Entschuldigung angenommen – in Sachen „Komponistinnenklau“

Vor ein paar Tagen schrieb ich über einen YouTube-Kanal, in dem offenbar junge (also eigentlich umso förderungswürdigere!) Menschen viele Sätze aus meinen VAN-Komponistinnen-Artikeln ohne jegliche Quellen-Angaben (die man ja auch versprachlichen kann; beispielsweise mittels eines: „Max Mustermann schreibt …“) stibitzt hatten.

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Ich habe dann die Kanal-Betreiber angeschrieben. Inzwischen haben die Kolleg*innen die entsprechenden Inhalte heruntergenommen. Und irgendwie tut mir das natürlich leid. Niemand sollte (das wäre absolut lachhaft) irgendwie für sich „beanspruchen“, der große Komponistinnen-Zampano zu sein. Aber: Wenn man für die Anmoderation einer Musik sehr individuell erfundene Sätze aus einem Artikel nimmt (ohne vorher zu sagen: „Maxima Musterfrau-Paschkuweit empfindet das Lied Nadia Boulangers als …“), dann ist das einfach nicht okay.

Just heute war mein letztes Blockseminar „Musik und ihre Vermittlung“ an der Uni Marburg. Natürlich ging es dabei auch um Hausarbeiten (die Studierenden haben schon in der Vergangenheit nicht nur schriftliche Leistungen abgeliefert; es sind unter anderem fantastische, sofort auf ARTE und Co. sendbare Dokus dabei herausgekommen!). Und immer motiviere ich die Studierenden, etwas sehr Eigenes, Individuelles zu schreiben/produzieren/podcasten. ChatGPT und Co. dürfen gerne benutzt werden. (Man muss halt die „Maschine“ eventuell viel länger „füttern“, bis was Gutes dabei herauskaommt; diese Zeit könnte man nutzen, um sich gleich etwas Eigenes auszudenken; vor allem mit vielleicht lustigen Konsequenzen, die man eben ganz selbst in der Hand hat …). Es soll aber wirklich eine Eigenleistung sein; etwas, was neu ist, was vielleicht in die (berufliche!) Zukunft ausstrahlt …

Und besagte Studierende, die die besagte Doku gedreht haben: Die können ihren entstandenen Film als Link nun mehrere Jahre als Arbeitsbeispiel in Bewerbungen verwenden. Wunderbar, nicht?

Letzter Gedanke dazu: Quellenangaben sind doch etwas sehr Schönes! Man verweist auf jemanden, der vorher schon einmal über das etwaige Thema geschrieben/gesprochen hat. Man ehrt ja eventuell Kolleginnen oder Kollegen, die man in dem Kontext vielleicht sogar kontaktiert (alle freuen sich!), damit, dass man sie zitiert. Vielleicht lernt man dadurch sogar Kolleginnen oder Kollegen per Mail kennen – und erweitert dadurch sein wissenschaftliches Netzwerk. Aber einfach so „nehmen“ – und es als Eigenleistung angeben: Nein, das macht man nicht mehr. (Außer vielleicht hochbezahlte Politikerinnen oder Politiker. Da gibt es ja weiß Gott eine gewisse „Tradition“ …).

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Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.

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