Neue Musik / Musikfeature / SoundArt: Die Radio-Woche vom 18.06. bis 24.06.2018

Radio Neue Musik. Montage: Hufner
Radio Neue Musik. Montage: Hufner

Neue Musik und Musikfeatures in der Kalenderwoche 25. Schwerpunkte: Marco Stroppa | Philippe Hersant | Enrico Chapela | Harry Partch | Holger Groschopp | ### | Was ist „schön“? | Das rhythmische Büro | SoundCard Singapur | Forum neuer Musik 2007 | Leben und Tod des Kornettisten Bix Beiderbecke | Thomas Mann und sein Nachbar Bruno Walter | rainy days | Was von Gounod | PODIUM-Festival Esslingen | Radio-Aktivität |

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18.06.2018


21:04 bis 22:00 | kulturradio
MUSIK DER GEGENWART: Der Pianist Holger Groschopp

Mit Margarete Zander. Das Berliner Konzertpublikum kennt ihn als Tastenspieler bei den Berliner Philharmonikern oder dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin an Celesta, Harmonium oder Klavier. Holger Groschopp ist jedoch auch ein leidenschaftlicher Kammermusiker, nicht zuletzt im Bereich der zeitgenössischen Musik.

23:03 bis 00:00 | SWR 2
SWR2 JetztMusik: Das Universum aus der Raute – Neue Werke für die Instrumente des amerikanischen Komponisten Harry Partch

Von Hubert Steins. Harry Partch war eine Ausnahmefigur in der Musik des 20. Jahrhunderts. Der Amerikaner komponierte auf Basis einer mikrotonalen Theorie mit 43 Tönen pro Oktave. Er schrieb deshalb ausnahmslos für ein eigens entwickeltes Instrumentarium, das diese besondere Stimmung abbilden konnte. Diese eigentümlichen Klangerzeuger standen einer Aufführung seiner Werke auf internationalem Parkett im Wege, inzwischen aber existieren in Köln Nachbauten, die für das Ensemble Musikfabrik entstanden sind. Um nun die Instrumente aus einer ausschließlich Partchs Werken gewidmeten Aufführungspraxis heraus zu führen, initiierte das Ensemble Musikfabrik Kompositionsaufträge. Die Sendung stellt einige dieser neuen Werke für Partch-Instrumente vor.


19.06.2018


00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Neue Musik: Radio-Aktivität – Die Funkoper als bühnenloses Musiktheater

Von Leonie Reineke. In den 1920er-Jahren begann sie als visionäres Rundfunkexperiment: die Funkoper. Ist die Gattung heute obsolet?

00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Bayerische Komponistinnen

Harald Genzmer: Concertino Nr. 1 (Andrea Lieberknecht, Flöte; Oliver Triendl, Klavier; Münchener Kammerorchester: Alexander Liebreich); Günter Bialas: Sechs Stücke und ein Marsch (Begoña Uriarte, Karl-Hermann Mrongovius, Klavier); Wilhelm Killmayer: „Hölderlin-Lieder“, 3. Zyklus (Christoph Prégardien, Tenor; Siegfried Mauser, Klavier); Karl Amadeus Hartmann: Streichquartett Nr. 1 – „Carillon“ (Henschel-Quartett); Hans Werner Henze: Symphonie Nr. 4 (Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks: Yuri Ahronovitch)

21:00 bis 22:00 | NDR Kultur
neue musik: Neue Musik auf Erfolgskurs?

Von Margarete Zander. Den Schock sieht man ihnen an, wenn die ersten Töne erklingen, da halten sich Freundinnen aneinander fest, die Karten für die Elbphilharmonie bekommen haben und bei den ersten Tönen merken, was da auf dem Programm steht. Dass die gleichen Damen am Ende mit standing ovations ihre Begeisterung für den Komponisten zeigen, hätten sie selbst wohl am allerwenigsten gedacht. Bekommt die Neue Musik endlich den Platz, den sie sich lange gewünscht hat?

