Offener Brief an den Intendanten des WDR, Tom Buhrow
Lieber Tom Buhrow,
Ich war nicht wenig erstaunt, von Ihnen vor ein paar Tagen einen persönlich an mich adressierten und von Ihnen selber unterschriebenen Brief erhalten zu haben. Sicherlich haben Sie diesen Brief auch an einige andere geschickt, dennoch fühle ich mich vom Inhalt des Briefes natürlich direkt angesprochen.
In dem Brief begründen Sie, warum Sie bis zum Jahr 2020 gezwungen sind, 500 Planstellen in Ihrem Sender einzusparen. Allein dies ist natürlich schon eine sehr dramatische Nachricht, die im Sommerloch hoffentlich nicht untergehen wird. Dass der WDR – sicherlich einer der wichtigsten Rundfunk- und Fernsehstationen der deutschen Nachkriegsgeschichte – zu so einer drastischen Maßnmahme gezwungen ist, wird für viele ein Schock sein. Da Sie am Schluss Ihres Briefes zum Dialog auffordern, möchte ich die Gelegenheit wahrnehmen und dies im Rahmen meines Blogs, dem „Bad Blog of Musick“ tun.
Zuerst einmal möchte ich betonen, dass ich mich in keiner Weise über Ihren Brief lustig machen will. Natürlich wäre es leicht, hier den Korinthenkacker zu spielen, und einzelne Satzwendungen Ihres Briefes herauszupicken oder dessen sicherlich vorauseilend entschuldigende Intention zu kritisieren. Bei aller Kritik, die ich hier im Blog immer wieder am öffentlich-rechtlichen Rundfunk übe, eines sollte doch klar sein: ich stehe komplett hinter der Idee eines öffentlich-rechtlichen Rundfunkes. Ich glaube auch nicht, dass es für einen Intendanten wie zum Beispiel jüngst Herrn Boudgoust vom SWR eine erstrebenswerte und angenehme Aufgabe ist, Kürzungen wie eine Orchesterfusion zu verkünden, und Sie selber werden an der Kürzung der Planstellen sicherlich auch keine persönliche Freude haben, davon gehe ich mal aus. Ich nehme auch Ihren Wunsch zum Austausch ernst (sonst würde ich das hier nicht schreiben) und begrüße auch Ihre Initiative eines solchen Briefes.
Diesen Worten lasse ich jetzt auch kein „dennoch“ folgen – ganz im Gegenteil. Stattdessen würde ich Ihnen gerne ein paar Ideen und Gedanken unterbreiten, die mir beim Thema Rundfunkpolitik heute einfallen. Sicherlich haben Sie das eine oder andere auch schon diskutiert, aber dann würde mich interessieren, was aus diesen Diskussionen geworden ist, oder ob sie vielleicht noch akut sind.
1) Das mysteriöse Verschwinden der Rundfunkgebühren
Sie schreiben der WDR profitiere in keiner Weise von der Gebührenreform. Weiterhin schreiben Sie, der rechnerisch inzwischen nachgewiesene Überschuss dieser Reform ruhe nun auf irgendwelchen ominösen „Sperrkonten“, um die anstehende Senkung des Beitrags zu finanzieren.
Nun gehe ich mal davon aus, dass diese Sperrkonten nicht im Besitz von Uli Hoeneß sind, wie ich hier scherzhaft vermutete. Aber dennoch ist es für den Normalbürger schwer zu verstehen, dass die anstehende Beitragssenkung von einem Euro einen solchen finanziellen Einbruch bedeuten wird, dass man hierfür schon einmal massiv mit einem Milliardenüberschuss vorbauen muss. Des weiteren ist es komplett unverständlich, dass der Beitrag überhaupt gesenkt wird, wenn er ja dann doch nicht reicht. Ich auf jeden Fall zahle gerne meine Rundfunkgebühren, wenn sie auch wirklich für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk verwendet werden, und nicht auf Sperrkonten landen. Wegen mir muss man den Beitrag auch gar nicht verringern! Ich zahle gerne einen Euro „zu viel“, wenn ich dafür nie, nie mehr von Orchesterfusionen und – kürzungen hören muss. Ich schreibe ja genauso wenig gerne darüber wie Sie sicherlich auch ungerne Stellen kürzen.
