Deutscher Musikrat – wir müssen über Deine Social Media Kompetenz reden
Am 16.02.21 postete der Deutsche Musikrat auf seiner Facebook-Seite, heute immer noch als erster Beitrag ganz am Anfang zu finden, den Link zur großen Umfrage zur finanziellen Situation von Musiker_innen in der Pandemie. An sich ein sehr gutes Projekt. Was die Mitarbeitenden des Musikrats aber exakt im Falle dieses Postings vermissen lassen, ist Social Media Kompetenz. Denn in den Kommentaren wimmelt es nur so von Coronaleugnern und Häme. Man kann, darf und soll so etwas durchaus auch löschen. Einige Kommentierende verlangen dies auch. Nur ist bis heute 23.02.21 eigentlich nichts dergleichen unternommen worden. Apropos: ich schreibe hier schlichtweg als Komponist und Blogger.
Das ist nach meinem Dafürhalten ziemlich unverständlich. Mir selbst widerfuhr im Zuge einer Kulturdemo eine Auseinandersetzung mit Querdenken-Anhängern. Auf Seiten, die u.a. von Querdenken-Protagonist_innen wie Michael Ballweg und Ralf Ludwig oder auch damals Michael Haintz und Kirsten König verantwortet wurden, zog man mich gelinde gesagt durch den Kakao und setze mich den eigenen unterirdischen Kommentaren der Gruppenmitglieder aus, da ich die Einladung von Kirsten König zu dieser o.g. Demo lauthals auf Facebook kritisiert hatte, was letztendlich zu ihrer Ausladung führte.
Das kann natürlich auch dem Deutschen Musikrat passieren, wenn er ein konsequentes Löschmanagement betreiben würde, wie es inzwischen jede ernstzunehmende, große Kulturinstitution bewerkstelligt. Nur wird dieses Management nicht betrieben oder man hat seine AGBs auf einem Stand, dass dies nicht so easy ist.
Wenn die Rede von „Masken runter“, „Stoppt den Impfwahnsinn“ oder seriösen und bemühten Verantwortlichen unterstellt wird die veritable Pandemie zur „Grippe als neue Pest“ zu „hypen“, zu einer einfachen Erklärung nivelliert wird, ist eigentlich der Rubikon des Verständnisses mit Problemen beim Umgang mit Social Media bereits überschritten.
Desweiteren wird durch den Deutschen Musikrat geduldet, dass das Magazin „Rubikon“ geteilt wird, welches eines der meistgelesenen Organe im Querdenken-Milieu ist.
Es wird ohne Anlass von den Corona leugnenden Kommentierenden sogar Antisemitismus aus dem Nichts gegen Andere in die Tat umgesetzt. Auch das scheint beim Musikrat quasi niemanden zu schockieren.
Nichts wird gegen das Teilen der Homepage des sogenannten „Corona-Ausschusses“ der mutmasslich Querdenken nahen namensgleichen Stiftung getan.
Die Behauptung der Absenz einer Pandemie wird geduldet, obwohl die seriösesten Wissenschaftler_innen der Welt das Gegenteil dieser Behauptung unterstreichen.
Ohne Not wird sogar dichterische Wahlwerbung für die AfD stehengelassen.
Wie gesagt, es gibt auch Gegenstimmen zu all den schockierenden Kommentaren, aber man lässt sie seitens des Musikrats hier allein stehen.
Daher sehe ich mich veranlasst, leider diesen Blog zu machen, da einfach nichts, in Großbuchstaben N I C H T S gegen diese Kommentare, nicht einmal das Minimum getan wird.
Jede ernstzunehmende Zeitung würde hier zumindest zur Einhaltung der Netiquette auffordern, statt das nur anderen Stimmen zu überlassen. Ich kann und will so etwas nicht unkommentiert stehen lassen. Der Deutsche Musikrat war schon ziemlich unsensibel im Umgang mit Transparenz zu ruhenden Ämtern im Musikrat eines ehemaligen, wegen sexueller Nötigung mehrfach verurteilten Ex-Hochschulrektors. Das bewog mich damals, aus dem Deutschen Musikrat dezidiert auszutreten. Wenn ich nun diese Social Media Inkompetenz sehe, kommt es mir so vor, als sei es besser, ich gehörte diesem sonst auch Gutes vollbringenden Dachverband auch heute nicht an. Ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht, ob ich wieder zu ihm gehöre.