22:05 bis 23:00 | BR-KLASSIK
Horizonte: Das PODIUM-Festival Esslingen feiert sein 10. Jubiläum

Das PODIUM- Festival Esslingen feiert dieses Jahr sein 10. Jubiläum. Klassische Musik trifft hier auf andere Genres, wird begleitet von Tanz, Theater und Film. Louisa Diederichs befragte die jungen Musiker, was sie mit dem Klassik-Festival am Neckar verbindet. Warum sie als Bühne Autohäuser oder Fabrikhallen vorziehen? Warum ihnen genreübergreifende Musik am besten gefällt? Und vielleicht ist ihre Musik ja sogar für diese anderen Bühnen geschrieben?


20.06.2018


00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Fränkische Komponistinnen

Gustav Gunsenheimer: Concertino Nr. 1 (Andreas Böcking, Flöte; Thüringer Symphoniker Saalfeld-Rudolstadt: Oliver Weder); Albrecht Gürsching: „Multicoded Music“, Septett (Musica-Nova-Ensemble: Ernst Huber-Contwig); Cornelius Hummel: 8 Musiken für 9 Streicher (il capriccio: Friedemann Wezel); Tobias Giesen: Vier Stücke (Tobias Giesen, Klarinette; Claudia Hübl, Klavier); Siegfried Fink: „Timing for percussion“ (Martin Amthor, Axel Fries, Wolfgang Link, Rainer Römer, Schlagzeug); Joachim F. W. Schneider: Acht Stücke für Tubaquintett (Münchner Tubaensemble); Gunter Dornheim: „Concerto I“, in vier Sätzen (Mitglieder der Nürnberger Symphoniker: Max Loy); Volker Blumenthaler: „Musica minima 1995“ (Uta Walther, Klavier)

20:04 bis 21:00 | hr2-kultur
Kaisers Klänge: Die letzte Zugabe: Was von Gounod

Er hat Sinfonien geschrieben, große Opern und zahllose Sakralwerke. Aber am bekanntesten ist Charles Gounod wohl als Mann der geschmackvollen Petitessen, die im Konzertsaal immer wieder als Encores erklingen. Sei es die Juwelenarie aus seiner Faust-Oper, sei der Margareten-Walzer oder ein Trauermarsch für eine Marionette. Die Bearbeitung von Bachs C-Dur-Präludium als Ave Maria ist ohnehin ein Welthit. Und sogar die Nationalhymne des kleinsten Staates der Welt stammt von Gounod.

21:04 bis 22:00 | kulturradio
MUSIK DER GEGENWART: Der Geschichtenerzähler: Der musikalische Kosmos des Komponisten Enrico Chapela

Mit Eckhard Weber. Er hat auch schon einmal ein Fußball-Länderspiel für Orchester „vertont“: Der mexikanische Komponist Enrico Chapela bringt frischen Wind in den Konzertsaal. Sein Zugang ist überraschend und eigenwillig. Anklänge an lateinamerikanische Popularmusik, Jazzeinflüsse, Minimal Music, Impulse aus dem Rock, Bezüge auf Beethoven und vieles mehr fließen in seine Werke, die von einem virtuosen Umgang mit Strukturen und Farben zeugen.

23:03 bis 00:00 | SWR 2
SWR2 JetztMusik: Metanoia

Andrew Digby (Posaune); Michael Sattelberger (Orgel). Mitglieder der Hymnus-Chorknaben Stuttgart: Arne Bansinger, Igor von Gagern, Jonathan Langer, Philipp Schreiner (Knabenstimme). Peter Maxwell Davies: Judas Mercator für Posaune solo | Victor Suslin: Lamento für Orgel solo | Klaus Huber: Metanoia I für Orgel, Altposaune, Knabenstimmen und Zusatzinstrumente. (Konzert vom 28. März in der Hospitalkirche, Stuttgart)

Michael Sattelberger und Andrew Digby erinnern in ihrem Konzert an den im Oktober 2017 verstorbenen Komponisten Klaus Huber. Im Mittelpunkt steht sein religiös motiviertes Werk Metanoia. Ergänzt wird das Programm mit Werken für Posaune solo und Orgel solo von Victor Suslin und Peter Maxwell Davies.