Wem gehören diese ominösen Sperrkonten? Wer verfügt über sie? Ist es nicht gegen das Grundgesetz, wenn für den Rundfunk bezahlte Rundfunkgebühren diesem gar nicht zugute kommen, sondern stattdessen irgendwelche finsteren Herren darüber verfügen, dass man sie eben – ätschebätsch – jetzt erst einmal nicht weitergibt? Aus irgend welchen nicht ersichtlichen Gründen? Das ist dann doch ein Riesenskandal, denn die Rundfunkgebühren heißen ja Rundfunkgebühren, nicht Sperrkontoauffüllungsgebühren. Wessen Schwachsinnsidee ist das? Und wenn die Einnahmen bald leicht sinken – es sind doch immer noch Einnahmen und keine Schulden? Warum muss man Einnahmen „vorfinanzieren“?
Wenn ich Intendant wäre, und vor solche Tatsachen gestellt würde, dann würde ich über nichts anderes in meinem Sender berichten. Dann würde ich zusammen mit meinen Mitarbeitern auf die Straße gehen und protestieren. Denn Tatsache ist: Im Moment scheint NIEMAND in ganz Deutschland diese ganze Gebührenreform zu verstehen, und vermitteln kann sie schon einmmal gar niemand.
2) Die Armutslüge
Und wenn wir schon einmal beim Thema Geld sind – Was ich auch nicht verstehe: Wir leben in einem der reichsten (und zunehmend reicheren) Länder der Welt. Wir sind ökonomisch so gut aufgestellt, dass uns die amerikanische Zeitschrift „Newsweek“ sogar gerade in Aussicht gestellt hat, das kommende Jahrhundert maßgeblich zu dominieren. Auch unsere Staatsverschuldung ist im internationalen Vergleich lächerlich gering. Aber ständig höre ich: Wir müssen sparen! Wir müssen konsolidieren! Die fetten Jahre sind vorbei!
Ich weiß gar nicht mehr, wann diese fetten Jahre eigentlich waren, denn eigentlich heißt es in Deutschland immer, dass wir kurz vor dem Ruin sind. Eines weiß ich aber sicher: Dass es Zeiten gab, in denen Deutschland wesentlich finanziell instabiler war als heute, man sich aber gerne seine hervorragenden Rundfunksender (und Orchester. Und Theater. Und Opernhäuser. Und, und, und…) leistete und dies auch nie in Frage stellte. Warum also ausgerechnet jetzt? Und kommt mir nicht mit dem Argument, dass die ganzen Mehreinnahmen von Steuern und Wirtschaft noch gar nicht in den Finanzhaushältern angekommen sind – das ist für mich Bullshit, denn diese Einnahmen gab es ja faktisch schon. Außer man hat sie auf Sperrkonten überwiesen.
Und wieder frage ich: Auf welche Konten verschwinden die ganzen Mehreinnahmen unseres Landes der letzten Jahre denn eigentlich? Hat da die Mafia ihre Finger im Spiel? Nur eines ist sicher: Bei den sozial schwächer gestellten Bürgern unseres Landes landen sie nicht, und auch nicht bei unseren Kulturinstitutionen. Dabei sollten uns beide sehr am Herzen liegen – denn Priorität sollte sicherlich sein, dass es unseren Bürgern gut geht. Und dazu gehört neben Nahrung und medizinischer Versorgung eben auch Bildung und Kultur. Dass diese beiden Dinge definitiv was bringen, kann man überall auf der Welt leicht nachweisen, nämlich dort, wo es KEINE Bildung und Kultur gibt. Da herrschen dann meistens keine sehr angenehmen Zustände.
