David Garrett – ein „Würstchen“?

Ich kann nicht von mir nicht gerade sagen, dass ich nicht früher „draufgehauen“ habe auf die (vermeintlichen) Stars. Ich war böse – und Vieles tut mir leid. Ehrlich. Auf David Garrett habe ich – meiner Erinnerung nach (und die trübt sich mit dem Alter wahrscheinlich mehr und mehr) – noch nie „draufgehauen“. Warum auch? Er hat mir nichts getan. Und „der Klassik“ hat er auch nichts getan. (Viel schlimmer finde ich diejenigen, die immer noch tumb behaupten, sie würden „der Musik dienen“, weil ich nie weiß, was das bedeuten soll. Außer, dass irgendwelche pseudoheiligen Allgemeinplätze bedient werden, meistens im Zeichen der 132.492stigen Einspielung aller Brahms-Sinfonien. Das jedenfalls ist ganz sicher kein „Dienen“, sondern einfach nur langweilig und unnötig; es sei denn, Brahms wird historisch informiert gespielt; da wünsche ich mir sogar noch tolle Einspielungen.)

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Gestern tauchte auf Twitter ein Tweed auf, in dem David Garrett ein „Würstchen“ genannt wurde …

Das gefällt mir schon im Tonfall nicht. Ich würde jemanden, der nun wirklich hochbegabt an der Geige war/ist, als „Würstchen“ bezeichnen. Auch hat David Garrett nicht „an einer Uni“ studiert, sondern an einer Musikhochschule. Mit zugekniffenen Augen zu spielen: Das ist ebenfalls kein Fehler. Machen viele. Und meistens nur phasenweise. (Viel peinlicher finde ich die vielen Instagram-Videos von mit dem Oberkörper dauerhaft und einstudiert rudernden Pianistinnen und Pianisten, die mit Ach und Krach einen zwanzigsekündigen Ausschnitt aus einem Chopin-Nocturne halbwegs fehlerfrei gebacken bekommen.)

Nein, ich habe überhaupt nichts gegen David Garrett. Im Gegenteil. Mein Gefühl sagt mir, dass das ein ziemlich sympathischer, feinfühler, cooler Mensch ist, mit dem ich jederzeit ein/zwei Biere trinken gehen würde. Vor ein paar Jahren habe ich mal eine seiner Shows im TV geschaut. Nicht meine Welt, klar. Ich mag unverstärkte Musik. Orchester klingen in den Philharmonien unseres Landes einfach besser. Und Open Air und eben verstärkt: immer nicht so toll. Nach Plastik. Nach falschem Bombast. Die Show von David Garrett war aber gut konzipiert – und die Ansagen von David Garrett zwischen den Stücken (klar: von den Scorpions über einen verschnulzten Bach zurück zu „Fluch der Karibik“ oder so ähnlich …) überraschend undumm und authentisch. Da gibt es so viel Falscheres!

Also: Meine Stimme für David Garrett. Und herzliche Einladung zum Bier von meiner Seite aus!

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Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.

Eine Antwort

  1. Anne majolie sagt:

    Ich finde iconic richtig toll,die CD ist ein richtiger Genuss.die beiden klassischen Stücke sind nicht so bekannt, aber sehr gut interpretiert. David garett lebt diese Musik er spürt sie in jeder Zelle seines Körpers einfach klasse mehr davon. Ich mag von Kind auf violinkonzerte, spiele aber kein Instrument schade dazu braucht man Eltern die das fördern.