21.06.2018


00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Neue Musik: rainy days

Philharmonie Luxemburg. Aufzeichnung vom 18.11.2017. Rick Burkhardt: „Earth Opens“ (Uraufführung) | Ann Cleare: „I should live in wires for leaving you behind“ für zwei Pianisten und zwei Schlagzeuger | Enno Poppe: „Feld“ für zwei Klaviere und zwei Perkussionisten. Ensemble Yarn/Wire: Ian Antonio, Schlagzeug; Russell Greenberg, Schlagzeug; Laura Barger, Klavier; Ning Yu, Klavier

00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Bayerische Komponisten

Franz Hummel: Klavierkonzert (Carmen Piazzini, Klavier; Moskauer Sinfonieorchester: Alexej Kornienko); Fritz Büchtger: Konzert für Streichorchester (Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks: Jan Koetsier); Dorothee Eberhardt: Streichtrio Nr. 3 (Vuillaume Trio); Harald Genzmer: Konzert für Schlagzeug und Orchester (Peter Sadlo, Schlagzeug; Bamberger Symphoniker: Werner Andreas Albert); Klaus Hinrich Stahmer: „Ning Shi“ (Stefan Hussong, Akkordeon; Wu Wei, Guzheng)

19:05 bis 20:00 | BR-KLASSIK
KlassikPlus: „Mendelssohns Scherzo-Typ: ein Triumph über die Schwerkraft von Tönen“

Nicht immer, aber manchmal spiegelt sich der Mensch in seiner Musik. Für Komponisten der Romantik gilt das jedenfalls. Zum Beispiel auch für Felix Mendelssohn Bartholdy? Darf man sich den für seine Scherzi typischen Tonfall mit biografischen Einzelheiten seines Lebens erklären, vielleicht auch mit Charaktereigenschaften des Künstlers? Fand hier ein sonniges Gemüt zum „Triumph über die Schwerkraft von Tönen“? In einer neuen KlassikPlus-Sendung stellt Volkmar Fischer viele Fragen, nicht nur anhand so bekannter Orchesterkompositionen wie dem Scherzo aus der Bühnenmusik zu William Shakespeares „Sommernachtstraum“: Vor allem Kammermusik soll unter die Hörlupe genommen werden (von Opus 12 bis Opus 81). Auf interpretatorischer Seite steht das Mandelring-Quartett ebenso wie das angeblich beste Orchester der Welt: die Berliner Philharmoniker unter Claudio Abbado in ihrem letzten gemeinsamen Konzert.

20:04 bis 22:30 | SR2 KulturRadio
Mouvement: Auf den Spuren der Vergangenheit – Dem Komponisten Philippe Hersant zum 70. Geburtstag

„Duo Sephardim“ und „Variations sur la ‚Sonnerie de Sainte-Geneviève du Mont de Paris‘ de Marin Marais. Turbulente Landschaften. Die Komponistin Thea Musgrave: „Turbulent landscapes“ und „Two’s company“ | Pionier der Mikrointervalle: Dem Tschechen Alois Hába zum 125. Geburtstag

22:03 bis 23:00 | SWR 2
SWR2 Hörspiel-Studio: Erlösung. Ein Making-of – Von Claudia Weber

Mit Fabian Hinrichs, Michael Rotschopf und Nele Roll. Komposition und Realisation: Claudia Weber. (Produktion: SWR 2018)

Schon wieder ein öffentlich-rechtliches Fernsehprojekt mit didaktischem Überehrgeiz: eine Doku über Moral. Moral früher, Moral heute, moralische Instanzen, Selfie-Moral, Ego-Moral, Individual-Moral, Blablabla-Moral.