Für mich stehen die öffentlich-rechtlichen Sender wie auch der WDR symbolhaft und exemplarisch für eben dies: Bildung und Kultur. Und nicht für „massenattraktive Programme“, bei denen ich die Masse erst für dumm erkläre und dann auch noch dumm unterhalte. Da reicht es nicht, wenn sie als Trostpflaster für den Abbau von Kultur in Ihrem Sender die „europapolitische Berichterstattung“ in Zukunft fördern wollen (wie Sie in Ihrem Brief schreiben). Nein, berichten Sie doch lieber darüber wie es sein kann, dass Deutschland sich im Moment des höchsten Wohlstandes zwar alles trauen und riskieren könnte, auch Experimente….aber vor der Idee eines flächendeckenden Kultur- und Bildungsprogramms in seinen Sendern, das nie und nicht auf die Quote schielen muss, verzagt und kapituliert.
3) Das erste staatliche Internetorchester
„In Gefahr und höchster Not, bringt der Mittelweg den Tod“ – diese alte Weisheit scheint immer vergessen zu sein, wenn man vor einer Krise steht. Und vor dieser stehen Sie ja: Man enthält Ihnen Rundfunkgebühren vor, die Ihnen zustehen. Man kürzt Sie links und rechts zusammen, obwohl Sie als Sender stets fantastische Arbeit leisten und zu Recht von allen bewundert werden. In einem solchen Moment hilft keine Vorsicht, sondern die Flucht nach vorne. Dazu gehört zum Beispiel ein Orchester zu gründen anstatt eines zu streichen (wie es die Kollegen der anderen Sender es gerade gerne tun). Haben Sie Mut und verfolgen Sie neue Konzepte – zum Beispiel das von mir schon lange geforderte Erste Staatliche Internetorchester. Ein solches Orchester könnte sich nämlich an genau die jenigen Hörer und Zuschauer wenden, die die meisten angeblich schon aufgegeben haben, nämlich die ganz jungen! Es gäbe so viel an Formaten und Ideen, die man auf diese Weise realisieren könnte, eben nicht nur das pure Abfilmen eines Konzertes sondern eine neue Form von Interaktivität. Das ist noch nie versucht werden, und beim WDR wäre eine solche Idee gut aufgehoben! Wagen Sie es – gerade jetzt!
4) Konkurrenz mit youtube und co.
Und da kommt mir noch gleich eine weitere Idee: Warum überlässt ein Sender wie der WDR, mit seinen geradezu legendären Archiven von historisch bedeutenden und fantastischen Aufnahmen und Videos, einem illegalen Abzockbetrieb wie youtube komplett das Feld? Wäre ich Intendant, so würde ich folgendes vorschlagen: stellt die kompletten Archive des WDR ins Netz, in fantastischer Qualität und mit hochwertigen Such-und Findfunktionen. Schaltet Werbung davor, um das Ganze zu finanzieren. Oder erschafft bezahlbare Premium-Accounts und Abos, um das Ganze zu tragen. Denn mal ehrlich: Was gäbe es für einen Grund, mir auf youtube mühsam eine qualitativ schlechte und illegal reingestellte Kopie einer WDR-Produktion zu suchen, wenn ich dasselbe völlig legal und staatlich gefördert direkt von Ihnen haben kann? Bei youtube findet man nur Fragmente und Treibgut, wenn ich das Original genauso leicht und besser haben kann, wäre das sicherlich erfolgreich! Und Sie würden den Bildungsauftrag des Grundgesetzes nicht nur erfüllen sondern sogar übererfüllen!
5) Jetzt erst Recht!
Das wäre der mir wichtigste Punkt: Gerade in Zeiten des Zagens und Zauderns muss man Zeichen dagegen setzen. Wenn ich mir das heutige Fernsehen und den heutigen Rundfunk anschaue, so sehe ich sehr oft Vorsicht und Angst, anstatt Wagemut und Verve. Warum geben zum Beispiel öffentlich-rechtliche Fernsehredakteure so wenigen wirklich innovativen Formaten die Chance, anstatt entweder auf geklaute Ideen von den Privaten oder abgenutzte Uraltformate zurückzugreifen? Warum versucht man nicht mal was wirklich Schräges?
