(GEMA)-MEMES mit Verstand

Wie sehen eigentlich die Nachwuchskomponierenden die GEMA-Reform? Was sie denken beschreibt hier einer, der betroffen ist…

 

MEMES mit Verstand

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Die geplante Reform von Aufsichtsrat und Vorstand der GEMA sowie der Antrag 16 offenbaren, dass die GEMA in eine Gesellschaft umgewandelt werden soll, die in erster Linie den großen Rechteinhabern zugutekommt.

Insbesondere der Wechsel zu einer reinen Inkasso-Verteilung benachteiligt kleinere Urheber*innen im Bereich der Ernsten Musik. In der bisherigen kollektiven Verteilung wurden gerade die Bereiche gefördert, in denen nur geringe Einnahmen erzielt werden – beispielsweise durch die Verpflichtung der GEMA zur Förderung auf der Tarifseite. Wer sich etwa in der Bildungsarbeit, in Chören oder in Laienensembles engagiert, wird künftig benachteiligt.

Antrag 16 sieht zudem vor, dass sogenannte „Main Acts“ – große Urheberinnen, die ohnehin bereits gut verdienen – 60 % des Inkassos erhalten sollen. Das steht im Widerspruch zum Leistungsprinzip, das Vorstand und Aufsichtsrat als Argument für die Reform ins Feld führen. Insgesamt wird mit diesen Maßnahmen die GEMA zu einer Umverteilungsmaschine umgebaut, die die Reichen reicher macht – zulasten des Mittelstands und der weniger privilegierten Urheberinnen.

Die Behauptung, dass ausschließlich die E-Musik von der GEMA gefördert werde, ist schlicht falsch. Tatsächlich fließen rund 70 % der Mittel für soziokulturelle Zwecke in die U-Musik. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine echte Förderung, sondern vielmehr um ein System, das durch ein Punktesystem denjenigen mehr Geld zuspricht, die ohnehin schon höhere Ausschüttungen erhalten – ein Umstand, der in der aktuellen Debatte verschwiegen wird. Vielmehr sollte im Zuge einer möglichen Reform auch die U-Wertung überarbeitet werden, die im Vergleich zur E-Wertung deutlich ungerechter ist. Aus der Perspektive eines E-Komponisten ist es äußerst bedauerlich, dass keine echte Förderung stattfindet – sondern lediglich ein Zuschlag vergeben wird.

Der sogenannte KUK-Zuschlag führt zu weiteren Absurditäten: Entscheidend ist nun nicht mehr die Werklänge, sondern die Aufführungsdauer im Konzert. So entsteht der absurde Anreiz, das eigene Werk künstlich zu verlängern – während man andere bittet, ihre Beiträge möglichst kurz zu halten.

Auch die Punktvergabe in Abhängigkeit von der Ensemblegröße ist nicht nachvollziehbar. Ein Werk für ein neunköpfiges Ensemble wird genauso bewertet wie ein Solostück – aber ein Werk für zehn Personen erhält plötzlich das Zehnfache an Punkten. Unter solchen Bedingungen wird jede*r Komponierende künftig abwägen, ob man nicht doch selbst mitspielen sollte, da dies beim KUK-Zuschlag einen erheblichen Unterschied macht.

Am problematischste an der einseitigen Werbekampagne der GEMA, in der behauptet wird, die Reform diene dem künstlerischen Nachwuchs. Der Nachwuchs im Bereich der Ernsten Musik wird durch die Reform massive Einbußen hinnehmen müssen. Der E-Musik-Nachwuchs wird in erster Linie an Musikhochschulen ausgebildet – alle Hochschulen verfügen über Pauschalverträge mit der GEMA. Zudem bedeutet das, dass die Studierenden sich die dort anfallenden Einnahmen mit allen anderen Urheber*innen teilen müssen, deren Werke an der Hochschule gespielt werden. Was dies bedeutet, sieht man daran, dass zum Beispiel die Hochschule in München (HMTM) ungefähr 900 Konzerte im Jahr veranstaltet. Die GEMA weiß das – und scheint dennoch davon auszugehen, dass Studierende keine „Profis“ sind und daher keiner Förderung würdig sind. Eine andere Erklärung für dieses „Übersehen“ ist kaum denkbar.

Wenn jedoch eine Reform als hilfreich für den Nachwuchs beworben wird, müsste sie gerade die Studierenden gezielt unterstützen, um ihnen den Berufseinstieg zu erleichtern. Das Argument, Studierende hätten bisher ohnehin nicht an der Förderung teilgenommen, ist kein Trost – im Gegenteil: Schon im bestehenden System ist es für junge Komponistinnen schwierig, überhaupt in die Wertung zu gelangen. Im neuen System wird es wahrscheinlich unmöglich. Dass ein Statement junger Komponistinnen, das diesen Missstand bereits vor Veröffentlichung der Reform thematisierte, vom Aufsichtsrat scheinbar ignoriert wurde, ist bezeichnend.

Euer reformstopp (@reformstopp auf Instagram)

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