donauflügel 4 – im wagnerspinat

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weil die computer immer umfangreichere strukturen generieren, werden die stücke immer länger. und weil die stücke immer länger werden, kann man immer weniger stücke aufs programm setzen. auch bei wenigen stücken sind die konzerte dann immer noch lang.

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nach zwei tagen lange-stücke-marathon – und den kritischen stachel, dass man so gegen die immer kürzere neuemusikimplantation in konzertkontexten protestiert muss man nun nicht wirklich mitfühlen, damit es weh tut, wobei auch noch darüber zu diskutieren wäre, wie lang eigentlich lange stücke sind, ob man ein werk von mozart als genauso lang und dicht hört wie ein stück von bernhard lang oder enno poppe und ob also der dichtequotient gleich zu bemessen wäre – und wirklich bewusstseinserweiternden musikalischen erlebnissen (nach enno poppes speicher-spaziergang kommt einem die welt da draußen ziemlich langsam vor, so wie wenn man aus einem hochgeschwindigkeitszug steigt und dann auf fahrraddroschke umsteigt), wo war der satz? ach ja – tag zwei endet, klingt aus mit einem wagner fade out im bierkeller der fürstenberg-brauerei (ein bier, das man IMMMER 2mal spürt – der schale Nachgeschmack beim Trinken und der Kater am nächsten Morgen) wo spinat und sesam bagels (nicht etwa sesam RINGE, wie man hätte erwarten können, nein, der semi-semitische Witz musste noch sein, dass wagner-bagels ausgegeben werden … ) zu einer großen, nein, seien wir ehrlich, zu einer kleinen wagner-verschwampfung gereicht werden.

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ja, solche orte braucht ein festival, wo man zur ruhe kommen, ein (hoffentlich besseres) bier trinken und dennoch im musikflow sein kann. und, ja, solche musiker braucht die welt, die sich satte 11 stunden (heute) hinsetzen, um wagner, den sie auf den ohren haben, nachzuspielen. oder das, was ihnen der komponist gestattet, davon nachzuspielen. ein prost auf das ensemble kaleidoskop.

wem das bier zu kopf gestiegen ist, der kann mal eine neue hörhaltung ausprobieren, seinen kopf nicht in den sand, sondern in die tonne stecken und dann subaquatisch (also mit dem kopf im h2o) sich die solti-ring-gesamtaufnahme anhören, die die musiker auf den ohren haben. so lange der sauerstoff reicht.

so richtig lecker wurde das natürlich erst heute abend, als dann schon so eine fett-haarzeugs-ohrenschmalz-glibberschicht auf den öltonnen mit wasser schwamm und das musikhören zum mikrobiologischen extremsport wurde. hier ein mutiger proband beim hören und auftauchen.

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mögen in zukunft die gabelstapler wieder in ruhe ihre arbeit im bierstrom verrichten. darauf zwei aspirin und ein grabstein für die kleine große form. and nuts.

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Musikjournalist, Dramaturg