Auftragsfilmemacher Philipp kann gar nicht so zynisch sein, wie das Projekt ihn nervt. Jetzt sitzt er im Schnitt und ärgert sich über die Statements seiner Interviewpartner. Taugen alle nichts. Immerhin hat er ein paar hübsche Trickfilmpassagen in seiner Doku: Geschichten vom kleinen Paul – von seiner Geburt, aus dem Sandkasten und der Schule, Erfahrungen beim Erwachsenwerden, Ängste, Drogen, Lügen, Schuld und Unschuld. Eine Lektion in Moral-Genese. Mit den Szenen vom kleinen Paul sollte es halbwegs hinhauen. Und wenn Phillipps Freund Wolf die Kommentartexte zum Zeichentrickfilm spricht, gibt es wenigstens einen netten gemeinsamen Aufnahmetag. Doch Wolf sieht in Philipps Doku über Moral einen ganz anderen Film. Mit einer ganz anderen Wahrheit und ihre Konsequenzen.


22.06.2018


00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Klangkunst: Zwischen – 22 Lautgedichte – Von Jan Jelinek

Mit: Bodo Primus. Technische Realisierung: Norbert Vossen, Bettina Krol. Produktion: SWR 2017. Länge: 43’33.

Ähm … hmm … ööh … Klingende Hommage an eine ins Stocken geratene Sprache. Wir alle kennen das Verhängnis des Sprechens: Der Redner stockt, dehnt Laute, pausiert, schweigt, setzt mehrfach an. Es entsteht eine Verzögerung oder eher ein Sprachgeräusch. Die lautpoetische Collage versammelt 22 Antworten auf 22 Fragen. Allen Antworten ist gemeinsam, dass sie in öffentlichen Interviewsituationen aufgezeichnet worden sind. Es entstehen Klangcollagen der Stille. Hörbar bleibt lediglich eine archaische Körpersprache: Modi des Atmens, Planungsphasen, gärende, nach Sinn ringende Wortpartikel, die sowohl in lautmalerischen Tumult ausbrechen, als auch in sonores Rauschen abdriften können.

Jan Jelinek, geboren 1971 in Bad Hersfeld, lebt und arbeitet als Musiker und Musikproduzent in Berlin. 2008 gründete er das Label Faitiche. 2012 erhielt er den Karl-Sczuka-Förderpreis. Im Jahre 2016 war Jan Jelinek Artist-in-Residence in der Villa Aurora in Los Angeles, USA.

00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Bayerische Komponistinnen

Bertold Hummel: Symphonie Nr. 3, op. 100 – „Jeremia“ (Philharmonisches Orchester Würzburg: Jonathan Seers); Roland Leistner-Meyer: Streichquartett Nr. 1 (Volpini-Quartett); Rochus Gebhardt: Messe (Anemone Jung, Sopran; Eva-Maria Dauscher, Alt; Peter Schneider, Tenor; Josef Kanz, Bass; Chor und Orchester „Pro Musica“: Alfons Forstpointner); Meinrad Schmitt: „Herbstmusik“ (Residenz-Quintett München)

19:05 bis 20:00 | BR-KLASSIK
Das Musik-Feature: Freundschaft übern Gartenzaun – Thomas Mann und sein Nachbar Bruno Walter

Von Markus Vanhoefer. Glauben wir Katja Mann, begann alles mit einem Zwist unter Nachbarskindern in München-Bogenhausen. Klaus (Mann) hatte Gretel (Walter), in die er angeblich auch ein wenig verliebt war, auf dem Schulweg an den Haaren gezogen. Der Konflikt der Kleinen hatte etwas Gutes. Zur Streitschlichtung nahmen die beiden betroffenen Elternpaare Kontakt auf. Es ist der Anfang einer der außergewöhnlichsten und faszinierendsten Künstlerfreundschaften des 20. Jahrhunderts.

„Der Musik habe ich mich in den letzten Jahren wieder viel mehr genähert. Hauptsächlich wohl durch den Verkehr mit B. Walter, dem guten, feurigen, kindlichen, begeisterten Generalmusikdirektor“, wird der musikaffine Literaturnobelpreisträger Thomas Mann 1917 über seinen Nachbarn schreiben. Die lebenslange Freundschaft zwischen dem Autor der „Buddenbrooks“ und dem großen, international erfolgreichen Dirigenten Bruno Walter ist überraschend facettenreich. Sie beginnt im Privaten, bei Faschingsfeiern, Familienfesten und Familientragödien, geht über gemeinsames kulturelles Engagement (zum Beispiel für Pfitzners Oper „Palestrina“) und kulminiert in der gemeinsamen leidvollen Erfahrung der Emigration, als beide Familien 1933 von den Nazis aus Deutschland vertrieben werden. Die enge Beziehung zwischen Mann und Walter ist deshalb nicht nur die Literatur- und Musikgeschichte. Sie ist deutsche Geschichte und Weltgeschichte. Das macht sie so erzählenswert.

