Theater Aachen entfernt Karajan-Büste, wann folgen Berlin, Salzburg, was wird mit Böhm, Knappertsbusch, Krauss, etcpp.?

Jetzt wird’s heiß! Wir alle wissen inzwischen, dass Herbert von Karajan gleich zweimal in die NSDAP eintrat. Bisher überwog sein Nimbus als wichtiger Dirigent und medialer Pionier von Musik in Film und am Ende seiner Karriere auf CD. In Aachen war er in den 30/40er Jahren des 20. Jhds. GMD, später Säulenheiliger. Nun hat die Intendantin des Theater Aachnes mit ihm aufgeräumt und seine Büste aus dem Haus entfernen lassen. Das empört manche. Doch muß und soll man im 21. Jahrhundert kritisch auf die Monumente des 20. Jhds. und seine NS-Zeit blicken. Der Bronze-Kopf wandert nun ins Museum und wird laut Berichten 2025 Teil einer Ausstellung zum Theater Aachen, wohl zum Abschnitt „NS-Zeit“.

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In Berlin nennt man noch eine Orchesterakademie nach von Karajan, in Salzburg ist ein Platz nach ihm benannt, weitere Büsten stehen in anderen Opern- und Konzert-Prunk-Foyers. Was wird mit diesen passieren? Bei Lichte betrachtet gäbe es genug Musiker:innen die Opfer des NS-Staates wurden oder sich gegen diesen einsetzten, die Monumente verdient hätten. Es gibt hunderte von Musiker:innen der Klassik, der Neuen Musik, des Jazz, des Pop/Rock, des Musicals, deren Büsten man in Opern- und Konzertfoyers aufbauen könnte, nach denen man Strassen und Plätze benennen könnte.

Dafür könnte man zudem ernsthaft überlegen es dem Theater Aachen gleich zu tun, in der Wiener Staatsoper Karl Böhm zu entfernen, genauso an anderen Orten oder in München Clemens Krauss. Hans Knappertsbusch, der mitten im Krieg auf Geburtstagskonzerten für Adolf Hitler dirigierte, sollte man womöglich genauso ins Museum in die NS-Ecke oder in den Keller verbannen. Die gesamte Gottbegnadeten-Liste Hitlers und ihre Musiker:innen und Komponisten sollte man kritischer beurteilen und Büsten von dort genannten Personen entfernen, ins Museum oder in den Keller stellen. Büsten in Prunk-Foyers dienen nicht der kritischen Auseinandersetzung, sondern der Feier, besonders von alten und neuen Freunden des Nationalismus verteidigt. Doch wir brauchen Platz für Personen, die sich später um unsere Kultur verdient gemacht haben! Büsten von Karl Amadeus Hartmann, von Victor Ullmann, von Alma Rosé, von Sofia Gubaidulina, von Keith Jarrett oder ganz vielen anderen sollten unsere Foyers zieren.

Es geht nicht um ein Ignorieren von verdienten Einspielungen durch die im NS-Staat Problematischen. Es geht nur darum zu überlegen, ob ihre Denkmäler an prominenten Orten wie Foyers und als Namensgeber von Strassen und Plätzen wirklich geeignet sind. Aachen hat einen mutigen Beginn gewagt. Ohne ewige Diskurse könnten weitere Städte folgen und weitere Büsten anderer Namen entfernt werden.

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