30 Jahre Klavier. Eine Liebeserklärung

Seit ziemlich genau dreißig Jahren spiele ich jetzt Klavier. Ich habe also früh angefangen. Und es ist eine ungebrochene Liebe – bis zum heutigen Tag.

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Ich bin süchtig nach den schwarz-weißen Tasten. Kaum ein Tag vergeht, an dem ich nicht zumindest ein paar Minuten an meinem Klavier gesessen habe. Meistens spiele ich – wenn es nicht gerade aktuell etwas zum üben gibt – vom Blatt. Häufig klassisches Repertoire, Sonaten von Mozart, Haydn, C. P. E. Bach.

Neulich griff ich nach dem Klavierauszug der „Götterdämmerung“ – und verlor mich völlig im Spiel. Ab und zu sang ich die Solo-Stimmen mit hinein. Irgendwann war die lange Nornen-Szene zuende und also war ich beim ersten Aufzug angelangt, bei dem zu Beginn eine völlig andere musikalische Leitmotiv-Welt aufscheint.

Ich weiß nicht, wie viel Zeit verging – aber es müssen viele, viele Minuten gewesen sein.

Dafür liebe ich mein Klavier.

Ich weiß noch, wie meine große Schwester – seit einigen Jahren Klavierprofessorin an der Musikhochschule Köln – mich zu sich ans Klavier bat. Ich muss ungefähr 5 1/2 Jahre alt gewesen sein. Ich sollte ein „g“ und ein „d“ gleichzeitig spielen – und zwar immer auf ihr Zeichen.

Sie spielte die Melodie – ich die Begleitung, die einzig aus einer Quinte bestand.

Bis heute ist die Quinte mein Lieblingsintervall. Ich singe zu dem Staubsauger- oder dem Rasierer-Ton gerne, häufig und beständig die Ober- oder Unterquinte. Mein Putz- und Körperpflege-Alltag wird also von einer leicht gregorianisch angehauchten Klangwelt bereichert.

Von wem dieses erste Klavierstück, an das ich mich erinnern kann, stammt, weiß ich nicht mehr. Es war in einem Heft mit englischen Titeln abgedruckt. Gurlitt und Schytte – kein Kommentar – waren wohl unter den Komponisten dieses Heftes.

Ich habe versucht, das Stück zu rekonstruieren. Und mich umgibt eine wohlige Stimmung, wenn ich die Melodie, die ich bis heute nicht vergessen habe, spiele – oder nur an sie denke…

Erstes Klavierstück

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Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.