Qualität muss nicht viel Geld kosten, man muss halt nur den Verrückten und wirklich Kreativen einen Raum geben, dann kommt schon mal ein deutsches „Twin Peaks“ oder „True Detective“ raus, und das wäre doch wirklich schön, oder? Stattdessen haben wir endlose Folgen von abgeranzten Soaps, bei denen in jeder Folge exakt die gleichen schlechten Dialoge kommen. Umso unerklärlicher dann, dass extrem erfolgreiche vergangene Formate nach wie vor als Ideen brach liegen und in Archiven versauern. Seien Sie doch derjenige, der ein solches Projekt aus der Taufe hebt und damit einen internationalen Erfolg hat, der dem Sender auf Jahrzehnte hinaus goldene Jahre bescheren wird. Seien Sie derjenige, der endlich wieder „Raumpatrouille Orion“ auf den Bildschirm bringt, in einer neuen Version mit neuen Gesichtern und neuen Ideen, so wie weiland „Star Trek – The Next Generation“ (und das war eine wahre Goldgrube). Millionen von Fans würden es Ihnen danken! Und es wäre eine großartige Geste gegenüber dem gerade verstorbenen Dietmar Schönherr. Commander McLaine forever! Es gibt sicherlich noch mehr Ideen dieser Art. Die englische BBC (aus einem Land, das wirtschaftlich nicht so gut dasteht wie wir) macht uns ständig vor, wie man innovativ sein und dennoch wirtschaftlich gut arbeiten kann.
Und denken Sie an den Rat, denen ich Ihnen jetzt gebe: Wenn Ihnen ein Redakteur, ob vom Rundfunk oder vom Fernsehen, sagt: „Das können wir nicht machen“, dann überlegen Sie sich, ob nicht vielleicht genau dies der Grund sein sollte, es zu machen! Das mag nicht immer zutreffen, aber meine Ahnung sagt mir: in 95% aller Fälle schon!
Was auch immer Sie tun werden, verzagen Sie nicht. Gerade jetzt müssen wir wagen und erhalten – nicht reparieren und nur noch verwalten. Letzteres führt irgendwann in den Untergang. Gerade jetzt müssen sich die öffentlich-rechtlichen Sender wieder neu erfinden. Erfinden Sie mit und gehen Sie als der Intendant des WDR in die Geschichte ein, der den Sender in eine ungeahnte Blüte führte.
Ich weiß, das ist alles leicht dahin gesagt von jemandem, der nicht auf Ihrem Stuhl sitzt. Aber man wird ja wohl noch mal träumen dürfen. Gerade dann, wenn es scheinbar heute niemand mehr tut, sondern sich alle mit einer zunehmend verhärmten und freudlosen Realität abgefunden haben, in der es fast allen gut geht, man sich aber gar nichts mehr traut.
Dagegen könnten wir doch etwas tun. Und wenn ich dabei helfen kann, gerne!
Ihr Bad Boy,
Moritz Eggert
Komponist
Lieber Moritz! Danke für den aufrechten und aufrichtigen Artikel. Ich hoffe du hälst uns auf dem Laufenden, sollte der Dialog tatsächlich ins Rollen kommen?
Liebe Grüße, Arno
Vielen Dank, Herr Eggert! Da ist nicht eine Zeile in Ihrem Text, die ich nicht unterschreibe! André POLOczek
Kompliment Moritz Eggert!
Kreativer Umgang mit scheinbar aussichtslosen Situationen. Auch das kann man von guten Komponisten lernen.
Mit besten Wünschen an Herrn Buhrow!