21:05 bis 22:30 | Bayern 2
hör!spiel!art.mix: Gerhild Steinbuch: Final Girls oder Wenn das Schweigen …

Final Girls oder Wenn das Schweigen was zu sagen hätte, würd‘ mich interessieren, was es mir zu sagen hätte. Ursendung.

Frauen, Männer und Kettensägen: Christine Grimm im Gespräch mit Gerhild Steinbuch (Autorin) und Henri Hüster (Regisseur)

Als „final girl“ wird im Slasher-Film jene Frau bezeichnet, die dem Täter immer wieder entkommt – um ihn dann schließlich zur Strecke zu bringen. Was sie allerdings definiert, ist  ihre Stärke als ihr Nicht-Frau-Sein: Das final girl ist jungfräulich, unschuldig, unberührt oder zumindest asexuell; es wirkt androgyn und trägt Namen, die auch gut als Männernamen durchgehen könnten. Das final girl ist also  als emanzipierte Frauenfigur konzipiert, sondern als Projektionsfläche für den „male gaze“, den konservativ-männlichen Zuschauer, der sich daran ausleben bzw. darin einleben darf, denn die Möglichkeit der Identifikation mit dem final girl ermöglicht ihm das Hineinversetzen in Opfer und männlichen Täter gleichermaßen.

Er kann also als Täter Opfer sein, ohne sich schuldig zu fühlen. Eine Geschichte, die, obwohl sie brutal ist, nicht weh tut, weil die Körper, auf denen sie sich gründet, nicht mehr gespürt werden müssen. Weil sie nicht gehört werden müssen. Weil der Täter nicht nur anstelle der Opfer sprechen kann, sondern weil er als Opfer sprechen kann. Das war ja einfach. Denn über Opfer will hier ohnehin ja niemand sprechen, die will niemand sprechen lassen.

Aus dem Raum hinter der Geschichte beobachten vier final girls ein Land im Rechtsdrall. Täter gerieren sich als Opfer: Lügenpresse, Überfremdung, großer Austausch. Sie lauern nicht mehr länger im Schatten wie die Slasher in den Filmen der 70er, 80er und 90er Jahre, sondern drängen selbstverliebt lächelnd ins Licht, machen die Welt zu ihrer Bühne und überschreiben Geschichte mit ihrer Geschichte, in der nur Platz hat, wer wie sie ist. Und die wie sie sind, werden immer mehr. Als politische Vorzeigefigur schreitet ihnen der Kleine Prinz voran, der – im Gegensatz zu seinem Namensvetter – nur mit den Augen gut sieht. Die Haare ordentlich nach hinten gekämmt und schwiegermutterfreundlich lächelnd wirkt er auf den ersten Blick so demokratieverträglich, dass nicht auffällt, was sich in seinem Schatten an ewig gestrigem Gedankengut drängt, was da heraufgezogen kommt. Menschen ertrinken oder werden angezündet, Grenzen dicht gemacht, Tradition und Heimat hochgehalten, Männerbünde gefeiert. Und wenn doch einmal eine Frau herangebeten wird, wenn sie auftreten darf, dann als hübsches Beiwerk, das sich gut macht neben der Hauptfigur im Rampenlicht. Denn der postmoderne Slasher mordet nicht mehr blutig. Er tötet jeden Widerstand durch aufgezwungene Eingemeindung in ein Wir, unter dem das Aufbegehren verloren geht. Was aber, wenn das final girl sich irgendwann als Projektionsfläche begreift? Wenn es eine andere Filmrolle einlegt, eine Geschichte, in der die finals girls endlich eine andere Rolle spielen? Was passiert, wenn die final girls zurückschlagen?

