Igor Levti- Klaus‘ Konzert (Vorabdruck seines neuen Buches!) – Folge 2

"Beethoven ist der Größte, den wir haben. Aber hier einfach mal ein Bild von einem mit Blut bespritzten Klavier. Aber wussten Sie, dass Beethoven der Größte war? Das größte Geschenk, das wir haben. Sehr. So so sehr."
"Beethoven ist der Größte, den wir haben. Aber hier einfach mal ein Bild von einem mit Blut bespritzten Klavier. Aber wussten Sie, dass Beethoven der Größte war? Das größte Geschenk, das wir haben. Sehr. So so sehr."

Folge 1.

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"Beethoven ist der Größte, den wir haben. Aber hier einfach mal ein Bild von einem mit Blut bespritzten Klavier. Aber wussten Sie, dass Beethoven der Größte war? Das größte Geschenk, das wir haben. Sehr. So so sehr."

„Beethoven ist der Größte, den wir haben. Aber hier einfach mal ein Bild von einem mit Blut bespritzten Klavier. Aber wussten Sie, dass Beethoven der Größte war? Das größte Geschenk, das wir haben. Sehr. So so sehr.“

Ein trüber kalter Samstag in einem Kiosk in Berlin-Hohenschönhausen. Hier treffen wir Klaus (58) mit einer Bierflasche im Mund. Igor Levti lächelt ihn an. Die Stehplätze neben Igor sind alle noch frei.

Hilft ja nichts.

Levti ist drei Stunden zu früh zu unserem Termin gekommen und hat ganz aufgeregt erst einen Freund (Klaus) aus dem Bett geklingelt – und dann seine Managerin, die alles über ihn weiß. Mit wie vielen Männern mit dem Namen „Klaus“ er befreundet ist. Und vieles mehr. Auch seine PR-Beraterin muss jetzt sofort nach Hohenschönhausen dackeln. Alles für Igor, den wichtigsten Jahrtausendpianisten seit hundert Jahren; seit Klaus Kinkel damals die FDP übernommen hatte. „Dass ich nicht in die Junge Union Hannover aufgenommen wurde, das war die vielleicht größte Niederlage meines Lebens. Und halt der zweite Platz beim Rubinstein-Wettbewerb.“ Igor Levti lächelt nicht mehr. Eine Träne – wie einst bei Klaus Augenthaler beim WM-Sieg 1990 (Igor beherrschte bereits zahlreiche Beethoven-Sonatinen auswendig) – kullert über sein von Schlaflosigkeit zerfurchtes Gesicht.

Er setzt die Brille ab und fährt sich durchs Gesicht. Mit einem geklauten Auto. Denn früher stand er vor allem auf teure Klamotten und superschnelle Brumm-Brumms. „Jetzt geht das nicht mehr, weil mir zu viele Grünen-Politiker bei Twitter folgen“ – sagt Lächti leffelnd. Der Kioskbesitzer (Klaus, 62) ist genervt. Igor hat die Twitter-Sounds nicht ausgestellt. Ständig zwitschert es: Schon wieder hat ein Twitter-User mit über 10.000 Followern etwas über Igor Levtis politischen Einfluss getwittert. Das muss sofort geretweeted werden. Seine PR-Managerin lächelt.

Levti fährt sich noch immer durchs Gesicht. Nur neun Stunden Schlaf. Das reicht nicht. Nach dem Aufstehen erst einmal die „Süddeutsche“ durcharbeiten; und dann ein bisschen Zeitung lesen. Igor hatte sich einen Kaffee gemacht – und es mit der ganzen Welt geteilt. (Auch mit Klaus, 71).

Die Landschaft fliegt vorbei. Obwohl Levti gar nicht Zug fährt. Heute früh sind die Wolken anders als sonst. Ein Grau, das silbrig erscheint. Igor: „Ich weiß nicht, wie lange ich diese Wolken noch will. Vielleicht will ich nächste Woche andere Wolken. Ich muss immer weiter, niemand kann mich stoppen.“ (Außer Klaus, 84, aber der hat ihm letzte Woche die Freundschaft aufgekündigt.)

„Wissen Sie, zwei Klavierkonzerte sind anstrengend. Viel anstrengender als ein Klavierkonzert!“

Seine PR-Managerin notiert sich gickernd den Satz. Für später. Für die Presse. „Das könnte etwas für deinen Abend-Tweet sein!“

Igor Levti lächelt.

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Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.

Eine Antwort

  1. Jan Eustergerling sagt:

    Ich feiere den liebevollen Shred. Könnte auch Keith Jarret sein.