Da wird auf der einen Seite Vieles für Musiker_innen in der Corona-Krise getan, wofür ich eigentlich dankbar bin und Respekt hege. Sehe ich bei einem eine Woche alten Posting dann aber solch eine Flut an Coronaleugnenden in den Kommentaren und das vollkommen unbelassen durch die Verantwortlichen durch den Dachverband Musikrat, erlebe ich genau die Zweifel am Musikrat wieder, die ich damals hatte, als ich meinen Austritt verkünden musste. Deshalb kann ich als Mitglied einiger Untersektionen des Musikrats nur appellieren, dass man auf Facebook umgehend Kompetenz zeigt und den schädlichen Kommentaren deutlich und nachhaltig ein für alle mal Einhalt gebietet.
Komponist*in
Laut einer Studie des RKIs sind unter Menschen mit geringer Bildung größere Anteile der Risiko- und Hochrisikogruppe zuzurechnen als bei mittel und höher Gebildeten. Menschen mit einer niedrigen Intelligenz haben oft einen Hang zur Selbstüberschätzung, dabei wissenschaftliche Belege ignorierend. Trump selbst sagte in einer Konferenz, dass er besser über eine Pandemie Bescheid wüsste als Wissenschaftler. Dass unter den Querdenkern und AfDlern auch Tonkünstler sich befinden, überrascht mich in keinster Weise. Im Allgemein werden Klassik Musiker besser bewertet als andere Berufsgruppen. Nur, weil sie eine feine Kunst ausüben. Aber mal ehrlich. Wie wird man Profi-Musiker? Nur mit einer Portion Talent und mit umfangreichem zeitlichen Aufwand, seit Kindesbeinen an. Es gibt keine Garantie dafür, dass diverses Denkvermögen auch dementsprechend heranwächst.
Sehr geehrte Sonia, Danke für Ihren Kommentar. Wenn ich allerdings sehe, was so an Kommentaren hier im Background wie beim FB Auftritt des Musikrats eintraf, habe ich meine Zweifel, ob doch auch höher Gebildete, sich zur Intelligenz Deutschlands Zählende, nicht in einer Wissensferne bzw. Blase falschester Wahrnehmung leben, so dass diese auf die V-Theorien hereinfallen, auf die auch der dümmste Farmer in evangelikalen US-Kreisen nach zu viel Axel Jones Konsum oder Sellner-TV in Deutschland und Österreich auf dem Leim geht. Oder man eben solch einen Wahn entwickelt, wenn man sein halbes Hirn, Denken und Fühlen mit Drogen dermaßen hinfort ballerte und es vielleicht auch jetzt noch tut, wenn man jene Background-Kommentare verfasst und das vielleicht auf Drogen tut, um a) dem Lockdown zu entkommen und b), falls man mal vor Gericht stand, nun gegen seine Bewährungsauflagen verstößt. Es hat nicht nur mit Musiker, Künstler oder Normalo zu tun. Selbst Freunde oder Kollegen besagter Farmer oder Bauarbeiter oder Adeliger oder Nobelpreisträger sind vor geistigen und psychischen Fehlanzeigen nicht sicher bzw. gibt es doch viele Personen aller Seinslagen, auch der genannten, die mit niedrigen oder hohen IQ wissen, was Pandemie bedeutet und wie man darauf reagiert, da sie im Gegensatz zu den Anderen eben keine Soziopathen sind und durchaus über emotionale Kompetenz verfügen, die ja genauso zum Wahrnehmen und Denken, Schlussfolgern gehört – sprich: Gott sei Dank die überwiegende Mehrheit. Tatsächlich aber sind relativ Bildungsferne auch von Armut, Drogen, Krankheit bedroht und müssten eigentlich die ersten Imfpwilligen sein, um sich zu retten als Querdenken hinterher zu laufen oder ähnliche V-Theorien zu pflegen.