op. 111 – Eine Analyse in 335 Teilen – Takt 29
Jeder einzelne Takt von Ludwig van Beethovens Sonate für Klavier c-Moll op. 111 aus dem Jahr 1822 wird an dieser Stelle von Bad-Blogger Arno Lücker unter die Lupe genommen. Ein Versuch, dieser Musik irgendwie „gerecht“ zu werden, was natürlich, dafür aber fröhlich, scheitern muss.
Die bisherigen Folgen:
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Aha! Dahin sollte das ganze Gestrüpp also führen! Hier – in unserem heutigen Takt – wird das Thema erst einmal richtig ausformuliert, so scheint es. Wenn wir zurück auf die Takte 20 und 21 schauen, so wird klar, dass Beethoven hier im Grunde eine ähnliche Taktik wie zu Beginn seiner fünften Sinfonie verfolgt. Erst das Thema unisono, also: Alle spielen den gleichen Ton. Erst dann folgt die harmonische Einbettung.
Und eben das geschieht in unserem heutigen Takt! Klar: Die Töne c und es in der obersten Stimme gehören zu c-Moll. Und das h, das uns in Takt 20 noch etwas überraschte (weil der Sprung vom es zum h ziemlich heftig klingt), wird hier – „natürlich“ möchte man sagen – zur Terz der Dominante G-Dur.
Ge- und unterfüttert wird das Ganze mit klopfenden Terzen und Sekunden in der Mittelstimme sowie mit den jeweiligen Grundtönen der Harmonien im oktavierten Bass.
Auch das as (als letzte, oberste Note), wie wir es – als Folgenote des punktierten Tones h – von Takt 21 in Erinnerung haben, taucht hier wieder auf. Spätestens jetzt steht fest: Ja, das ist das Hauptthema!
Wir fassen uns also alle in Gedanken an den Händen und freuen uns gemeinsam.
Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.