die mass war voll!

musik? kenn ich. messe? kenn ich. ich kenn sogar messvertonungen. also: messen. (was nicht zwangsläufig das gleiche ist wie „messmusik“.) aber eine musikmesse, das kannte ich bislang noch nicht.

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lange zeit hielt ich die hübschen kleinen noten- und buchausstellungen der verlage, die im rahmen von festivals wie den wittener tagen für neue kammermusik oder den donaueschinger musiktagen präsentiert werden, für eine art musikmesse. wo doch auch so viele nette verlagsmitarbeiter zugegen sind und einem so viele schöne neue dinge zeigen, die einen bestenfalls anregen, so viele neue dinge mal auszuprobieren, anzuhören, aufzuführen…. und das ganze inklusive, beim preis eines festivaltickets, der sich bei neue musikfestivals meist eher im zweistelligen bereich bewegt.

der zutritt zur echten musikmesse hingegen soll 43,- Euro betragen, für jene armen menschen, die tatsächlich als normale besucher zu den heiligen hallen zutritt suchen. das geschäftsmodell ist bewunderswürdig gut: eine messe wie die von frankfurt verlangt horrende preise von den messeausstellern und verlangt dann noch einmal geld von jenen, die kommen, um die ausstellung zu besuchen. aber schließlich spart man ja bei so einem besuch auch etwas: man spart sich die konzerte, die man im rahmen von festivals sich antun muss. müsste. denkt man.

aber auch hier ist die perfidie auf der musikmesse gesteigert. anstatt sich musikstück nach musikstück anzuhören, bekommt man auf der messe sämtliche musikstücke zugleich geboten. (und es sind noch nicht einmal werke.) wenn charles ives nicht versicherungsvertreter gewesen wäre, hätte er messebauer sein müssen. für eine musikmesse gibt es auf der musikmesse in frankfurt viel zu wenig musik. und viel zu viel auf einmal.

anstatt ein tummelplatz der musik zu sein, handelt es sich um einen rummelplatz, auf dem mit kirmeshafter geschäftigkeit musikalien feilgeboten werden. was angemessen wäre – wer kennt das mass? augenmaß jedenfalls wäre erträglicher bei der messyhaften übersteuerung der akustischen messereize, als ohrenmaß, denn das ist voll.

nur die netten verlagsmitarbeiter. die waren genau so nett wie immer.

DIE NMZ AUF DER MUSIKMESSE

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Musikjournalist, Dramaturg