Gerhild Steinbuch, geb. 1983 in Mödling, österreichische Autorin. Sie studierte Szenisches Schreiben in Graz und Dramaturgie an der HfS Ernst Busch, Berlin. Sie ist Gründungsmitglied von „Nazis & Goldmund“, einer Autor*innenallianz gegen die Europäische Rechte. Werke u.a. „MS Pocahontas“ (Schauspiel Frankfurt, 2015), „Marta“ (Opera de Lille, 2016).

22:00 bis 22:30 | Deutschlandfunk Kultur
Einstand: Studenten machen Radio – Ergebnisse eines Praxisseminars an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster


23.06.2018


14:05 bis 15:00 | BR-KLASSIK
Das Musik-Feature: Freundschaft übern Gartenzaun – Thomas Mann und sein Nachbar Bruno Walter

15:05 bis 16:18 | Bayern 2
Ror Wolf: Leben und Tod des Kornettisten Bix Beiderbecke … Leben und Tod des Kornettisten Bix Beiderbecke aus Nord-Amerika

Von Ror Wolf. Mit Walter Gontermann, Wolfgang Hess, Olaf Queiser, Michael Thomas, Helmut Wöstmann, Douglas Welbat und anderen. Regie: Heinz Hostnig. SWF/HR/NDR/WDR 1987

Eine Radioballade: Bix Beiderbecke, 1903 am Mississippi als Sohn einer wohlhabenden deutsch-stämmigen Familie geboren, starb 1931 nur 28-jährig in elenden Verhältnissen auf Long Island. Heute gilt er als der „erste große Cool-Solist des Jazz“. Im Hörspiel fahren drei fiktive Zeitgenossen den Mississippi-Strom aufwärts zu seinem Geburtsort und erzählen sich die Geschichte seines Lebens – auf einem der Flussdampfer, deren Bands ihm einst die ersten Jazzrhythmen ans Ohr getragen haben.

„Ror Wolf beschreibt am Beispiel des legendären Musikers Bix Beiderbecke ein Stück Jazz-Geschichte der Zwanziger Jahre. Das persönliche Schicksal des Kornettisten zeigt das Scheitern des Künstlers, wenngleich nicht seiner Kunst, an den harten Bedingungen des Musikmarktes. Der weitschwingende Erzählbogen verbindet sich mit den originalen Tondokumenten zu einer mitreißenden polyphonen Ballade. Ror Wolfs eigenständige und eigenwillige fast 20 Jahre dauernde Beschäftigung mit der Radiokunst hat damit einen neuen Höhepunkt erreicht.“ (Aus der Jurybegründung Hörspielpreis der Kriegsblinden 1987)

Ror Wolf, geb. 1932 in Saalfeld/Thüringen, Autor. Weitere Hörspiele u.a. „Das langsame Erschlaffen der Kräfte – Ein Fußball-Hörstück in 6 Kapiteln“ (mit Jürgen Roth, BR 2006), „Raoul Tranchirers Bemerkungen über die Stille“ (SWR 2007, Hörspiel des Jahres). Auszeichnungen u.a. Günther-Eich-Preis 2015.

22:05 bis 22:50 | Deutschlandfunk
Atelier neuer Musik: Revisited – Forum neuer Musik 2007

Milica Paranosic: Al‘ Airi Lepo Sviri | Ljubica Maric: Torso | Irene Popovic: Dodole. Bákos Árpad, Holzblasinstrumente. European Music Project. Mike Svoboda, Musikalische Leitung. Aufnahme vom 23.3.2007 aus dem Deutschlandfunk Kammermusiksaal.  Am Mikrofon: Frank Kämpfer

