ausklang und fragezeichen – die donaueschinger musiktage im livestream daheim

donaueschinger musiktage – ausklang: sehe im livestream francois xavier roth, der chef des swr orchesters baden-baden und freiburg: er mahnt angesichts der fusionen aus angeblichen sparzwängen:“in welchem land wollen sie in deutschland leben?“ dann schweigeminute, ALLE stehen auf. bleibt es ruhig, enden die musiktage nach kreidlers anfangsprotest resigniert? in vielen sprachen rufen plötzlich junge menschen in die stille: „für die kultur“. hat dagegen das stück bernhard ganders eine chance, „hukl“, aus HULK gebildet? explosionen? es beginnt in gleichförmig zu spielenden, immer ähnlichen rhythmen des tutti. wird wohl ein metrisch betontes ding, eher metastravinsky als hulk.

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wir brauchen wohl eine ganz neue (orchester)musik aus appell und affirmation, aus echt, klar simuliert, erklärt, verschoben. ob nun explosionen oder stille oder mikrotonalitäten, geräusche etc. das ist alles nicht mehr glaubwürdig! schon spannend wie somit man der orchesterkultur gedenkt, aber was anderes die menschen wirklich bewegt als die ganze formenmaschinerie der alten neuen musik. das neue liegt weniger im benutzen können von vielem als eine musik, die sich wie ein link verhält, der als referenz seines unterlegten inhalts funktioniert und abgerufen seine farbe von blau in rot oder dgl. ändert. und das sage ich…

hoffen wir auf genaueren bericht von patrick hahn! dabei sein, vor ort, ist eben doch alles. daheim nur ein vorort.

p.s.: „blut“ von aureliano cattaneo für orch. & trio accanto. ja, vor 30 jahren… cattaneo ist schon ein begabter kopf. nur: warum wieder die üblichen texturen, klangströme, schaben in der celesta? wäre dies ein schwarz-weiss stream aus dem jahre 1980, eher 1970, hätte man seinen spass. das wort „blut“ als titel, weil es schön für einen italiener klingt. ich denke da immer an einen längst vergessenen lowbudgetfilm auf einem queeren filmfest: eine brünnhildenhafte blondine ruft zu heteros umzuerziehenden schwuppen, die den kleinen finger immer wieder wegstrecken „verbothen“, mit eben jenem überaspiriertem „h“. cattaneo bringt mein blut nicht in wallung. ja, gute form. einzig der umstand, warum man nicht gleich ein cymbal nimmt, wenn man ins klavier schlägt. ich geh‘ mal wäsche aufhängen!

p.p.s.: die wäsche hängt, wie wohl cattaneos triller und steeldrum-ausklang. alle beruhigt, dass keiner vorsprang und seine pulsadern aufschnitt. ich habe mich in der eile immerhin aufgekratzt am reissverschluss meiner jeans. was sagt frau jeschke: accanto löst sich auf? schade und doch auch gut. so gibt es ein format weniger. jetzt gehen alle brav raus und freuen sich, dass nach all den aufregungen und schweigeminuten ein übliches stück erklang: ja, die neue musik lebt, wenn wir sie so fördern, wie sie eben klang. begabung ist aber, erinnert euch an stockhausen, nicht alles!

p.p.p.s: also klangfarbe und deren rhythmisierung. wie weisser rotwein, franck bedrossians itself… hat was, als spielte arnulf herrmann eine debussyplatte schwankend ab. usf. ich muss weg vom stream! habe gerade ein neues, rosa t-shirt in der weisswäsche ausgemacht. die waschmaschine rhythmisiert mir das hübsch, und verfärbt meine… über meine unterwäsche schweige ich lieber, wie man über diese musiktage schweigen breiten sollte. rettet die orchester, aber bitte auch die musik. ich weiss schon gar nicht mehr, ob nun 1960, 70, 2020. wie gut dass die neue musiksosse nicht in meiner waschmaschine trommelt. höre noch zuletzt kb.-brummen. huch, jetzt aber stopp.

p.p.p.p.s.: wäsche gerettet – also doch nicht unspannend der formale drive des letzten stücks – zumal diese komische blechstelle. und dann wieder herbstliches streichergetriller, eicheln im laub der pizzicati. ach was… wind. arnulf, lass die platte schneller drehen!! wenn jetzt der komponist aufträte und wie der sprecher in den gurreliedern sprechgesang zu seinem herbstwind walten lassen würde. oder anrdé willms mal wieder wie am ende von tutuguri teil 3 brüllen würde. oder diese spahlingersche pizzicatolänge in paysage-passage. und nun wieder entfernte walzerfideln, um dann im gewippe einer geste zu verschwinden, die bei kreidler irgendwie nach personalstil klänge und hier nur geklaut. auch so ein unikum, genauso das klaviergewische, was bei ihm szenisch ist und sonst vom band dazu kommt. das der tag auch mal kommt, das kreidlerzitat!! schleudergang… abpumpen… den heimkehrern eine gute und gesegnete reise!

p.p.p.p.p.s: der orchesterpreis ging an franck bedrossian. der geheime, richtige gewinner ist aber, aufgrund des zitierens: unser johnny!! ergo hat er doch ein orchesterstück geschrieben, die erste aufführung vor der aufführung der musiktage, sich aufführend, die letzte im zitat beherrscht. kreidler schrieb somit doch ein orchesterstück und vielmehr: komponierte er mitunter die gesamten musiktage? wer’s glaubt! friede sei mit uns.

Komponist*in

Komponist*in

Eine Antwort

  1. phahn sagt:

    ja, ich beeil mich nachher mit dem schreiben, kann aber morgen früh werden …