große Momente (UE filmmusik newsletter zum zweiten)

Alexander Seemann von der Universal-Edition hat bei uns inzwischen Kultstatus. Immer wieder begeistert er mit seinen „filmmusik newsletter“-Texten, in denen er fast schon rührend verzweifelt versucht, den Back Catalogue von UE so blumig, so groovy, so pathetisch zu umschreiben, dass Steven Spielberg z.B. gar nicht anders könnte als …sagen wir Victoria Borisova-Ollas’* „Angelus“ für seinen nächsten Film zu verwenden. Das käme bestimmt groß raus!

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Auszüge aus seinem neuen Werk gefällig? Nein, gleich den ganzen Text!
Alexander Seemanns Originaltext ist kursiv, meine Kommentare nicht.

Was haben Luxus-Vans und leidende Helden gemeinsam?
Im ersten Moment – nichts!

Im zweiten Moment auch nichts. Und im dritten? Mal kurz nachdenken….also….im dritten Moment: auch nichts! Seemann, quo vadis (dein Text)?

…Erzählen sie doch als Protagonisten ihrer Filme Geschichten, wie sie unterschiedlicher nicht sein können:…im commercial die Suche nach „excellence“, Pioniertaten, materialisierten Visionen, im Spielfilm der Kampf gegen die eigenen Dämonen, erbitterte Feinde, die ganze Welt. Und doch streben beide auf ihrer Heldenreise unausweichlich jenem magischen Punkt zu, an dem sich alles auflöst und befreit – dem big moment.

Ja, so stelle ich es mir vor: Die unerträgliche Werbung auf youtube mit Boris Becker und seinen „frischen Blumen“ (Hornbach), alptraumartig gesteigert durch die gräßliche Kratzstimme seiner Freundin, deren Namen ich schon wieder vergessen habe…ist in Wirklichkeit auf der Heldenreise zur „excellence“, auf der Suche nach dem „big moment“, der ganz sicherlich darin bestehen muss, Boris Becker in seinen selbstzufriedenen Arsch zu treten oder der Freundin mit der gräßlichen Kratzstimme mit den gesammelten Blumenrabatten das Maul zu stopfen. Ja, diese Werbung konkurriert nach Seemann mit „Avatar“, wo der Held es gleich mit einer ganzen Welt aufnimmt, all dies im Dienste der Universal Edition, die uns als treuer Freund, ja als Enkidu der Notenzunft, zum „magischen G-Punkt“ begleitet. Und was brauchen wir dazu?

Komponisten der Neuen Musik zelebrieren „große Momente“ in schier unerschöpflicher Vielfalt…

…und natürlich auch manchmal kleine Momente in schier erschöpflicher Einfalt…

Nähert sich der eine auf leisen Sohen, verspielt, immer wieder hinauszögernd….

Ja, besorgs mir, besorgs mir mit Deinen geilen Tönen, Joseph Marx*, gib es mir mit Deiner „Festlichen Fanfarenmusik“!!!

…fällt der andere polternd bombastisch, mit mächtigem Impact ein.

Damit kann nur W. R. gemeint sein, furchtvoll auch „der Jabba aus Karlsruhe“ genannt. Oder vielleicht Kurt Atterberg* mit seiner „Dollar Symphony“, einem Klassiker der Moderne!

Ob mit epischem Pathos, selbstironischem Augenzwinkern oder himmelhochjauchzender Fröhlichkeit, diese Musik-Sequenzen ziehen turbinenartig in ihren Bann….

Ja, auch ich bleibe gebannt vor jeder Turbine stehen, denn die sind einfach so selbstironisch und himmelhochjauchzend. Und denke dabei sofort an David Bedfords* „1. Symphonie, Part 1“.

…mobilisieren schlagartig alle Sinne und entladen zu ihrem Höhepunkt….

…das ist so geil wie ein Porno, ja, entladet euch über uns, ihr modernen Klänge! Spritzt auf uns ab!

…ein wahres Gewitter der Gefühle;

…ach, schade…nur Gefühle. Ich wollte doch so richtig geil porno und so.

…als Soundtrack punktgenau unter dem Packshot oder dem Plot-Point platziert ein Garant für ungeteilte Aufmerksamkeit.

Ich weiß nicht, was Alexander Seemann unter einem „Packshot“ versteht (er selber wahrscheinlich auch nicht), aber irgendwie klingt es schmutzig. Und schon ist man wieder angegeilt und dabei! Mach mir den „packshot“! Punktgenau!

Unsere heutige Auswahl aus dem UE-Repertoire ist „ganz großes Kino“. HÖHEPUNKTE NON-STOP!

Diese sexuell aufgeladene Wortwahl…ich kann nicht mehr! Gnade, Seemann!

…sämtlich geeignet, große Momente im Kino oder Werbespot zu unvergesslichen Momenten zu machen.
Dafür spricht übrigens auch, dass ausnahmslos alle Stücke noch nie zuvor im Spielfilm verwendet wurden. Inspiriert?

Angegeilt? Ja, das „Recht der ersten Nacht“ wird sie so richtig scharf machen, die Herren Produzenten. Jungfräuliche zeitgenössische Musik, blutjung, zum ersten Mal – im wahrsten Sinne des Wortes – GENOMMEN! Verwendet! Benutzt!
Beherzte Filmfirmen greifen nach dem Lesen dieses Textes natürlich zu Pancho Wladigeroffs* Bulgarischen Schwänzen, äh, Tänzen, denn bei diesem Namen kann es sich nur um ein Pseudonym handeln.

Was, es gibt Pancho Wladigeroff* tatsächlich?

Er ist einer von UE’s erfolgreichsten Komponisten?

Und eignet sich besonders für Werbespots und Filme, für…“big moments“?

Cumshot inklusive?

Ich gebe auf.

Moritz Eggert

* tatsächliche Komponisten, auf der Demo-CD vertreten

große Momente

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3 Antworten

  1. David sagt:

    Sehr schön, wo kann ich die CD bestellen? ;)
    Ich für meinen Teil finde ja, daß die Tatsache, daß „ausnahmslos alle Stücke noch nie zuvor im Spielfilm verwendet wurden“, eher nicht für deren Eignung zu selbigem sprechen… Aber ich kann mich ja täuschen.
    Kleines Detail: das Komma nach „Ihr“ ganz am Ende bedürfte auch einer Interpretation.

  2. eggy sagt:

    „Ihr,
    Alexander Seemann“

    bedeutet: wir alle sind Seemann!
    (wahrscheinlich)

  3. Filmmusik sagt:

    Mich würde auch interessieren wo man die CD bestellen kann. Beste Grüße aus Mannheim