Wunderbarer Brief, lieber Moritz Eggert, genauso sollte eine gesunde Streitkultur aussehen: Loben, kritisieren und Verbesserungsvorschläge liefern. Ich hoffe der gute Herr Buhrow lässt sich drauf ein… Viel Glück!
Danke für den engagierten und energievollen Brief zu dem hoffentlich ein Dialog entsteht. Kann man den Ursprungsbrief irgendwo einsehen? Die Adressaten müssten doch auch die GebührenzahlerInnen sein und nicht nur die Autoren …
Lieber Moritz, da sprichst du einem aus der Seele. Immer das ständige Jammern geht einem so auf die Nerven. Nach Vorne, auf gehts! Wer so ein Amt wie Herr Buhrow hat sollte doch jemand sein der visionär denkt und sich nicht dem Verwaltungsapparat ergibt.
Herr Buhrow kämpfen Sie für die „Freiheit“, die Sie auf Grund der Gebühren haben („müssten“-wenn das mit den Sperrkonten stimmen sollte) und nutzen Sie diese aus. Halten Sie durch und kämpfen Sie für uns, Ihr Publikum!
Vielen Dank. Gerne gelesen, nicht nur weil ich vieles genauso sehe, sondern besonders aufgrund anregender Ideen, die Sie da ausbreiten. Die in den letzten Jahren immer weiter absinkende Qualität der Nachrichtensendungen könnte auch ein Thema sein – es betrifft ja auch die Nachrichten über Kultur und Medien.
Danke für die klaren Worte! Ich unterschreibe ebenfalls und hoffe, sie fallen auf fruchtbaren Boden. Wie sagte schon Hanns Dieter Hüsch: „Kapitulation – ja. Resignation – nie. Optimismus – ungern. Zuversicht – immer“.
Lieber Moritz Eggert,
zum einen finde ich Ihren Brief hervorragend und auch mutig. Dankeschön! Ich habe im letzten Jahr als Drehbuchautorin der ÖR veröffentlicht: TANZ DER ZITRONEN. Darin beschreibe ich einige erschreckende Entwicklungen, die ganz klar auf Korruption und Mafia-Geflechte deuten, so wie wir Mafia heute verstehen. Meine einziger PIEP beim ZDF, als ich entsprechende Information auch nur in Worte fasste, führte zu einer Klage und einem Gerichtsfall, der nunmehr vier Jahre andauert. Mein Name steht auf einer ÖR-Schwarzen-Liste und ja, man lebt trotzdem weiter. Man gründet einen Verlag, produziert Dokumentarfilme und frischt leicht angestaubte Sprachkenntnisse auf. Nur eins werde ich nicht tun: Aufhören darüber zu reden und zu schreiben, was bei uns hier gerade gewaltig schief läuft. In diesem Sinne – bleiben wir bitte in Verbindung. Sie finden mich auch auf Facebook unter Nicole Houwer-Joens. Immer möglichst viele Menschen auf diese Missstände aufmerksam machen – dann werden sie auch aufhören, da bin ich mir SICHER. Nur müssen es so viele werden, dass man an jeder Strassenecke fragt: UND WOFÜR GENAU ZAHLE ICH MEINE GEZ-GEBÜHREN? Dann erst wird es wieder besser werden… Lieben Gruß aus München, Nicole Joens
„Die kompletten Archive des WDR ins Netz“ stellen: was kann ich machen, um diese Idee zu unterstützen? Der WDR verfügt über hochwertigste Audiobeiträge und Tondokumente. Das wäre wirklich das Größte, wenn der WDR das komplett zugänglich machen würde. Wie wäre es mit einer Online-Petition?
Lieber Moritz Eggert,
Ihren Brief finde ich großartig. Jeden Satz, jede Idee, jede Anregung kann ich unterschreiben…
So kann sich etwas ändern – so wird sich etwas ändern – so muss sich etwas ändern – und nicht
wie die Wiener dann sagen, da kann man hold nix mochn!