Was ist Balkan? Eine Region? Ein schöner Mythos? Ein folkloristisches Lebensgefühl? Das Forum neuer Musik begab sich im März 2007 auf den Weg, um nach Gegenwart und Avantgardepotenzialen im Südosten Europas zu suchen. Der Eröffnungsabend verband Istanbul, Belgrad und Sofia. Das Eröffnungskonzert der Formation European Music Project spannte den Bogen von strenger Kammermusik der 1909 geborenen Belgraderin Ljubica Mariæ bis zu elektroakustisch erweiterten Klängen des Bulgaren Bojidar Spassov und der serbisch-amerikanischen Medienkünstlerin Milica Paranosic. Bákos Árpad, Spezialist für traditionelle Holzblasinstrumente, bot dazwischen traditionelle Musik. Und die Münchner Pianistin Aylin Aykan suggerierte zur Forumseröffnung im Klavier Klänge der türkischen Laute und Kastenzither. – Was erzählt all dies beim Wiederhören elf Jahre danach?

23:00 bis 00:00 | hr2-kultur
The Artist’s Corner: Felix Leuschner: SoundCard Singapur

Im Inselstaat Singapur leben viele Kulturen und Ethnien dicht nebeneinander. Und so besteht das Klangbild der Stadt aus Fusionen traditioneller chinesischer, indischer, malaiischer und indonesischer Musik – mit Einflüssen aktueller Pop-Stile.

Eine lebendige Impro-Szene ist hier ebenso präsent wie die westliche Avantgarde, an der sich auch einige Komponisten orientieren. Ungezwungen mischen die Musiker in Singapur verschiedenste Konzepte europäischer und asiatischer Kunstmusik miteinander. Doch die glitzernde Fassade der High-Tech-Stadt Singapur hat ihre Schattenseiten. Künstler, die gesellschaftliche Missstände, etwa die Todesstrafe, in ihren Werken thematisieren, riskieren hohe Geld- und Freiheitsstrafen. Rigide kontrolliert die Regierung Singapurs das soziale Zusammenleben und so auch den Kultursektor. Der Komponist und Schlagzeuger Felix Leuschner (*1978) – seit Jahren pendelt er zwischen Singapur und Frankfurt – zieht für The Artist’s Corner eine frei schallschwingende Bilanz.

23:05 bis 24:00 | BR-KLASSIK
Musik der Welt: „Nordische Impressionen“ – Neuheiten aus dem Norden

Skandinavien ist reich an Stimmungen, Farben, Tönen, Klängen, Ensemblemusik, Folklore und Aufbruch. Dafür stehen nicht nur Huldrelokkk und die vielseitige Musikerin Kerstin Blodig, sondern auch Ensembles wie Subsonic Trio, Elin Kaven, Folk’Avant, Anna Maria Björnsdottir, Celenka, Tuulikki Bartosik oder feinster a-cappella-Gesang mit den Windgöttinnen Tuuletar. Die Zwillinge Klara und Fanny Källström zählen zu den begabtesten Newcomern der schwedischen Weltmusik-Szene. Obwohl sie sehr stark in der reichen schwedischen Folkmusiktradition verwurzelt sind, wagen sie den eigenen künstlerischen Aufbruch – mit Violine und Violoncello im kreativen Miteinander. Die wichtigsten Einflüsse dieser Musik? Diese Frage beantworten Fanny und Klara Källström in einem Atemzug: „Stürme – Eis – und das Meer“! Ebenfalls die weite Natur Skandinaviens ist es, die das finnische Ensemble Okra Playground zu einem Album inspiriert hat, das den Bogen weit aufspannt von Natursounds, über  traditionelle Folkmelodien bis hin zu Elektronik und rockigen Elementen. Solistisch tritt Mari Kalkun auf, eine Sängerin, Instrumentalistin und Komponistin aus dem Süden Estlands, in deren Musik sich ebenfalls zahlreiche Bezüge zu ihrer Heimat befinden, wo sie mit ihrer Familie mitten im Wald in der Natur lebt. „Kammermusik für den Tanzboden“ – so beschreiben einige Stimmen die temperamentvollen Töne des finnischen Duos Emilia Lajunen & Suvi Oskala. Zwei Violinen! Mehr nicht! Was damit gezaubert werden kann, stellen die beiden jungen Folk-Geigerinnen eindrucksvoll auf ihrem Album „Piilokisa“ unter Beweis. Eine Sendung von Roland Kunz


24.06.2018


17:04 bis 18:00 | hr2-kultur
Kaisers Klänge: Klicken, ticken, tippen – Das rhythmische Büro

Die Tastaturen klackern, die Computer piepen, der Drucker rattert und die Kaffeemaschine rauscht. Irgendwo klappert sogar noch eine alte Schreibmaschine.

