Wo war Gott beim ESC?

Ja, wo war er denn bitte gewesen? Wo war er gewesen worden?

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Ich weiß es nicht. Wir alle wissen es nicht. Denn Gott ist größer als wir. Gott sieht von oben auf uns … ja, schaut er wirklich „herab“? Schaut er „drauf“?

Ich könnte stundenlang so weiter salbadern. Denn ich könnte von heute auf morgen der perfekte Pfarrer sein. Ich kann labern ohne Ende. Gib mir ein Thema: Ich mache eine einstündige Predigt daraus. Mit zehnminütigen Versionen davon habe ich das Freundinnen und Freunden schon durchverifiziert. Nach 30 Sekunden werde ich dabei übrigens immer unterbrochen. (Ich habe es noch nie länger als 30 Sekunden durchexerzieren dürfen.) Für den Preis des Unterbrochen-worden-Seins hagelt es dann das Eingeständnis. „Ja, Arno, du könntest sofort als Pfarrer irgendwo anfangen.“ Aber ich möchte kein Pfarrer sein. Weil ich mich dann sehr leer fühlen würde. Denn stundenlang scheinbar deduktiven Unsinn reden: Das macht mich nur phasenweise glücklich.

Eigentlich wollte ich einen Artikel über das vorletzte „Wort zum Sonntag“ schreiben. Also von vorletztem Samstag. Denn ich hatte in einem Podcast davon gehört (dass es ganz schlimm sein soll). Ich habe auch in diesem Moment ein Browserfenster offen, hatte „Wort zum Sonntag Archiv“ gegoogelt. Und garantiert kann man das im Nachhinein abrufen. Aber warum? (Nein, ich will nicht!) Eine Predigt ist eine Predigt ist eine Predigt. Man weiß immer, was man bekommt. Am Ende werden leere Fragen in den (Kirchen-)Raum hineingestellt. Und man kauft das diesen Leuten auch noch ab. So mal eine Minute pro Woche nachdenken: „Mann, was das freisetzt, nicht? Erstaunlich! Danke, Frau Landessuperintendentin Odda-Gebbine Holze-Stäblein!“

Nein, ich will mir dieses „Wort zum Sonntag“ nicht anhören. Laut des besagten Podcasts sei es dort um den „Eurovision Song Contest“ (ESC) gegangen. Und, wie gesagt: Gib mir ein Thema – und ich improvisiere dir eine Predigt dazu. Seit Jahrzehnten dockt ja das „Wort zum Sonntag“ immer an das programmatische „Danach“ im ARD-Fernsehen an. Da habe ich auch schon einmal eine Pfarrerin mit einem Boxhandschuh gesehen. Es war wohl vor einem Kampf eines der Klitschko-Brüder. („Manchmal versetzt einem das Leben einen Schlag. Wir alle kennen das!“ Ja, ja, ja, ja, ja!)

Okay, ich beginne. Und schreibe das jetzt in Echtzeit herunter.

„Eurovision Song Contest“. Der wohl beliebteste Liedwettbewerb der Welt. Bunt, weltoffen – eine wunderbar große Party, die junge, diverse Menschen aus aller Welt zusammenbringt! Wie schön! In den meisten dieser 26 Lieder, die gleich in einen spannenden Wettstreit treten, geht es um, richtig: Liebe! Um die Liebe zu Gott? Vielleicht. Aber wahrscheinlich vor allem um Liebe zu einem anderen Menschen, um Verliebtheit, um die Anziehungskraft der Liebe. Wie sieht es mit Ihrer Liebe in Ihrem Leben aus? Sind Sie gerade verliebt? Spüren Sie die Anziehungskraft zu Ihrer Partnerin, Ihrem Partner – und wie sieht es mit „dem da oben“ oder sagen wir ruhig, denn heute sind wir divers, „der da oben“ aus?

Was mir immer auffällt: Wenn von Liebe und Sehnsüchten in Popsongs gesungen wird, dann richten viele Singende ihren Blick gen Himmel, ringen vielleicht die Hände, malen mit einer Hand einen Regenbogen in den Studiohimmel. Aber warum schauen wir eigentlich in den Himmel, wenn wir von Liebe singen? Natürlich könnte man jetzt halb wissenschaftlich feststellen, dass wir nun einmal gelernt haben, in die Weite und eher nach oben zu schauen, wenn wir eine Art „Schauspiel“ vortragen – und so weiter. Aber ist Liebe wirklich nur ein „Schauspiel“? Haben wir nicht alle schon einmal Liebe gespürt? Und eben nicht nur als Schauspiel, nicht nur „gefaked“?

Sehen Sie: So ganz „gottlos“ ist auch der „Eurovision Song Contest“ nicht. In den meisten Liedern wird es, da bin ich mir ganz sicher, wieder einmal um das Thema „Liebe“ gehen. Und Liebe, die kommt für mich jedenfalls: von Gott. Und vielleicht scheint für Sie in dem ein oder anderen Song der Teilnehmenden gleich auch so etwas wie „Göttlichkeit“ durch. Dann rufen Sie gerne an! Um abzustimmen? Ja, natürlich. Aber Sie können auch „ganz oben“ anrufen! Vor allem in Sachen „Liebe“. Wir verstehen uns …

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Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.

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