Mit besten Grüßen und Wünschen
Milo Lohse
Lieber Moritz,
vielen Dank! Dieser Beitrag tut gut. Keine „alternativlosen“ Zwänge akzeptieren, sondern mit Kreativität, Witz und Verstand nach besseren Möglichkeiten suchen, so geht es.
Warum werden Menschen wie Sie nie Rundfunkintendaten?
Ich bin nicht so sicher, ob ich den Brief von Buhrow veröffentlichen kann, da es sich nicht – wie bei meinem Text – um einen offenen Brief handelt. Vielleicht erlaubt er es mir aber, dann tue ich es sofort! Bisher habe ich von ihm noch nichts gehört….
Sehr geehrter Herr Eggert,
gerne würde ich Ihren Brief auf meinem Blog verlinken.
Darf ich?
Mit freundlichem Gruß
Hans Brückner
WORD!
Aber sowas von.
Vielen Dank, sehr guter Brief und prima Ideen. Bin gern dabei!
Oliver Wille
…und siehe auch: http://www.rp-online.de/panorama/fernsehen/29-millionen-fuer-buhrow-pension-aid-1.4413127 – 2,9 mio fuer seine Pension? Ist das angemessen?
Lieber Moritz, Sehr geehrter Herr Buhrow,
den Anliegen von Moritz Eggert kann ich mich nur voll anschließen. Setzen Sie sich bitte FÜR Kultur und Bildung, auch für nicht so „massen-poluläre“ Musiksparten im WDR weiter ein und dafür, dass mehr Transparenz bzgl. der Gebührenreformen entsteht und dass mehr Gebühren-Geld ANKOMMT und auch für den Erhalt der Programme ausgegeben wird. Es IST genug Geld da. Gejammert wurde und wird immer, aber es besteht eigentlich keinerlei Grund dazu. Und da Sie ja lange genug auch in den Vereinigten Staaten gelebt haben und danach dort als Korrespondent etc. tätig waren, wissen Sie sicherlich auch, welches große Plus wir hier in Deutschland – noch! verspielen Sie es nicht! -bzgl. eines freieren, nicht so von Wirttschaftsinteressen etc. abhängigem öffentlich-rechtlichen Rundfunks und Fernsehens haben. … In diesem Sinne, eine gute Hand für die Zukunft.
„Wäre ich Intendant, so würde ich folgendes vorschlagen: stellt die kompletten Archive des WDR ins Netz, in fantastischer Qualität und mit hochwertigen Such-und Findfunktionen. Schaltet Werbung davor, um das Ganze zu finanzieren. Oder erschafft bezahlbare Premium-Accounts und Abos, um das Ganze zu tragen.“ Tolle Idee, seit jahren gefordert nur gibt es das der Staatsvertrag der ÖR nicht her. Was glücklicherweise eine Errungenschaft der restl. Medien ist da Google diese ja böse indizieren würde….
Ansonsten finde ich es fraglich solche Berichte hinter einer Paywall zu verstecken, da diese insbes. von den Gebühren + Werbeeinnahmen (welche auch Quasi Zwangsgebühren sind) diese Produktionen staatl. vorfinanziert wurden.
Zu den Sperrkonten, auf welche Gebührenüberschüsse landen, schreiben Sie: „Wenn ich Intendant wäre, und vor solche Tatsachen gestellt würde, dann würde ich über nichts anderes in meinem Sender berichten.“
Journalismus ist nicht Agitation in eigener Sache. Würde der WDR seine Programme tatsächlich nutzen, um für sich und die anderen öff. rechtl. Anstalten die Gebührenüberschüsse zu ergattern bzw. um auf einen vom WDR in eigener Sache als Missstand empfundenen Sachverhalt hinzuweisen, dann ist das kein Journalismus mehr. Dann wäre der WDR ein PR-Sender. Was schlagen Sie als nächstes vor? Dass die Tagesschau als erstes und jeden Abend über die Kürzungen beim NDR berichtet?
Ich glaube, Sie verstehen den Journalismusbegriff nicht.