Das moderne Großraumbüro ist ein Ort ständiger Geräuschentfaltung, die sich unversehens in rhythmisch-musikalische Klänge verwandelt. Dazu singt der Chor der Tippfräulein und tanzt das Ballett der Paketboten.

22:00 bis 22:30 | Deutschlandfunk Kultur
Musikfeuilleton: Was ist „schön“? – Das Erleben von Musik als wissenschaftliches Forschungsfeld

Von Leonie Reinecke. Was berührt uns an Musik? Wo liegt das Schöne in dieser Kunstform? Diesen Fragen widmet sich ein Team von Forschern in Frankfurt am Main – am 2012 gegründeten Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik. Hier untersuchen Musikwissenschaftler gemeinsam mit experimentellen Psychologen, Soziologen, Neurowissenschaftlern und Linguisten unterschiedliche Aspekte des subjektiven Erlebens von Musik: von der Frage, wann sich beim Musikhören Gänsehaut und Herzklopfen einstellen oder was unter schönen Stellen verstanden wird, bis hin zur Frage der Tanzbarkeit.

23:04 bis 00:00 | WDR 3
WDR 3 Studio Neue Musik: Zeichen im Raum [1] – Marco Stroppa

Ossia, Seven Strophes for a Literary Drone per violino, violoncello e pianoforte / Hommage à Gy. K. per clarinetto, viola e pianoforte; Ensemble KNM Berlin

23:05 bis 24:00 | BR-KLASSIK
Musik der Welt: Baltische Stimmen und Stimmungen

2007 ging Paul Hilliers Epoche als Chefdirigent in Tallinn zu Ende. Er hatte viel Neues ausprobiert und baltischen Klängen aus Vergangenheit und Gegenwart mit dem von ihm geleiteten Estnischen Philharmonischen Kammerchor eine ebenso volltönende wie filigrane, variable und geschliffene Stimme verliehen. Eine der führenden lettischen Folklore-Gruppen, die die alten Melodien der Letten bewahren, beleben und besingen, ist die Formation „ILGI“ zu nennen. Wenn Musik das Herz der Lettischen Kultur ist und Volkslieder ihr Blut sind, dann ist an vorderer Stelle „ILGI“ zu nennen, eine der ersten Folkmusik-Gruppen Lettlands, die die uralten Töne und traditionellen Rhythmen mit Leidenschaft und Phantasie seit 1981 um die Welt trägt. Das Instrumentarium ist traditionell, archaisch, gemischt mit sparsam eingesetzten elektronischen Sounds. Aber unübertroffen ist und bleibt der pure Klang der a-capella-Klänge der baltischen Stimmen, wie sie auch in Estland gepflegt und als Kulturgut gefördert werden. Die Esten sind ein musikliebendes und musikalisches Volk, was sich nicht nur in dem großen folkloristischen Erbe, sondern auch in den eindrucksvollen Sängerfesten des Landes manifestiert. Wen wundert es da noch, dass selbst die 1991 wiedererlangte Unabhängigkeit unter dem Begriff der „singenden Revolution“ in die Geschichtsbücher einging. Gesang war für die Menschen in der – mit 1,4 Millionen Einwohnern – kleinsten Baltenrepublik immer von existentieller Bedeutung: Ihre Traditionen pflegend, die traditionellen Lieder singend, wahrten die Esten über Jahrhunderte unter fremder Herrschaft ihre nationale Identität. Die Sendung von Roland Kunz lässt große baltische Stimmen und Stimmungen singen und klingen.

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Chefmitarbeiter bei Kritische Masse | Website

seit 1997 chefökonom der kritischen masse und netzbabysitter der nmz.