Verschlagwortet: Jobst Liebrecht
Jetzt begreift man langsam, was das Motto „Ausser Kontrolle“ meinen könnte: zuerst verliebte sich in Marko Nikodijevics Oper „Vivier“ die Titelfigur Claude Vivier imaginär im Geiste und recht deutlich auf der Bühne in den heiligen Sebastian. Im Sonderkonzert der Münchner Philharmoniker zu Ehren des 2012 verstorbenen Biennale-Gründers Hans-Werner Henze erklang...
„Dass doch die Jugend immer zwischen den Extremen schwankt!“ spuckt das Internet aus, wenn man nach „Zitat“, „Jugend“ und „Goethe“ sucht. Und doch fasst es treffend die Eindrücke meines Weimarausflugs zusammen: wer den Bahnhof verlässt, stolpert über junge, kurzgeschorene Bomberjackenträger, hört „Schlampe“- Kreischen brummerhafter Mädels, entdeckt manche verdeckte runenstrotzende „Deutschland“-Körperbemalungen...
Gerade zurück aus dem Urlaub finde ich mehrere Nachrichten von Jobst Liebrecht (dem Dirigenten des JSO Hans-Werner-Henze-Musikschule Marzahn-Hellersdorf) vor – die Lage spitzt sich wieder mal zu.
Verzögerungstaktiken sind in der Politik wohlbekannt. Man kündigt etwas an, macht eine Zusage – am besten kurz vor einer Wahl oder auch einfach auch um einen Aufruhr in der Öffentlichkeit zu besänftigen – nur um dann die ganze Sache bequem zu „vergessen“, wenn die Situation um die es ging vorüber ist.
Denkt einfach an Berlusconi und sein Versprechen, die Müllberge von Neapel zu beseitigen. Soweit man sieht, gibt es die immer noch, nur dass Berlusconi bald selber draufliegt.
Oder denkt an Marzahn.
Die Geschichte des Jugendorchesters der Musikschule Marzahn-Hellersdorf ist untrennbar mit den Namen Martina und Rainer Feldmann verbunden. Beide waren bis vor wenigen Jahren Lehrkräfte an der Musikschule und maßgeblich an der Gründung und an den ersten Projekten beteiligt. Beide unterrichten inzwischen nicht mehr in Marzahn, was jedem, der die seltsamen Ränkespiele gegen das Orchester in den letzten Monaten verfolgt hat, sehr schnell einleuchten wird.
Man kann hier nur noch einmal betonen, dass die angeblich von der Hochkultur so ausgenutzten „Kinder von Marzahn“ die Sache schon längst selber in die Hand genommen haben, und den Bezirkspolitikern zeigen, was eine Harke ist. Die Onlinepetition des Orchesters geht jetzt in die entscheidende Phase: knapp 1200 Unterschriften sind schon gesammelt, bis zum 12.5. (Petitionsende) sollen es noch viel mehr werden.
Inzwischen sind schon einige Erfolge zu berichten – aufgrund des freundlichen Einsatzes vieler Helfer im Hintergrund haben sich inzwischen die Berliner Philharmoniker der Sache angenommen und werden das Jugendorchester Marzahn-Hellersdorf mit Probenmöglichkeiten und Projekten unterstützen – vielen Dank dafür!
Es scheint ja wirklich so zu sein, dass die Rotstiftschwinger in der Kultur sich immer dann rühren, wenn die große Masse der Menschen durch Schlimmes (Japan, Libyen etc.) abgelenkt sind. Und manchmal gehen sie dabei so perfide und gleichzeitig hilflos vor, dass es dann auch schon wieder unfreiwillig komisch ist.
Leider ist die Sache drohende Kürzung des Jugendorchesters der Hans-Werner-Henze Musikschule Marzahn-Hellersdorf noch nicht ausgestanden. Wie ich soeben erfahren habe, ist die Beschneidung auf die Hälfte oder 1/4 der Arbeitszeit aller Beteiligten, die mit der Organisation des Orchesters zu tun haben, schon beschlossen und scheinbar nicht mehr abzuwenden. Je mehr man sich mit der Sache beschäftigt, desto mehr wird eine Bezirksposse der verfehlten „Kulturpolitik“ offensichtlich, die schier unglaublich ist.
Vor nun auch schon wieder 1 1/2 Jahren berichtete ich schon einmal über die Hans-Werner-Henze-Musikschule Marzahn-Hellersdorf und ihr fantastisches Nachwuchs- und Jugendsinfonieorchester unter der Leitung des Dirigenten Jobst Liebrecht.
Damals stand eine akute Drohung einer Kürzung ins Haus, die u.a. durch Reaktionen auf den Artikel im Bad Blog verhindert werden konnte. Doch es ziehen schon wieder dunkle Wolken über Berlins „Problembezirk“ auf.