 2024.

CDU Berlin. Antwort: Ja. Telefonat mit Peer Mock-Stümer (MdA), Ausschussvorsitzender für Kultur, Engagement und Demokratieförderung im Berliner Abgeordnetenhaus.
SPD Berlin: Keine Antwort. Mitglied im Ausschuss für Kultur, Engagement und Demokratieförderung im Berliner Abgeordnetenhaus.
Bündnis 90/Grüne Berlin: Antwort: Ja. Persönliches Gespräch mit Daniela Billig (MdA).
Linke Berlin: Antwort: Ja, mit dem Versprechen, sich zu melden. (Blieb aber bislang aus.)

CDU Brandenburg: Keine Antwort.
SPD Brandenburg: Keine Antwort.
Bündnis 90/Grüne Brandenburg: Keine Antwort.
Linke Brandenburg: Keine Antwort.

Man wundert sich schon. Beziehungsweise: nicht. Denn die Marginalisierung kultureller Bildungsinhalte geht weiter. Und zwar in sehr großen Schritten. Und ein Sender wie rbbKultur ist sozusagen nur ein kleines Schiffchen auf dem Fahrwasser der medialen, öffentlichen und bildungsseitigen Verdrängung guter, (Berlin und Brandenburg) prägender und diverser Kulturinhalte.

Vielleicht wartet man auch hier und da ab, wie radio3 ab dem 2. April 2024 dann „klingt“. Gut, dann warte ich ebenfalls. Ich nehme allerdings an (und darauf lassen auch die wenigen Rückmeldungen/Gespräche schließen, die es gab; zuletzt am 25. März 2024): rbbKultur wird einfach nicht gehört, auch nicht von den Kulturpolitikerinnen und Kulturpolitikern in Berlin und Brandenburg. Und somit hat die rbb-Führung einen großen Schritt gemacht – in Richtung des anvisierten Ziels: rbbKultur so schlecht zu machen, dass der Sender sich quasi wie von selbst auflöst.

Wie man so verantwortungslos und karriereorientiert sein kann: Ich werde es nie verstehen. Aber: Wir bleiben am Ball!

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Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.

Eine Antwort

  1. Daniel M. sagt:

    Lieber Herr Lücker, Sie sprechen mir von A bis Z aus der Seele!
    Ich gehöre zu denen, die seit 20 Jahren sowohl morgens als auch abends Kulturradio hören (hörten) und aus heiterem Himmel (also seit dem 2. April) brutal in einen tiefen traurigen Abgrund gestoßen wurden, wenn man das UKW-Radio Klassikangebot im Raum Berlin-Brandenburg betrachtet. Ich bin noch lange kein Rentner und kann nicht auf die Zeit zwischen 10 und 16 Uhr ausweichen. Alternative Sender gibt es im Berlin-Brandenburger UKW-Netz nicht wirklich. Und die wenigen gesprochenen Kulturhäppchen (Ja, Luehrs-Kaiser und Schrammek vor allem, aber nicht nur) entgehen mir jetzt ganz. Denn ich kann und will nicht Pop-Musik am Morgen hören! Na gut, aktuell ist es eher Softjazz und Soul, aber das ist nur wenig besser.
    Ich fand die schrittweise Verniedlichung der Musik in der „Prime-Time“ weit wenigen Jahren schon eine Frechheit. Einaudi, Yann Tiersen und von Streichquartetten vertonte Popmusik sind eben nicht „klassische Musik“.
    Ich habe an die Direktorinnen Frau Hackenberg und an Frau Zöllner bereits lange Briefe geschrieben. Frau Zöllner hat mir auch geantwortet (immerhin), ich könnte das hier zitieren, es würde aber zu weit gehen.
    Für das Autofahren habe ich jetzt einen DAB-Adapter gekauft, dort höre ich jetzt digitales bayerisches Kulturradio. Bin aber, was lokale Kulturnachrichten, Konzertkritiken, Ankündigungen etc. angeht, völlig abgehängt.
    Ich wundere mich, dass von den Kulturinstituionen in Berlin (Philharmoniker? Konzerthaus? Die Opern? Es gibt ja etliche mehr!) kein Gegenwind zu vernehmen ist. Hat man sich dort schon damit abgefunden, dass das Konzertpublikum weißhaarig ist? Wer hört denn jetzt noch Konzertankündigungen und Opernkritiken? Doch nicht die neue Zielgruppe des Radio3? Wer wenn nicht die berufstätigen Eltern sollen in der Prime-Time ihre Kinder mit klassischer Musik versorgen? Denn in der Schule hat der Musikunterricht schon lange keine Dominanz mehr, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen. Das Berlin-Brandenburgische Zeitungsniveau ist leider schon auf Provinzniveau, jetzt rutscht die Region auch im Bereich der klassischen Musiksender ab. Ein elender Jammer!
    Ich könnte hier noch stundenlang weiter klagen, würde damit aber Eulen nach Athen tragen.
    Wenn es irgendwo eine öffentliche Aktion gibt, die mir als Opfer der aktuellen RBB-Programmkultur Verhör verschafft oder Unterstützung gibt, lassen Sie es mich bitte wissen, ich bin dabei!
    Herzliche Grüße Daniel M.

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