„Mindestens eine große Terz Abstand halten!“ – Ludwig van Beethovens „Für Elise“ (Corona-Version)

In diesen Zeiten müssen wir zusammenstehen – aber Abstand halten! Das gilt ab sofort auch für Musik! Kein „Tristan“ mehr – und auch keine Original-„Für-Elise“-Interpretationen unseres – wegen Corona lol – nun final gescheiterten Jubilars Ludwig van Beethoven. (Der Corona-Virus ist letzten Endes nur die Rache für die einfallslosen Beethoven-Programme 2020. Nehmt das, Intendant*innen! Nehmt das! Jetzt fällt halt alles aus. Das habt ihr nun davon. Trotzdem: Keine Angst: Alle Beethoven-Konzerte werden 2021 nachgeholt werden. Und 2022, 2023, 2024 und so weiter. Denn jedes Jahr ist Beethovenjahr! Und wird es sein – sofern wir dann noch leben sollten!)

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Jetzt gilt es, besonnen zu reagieren – und kleine Intervalle unbedingt zu vermeiden! Denn „Für Elise“ beispielsweise ist viel zu engschrittig, viel zu chromatisch! Deshalb heißt es ab jetzt: Mindestens eine große Terz Abstand zwischen allen Tönen! Und: Ja, wir meinen wirklich alle Töne! Kein Ton muss aus der Reihe tanzen – und beispielsweise in gefüllten Konzertsälen Gefährder wie Liszt, Wagner und den frühen Webern spielen! Schützt auch die – weichen/schwachen (lat. „mollis“ = weich!) – Moll-Tonarten – und vermeidet sie, wo ihr könnt. „Jetzt müssen wir eine Zeit lang ausschließlich musikalische Werke in Dur hören, liebe Bürgerinnen und Bürger.“ (A. Merkel)

Deshalb habe ich diese neuen Bestimmungen angesichts der Corona-Krise umgesetzt – und „Für Elise“ entsprechend keimfrei, mit gebotenem Abstand gesetzt. So kommt hier kein Ton mehr dem anderen näher als eine große Terz. Außerdem erschließen wir mit dieser Version neue Publikumsschichten für atonale Musik. What can we do more?

Download der virusgeprüften Noten. Bitte folgen Sie den Spielanweisungen! Schützen Sie sich und Ihre Mitmenschen!

Darüber hinaus beachten Sie unbedingt Folgendes!

Keine Alte Musik mehr! Denn wir müssen die Alten und Schwachen schützen!

Nur noch Solo-Werke! Keine Orchester- oder Kammermusik! Und vor allem keine „mal etwas lockeren“ Orchester-Flashmobs!

Keine Blasinstrumente! (Wegen Kondenswassertröpfcheninfektion!)

Immer mindestens eineinhalb Minuten Pause zwischen den Teilen aussätziger mehrsätziger Werke!

Hören Sie wirklich nur die nötigsten Stücke!

Niemand braucht mehr als drei Mal das Gesamtwerk von Beethoven! Seien Sie fair! Hamstern Sie nicht!

Wer soll denn die ganzen Gesamtaufnahmen hören? Ganz ehrlich!

UPDATE

Viele Interpret*innen aus aller Welt (darunter China, Taiwan und Südkorea) haben die Corona-Elise eingespielt und online gestellt. Hier eine kleine Auswahl.

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Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.

Eine Antwort

  1. Joachim Schumann sagt:

    Vielen Dank, super Idee, ich könnte mich wegschmeißen. Sowas Witziges!
    Eine der, wenn nicht die Entdeckung im Beethovenjahr 2020.
    Gerne mehr davon!