AfD-Bundestagsabgeordneter nun Cello-Honorarprofessor in Russland

AfD-Moosdorf-wird-zum-Honorarprofessor-in-Moskau-ernannt-Webseite-Gnessin-Akademie

Es sind schon traurige Zeiten in Russlands Musikfestival-Welt. Westliche renommierte Instrumentalist:innen von einer global überragenden Brillianz, Bedeutung, Persönlichkeit und Grandezza wie Anne-Sophie Mutter, Daniel Müller-Schott, Martha Argerich oder selbst russische Solisten wie Daniil Trifonov oder Alexander Melnikov treten derzeit nicht im die Ukraine überfallendem Russland auf. Doch wo große Namen fehlen, findet sich immer jemand aus der dritten oder vierten Reihe, der oder die nicht nur in Russland ausgerechnet jetzt auftreten, sondern zugleich eine pädagogische Position einnehmen.

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Am besten tut man das als Nebentätigkeit, hoffentlich rein ehrenamtlich. Am besten ist man zudem AfD-Mitglied und am besten sogar Bundestagsabgeordneter im Hauptberuf. Wie zum Beispiel der Matthias Moosdorf, der im Bundestag Abgeordneter dieser Partei seit 2021 ist und somit dafür auch kräftig und saftig dafür bezahlt wird im Form der monatlichen Abgeordnetenentschädigung. 2023 waren das 10.591,70 €. Seit 1. Juli sind das 11.227,20 € plus der steuerfreien Aufwandspauschale von 5.051,54 Euro monatlich, um die Unkosten als Bundtagsabgeordneter abdecken zu können.

Kaum war die erste Sitzungsperiode des Bundestages vorbei, jettete der AfD-Abgeordnete Moosdorf nach Russland. Um dort als Cellist aufzutreten, was er derzeit nicht gerade häufig tut, denn man ist vor allem Bundestagsabgeordneter und benötigt damit wohl Auftrittshonorare eher weniger Dank der Diäten, die weit über professoralen Bezügen an einer deutschen Musikhochschule einer deutschen Normalo-Professur liegen dürften.

AfD-Moosdorf als Honorarprofessor an der Gnessin-Akademie in Moskau.

Am 16. September 2024 gab er einen Meisterkurs an der Gnessin-Akademie. Das damit verbundene Symphonieorchester der Moskauer Staatlichen Musikschule Gnessin „Gnessin Virtuosi“ unter Mikhail Khokhlov, fiel zuletzt international auf, dass jener besagte Mikhail Khokhlov 2022 Jugendliche der Musikschule mit einem Z-T-Shirt zur Unterstützung des russischen Angriffskrieges und Überfalls auf die Ukraine dirigierte. Das löste weltweit Proteste von hochkarätigsten Künstler:innen aus, die Absolvent:innen dieser Akademie sind und wie Kissin und Trifonov prononciert gegen diesen Krieg sind und seitdem eher nicht mehr in Russland auftreten.

AfD-Moosdorf wird zum Honorarprofessor in-Moskau ernannt, Webseite Gnessin-Akademie

Daher muß nun ein AfD-Bundestagsabgeordneter wie Moosdorf dorthin reisen und sich am Tag nach der Meisterklasse zum Honorarprofessor ernennen lassen? Warum macht das derzeit keine Hochschule der EU? Wir nehmen höflichst an, dass damit keine Bezahlung durch russische Stellen verbunden ist. Denn man kann dem „armen Russland“ aktuell nicht zumuten, einen Nebentätigkeitscellisten zu bezahlen, wo man doch so viel Geld für den Krieg und die Aufrechterhaltung des Musikbetriebs selbst für sein Inländer:innen benötigen dürfte.

AfD-Moosdorf wird als Cellist in der Eremitage im Rahmen des Tschaikowsky-Festivals auf VKontakte angekündigt

Doch der Wohltaten nicht genug! Am 20. September nahm man die anspruchsvolle Ehre wahr, als AfD-Bundestagsabgeordneter im Nebenjob Cellist, im Rahmen des Tschaikowsky-Festivals 2024 in der Eremitage in St. Petersburg aufzutreten. Denn wo kämen wir denn heutzutage hin, wenn schon Mutter, Müller-Schott, Trifonov und Co. nicht aus dem Westen nach Russland reisen? So reicht es eben für die besagte dritte und vierte Reihe der Solist:innen. Und dann eben auch nur, wenn man im Bundestag als AfD-Abgeordneter gerade nicht anwesend sein muß und zuhause im Zwickauer Wahlbüro es nicht so wichtig ist, obwohl man die sächsische Landtagswahl dann doch gegen die CDU verlor und nun dort eigentlich man mit Rat und Tat den Unterlegenen helfen müßte?

Ticketseite der Petersburger Eremitage zu AfD-Moosdorfs Konzert

Wir betonen nochmals, dass der Auftritt hoffentlich bei all der russischen Geldknappheit und wichtigeren Verwendung der Gelder für Russ:innen selbst, garantiert nur ehrenamtlich war und der Eintritt frei war. Allerdings verkaufte die Eremitage dafür dennoch Eintrittskarten.

Hajo Frey rein zufällig als Leiter des Festivals über russischen Staats-Förder-Logos

Das Festival wird zudem direkt vom Präsidentenfonds für kulturelle Initiativen und dem Gouvernement St. Petersburg gefördert. Denn wir gehen ja auch davon aus, dass Hajo Frey, der Leiter dieses Festivals, als Westeuropäer nicht auf das russische Geld angewiesen ist und deshalb auf der Homepage des Festivals rein zufällig über den Logos dieser Förderer zu sehen ist. Auch der Panama-Papers-Putin-Goldesel Sergei Rodulgin, auch Cellist, ist Bestandteil dieses Festivals. Als Putin-Panama-Papers-Goldesel wird auch er hoffentlich nur ehrenamtlich daran teilgenommen haben?

Panama-Papers-Putin-Goldesel Rodulgin auf der Webseite des Festivals 2024

Nun denn. In Russland muss es also gerade sehr, sehr, sehr schlimm sein, wenn man nur noch AfD-Abgeordnete im Cellisten-Nebenjob aus dem westlichen Ausland einladen kann und man anstelle des Westens sogar nur dort eine Honorarprofessur ermöglichen kann: „Ich hoffe sehr, dass der geschätzte Professor uns mehrmals besucht und wir darüber sprechen, dass uns nicht nur berufliche, sondern auch musikalische und freundschaftliche Beziehungen verbinden, fügte der Rektor hinzu.“

Die Konsequenz wäre: Auf das Geld als Bundestagsabgeordneter zu verzichten und nur noch in Russland zu unterrichten und zu konzertieren. Wie gesagt, wir gehen davon aus, dass das hoffentlich alles nur ehrenamtlich stattfand…

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