@Renate Hausmann: Sie anscheinend auch nicht, denn es geht ja nicht allein um den WDR sondern um ALLE öffentlich-rechtlichen Anstalten. Und natürlich müsste man mehr darüber berichten, egal wo. Man hat beim Journalismus durchaus das Recht und sogar die Verpflichtung, vor der eigenen Türe zu kehren. Soll zum Beispiel die BBC nicht über die Missbrauchfälle berichten, die dort vorgefallen sind?
@Ulrich Eisenlohr: …weil ich gerne Zeit zum kreativen Arbeiten haben möchte…
@Hans Brückner: gerne können Sie verlinken, vielen Dank!
http://www.rp-online.de/panorama/fernsehen/2,9-millionen-fuer-buhrow-pension-aid-1.4413127
Sehr geehrter Herr Eggert, ich boykottiere den Rundfunkgeräte und kann ihre Ausführungen nur bedingt nachvollziehen. Vielleicht liegt es daran, dass ich mit meinen 39 Jahren nicht zu der Zielgruppe jener Sender gehöre. Vielleicht auch daran, dass keine Staatsferne, wie in den Staatsverträgen gefordert, zu erkennen ist. Dies bescheinigt nicht zuletzt unser Verfassungsgericht dem ZDF. Die einseitige und nicht objektive Berichterstattung und mediale Manipulation tun ihr übriges. Ich persönlich ziehe es vor, mir meine Quellen selbst auszusuchen und mich vorab zu informieren, wer was berichtet. Ich bin über jede Stellenstreichung im ÖRe froh, denn die ÖRe haben u.a. genug Orchester. Auch gibt es mit über 60 Sendern im TV und Radio ein derartiges Überangebot, das es nicht mehr zum Aushalten ist. Und gerade der WDR hat in u.a. mit seinem TV Interview mit Herrn Putin gezeigt, dass er schlecht informiert ist und gern wesentliche Teile heraus schneidet. Ich empfehle Ihnen hierzu sich das gesamte Interview auf YouTube anzuschauen. Allein die Rezessionen sprechen Baende : https://www.google.de/url?sa=t&source=web&rct=j&ei=ZQ_ZU7ybIKqA4gSI-YCgDQ&url=http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/04/06/putin-fuehrt-wdr-mann-schoenenborn-vor-wie-heissen-sie/&cd=8&ved=0CDQQFjAH&usg=AFQjCNFjxjSq33Up6MTa9B27pDkjSizihg&sig2=MGDaRMjwjs9eTcIKC20xeQ und hiervon finden Sie zahlreiche Quellen.
Und die „Unabhängigkeit“ von Herrn Schoenenborn und Mitstreitern konnte man gut in der Presse zur Bundestags- und Europawahl verfolgen.
Wer auf Parteiprogpaganda und Manipulation steht, der sollte sich einen Decoder dafür kaufen können. Aber das wollen die Herren ja nicht, da es kaum noch Menschen geben würde, die sich einen solchen holen würden. Ich könnte noch weiter ausholen, werde es aber zunächst hierbei belassen und den Zorn der Angestellten oder Abhängigen auf mich ziehen.
Viele Gruss
Nils Lehmann
@Thilo: Lieber Thilo, da ich nicht nur über 20 Jahre als ÖR-Drehbuchautorin gearbeitet habe, sondern auch einen Dokumentarfilm (über musikalischen Widerstand in Mali) mit dem WDR produziert habe, weiß ich aus erster Hand, dass die ÖR-Produktionen nicht alle vor- oder durch-finanziert sind. »Woodstock in Timbuktu – die Kunst des Widerstands« war nicht einmal zur Hälfte vom WDR finanziert. Wir müssen das restliche Budget durch DVD-Verkäufe, VOD und kleines Kino erwirtschaften. So etwas ist oft nicht bekannt, nicht wahr? Aber die Sender sparen am Programm, wo es nur geht, um zu finanzieren, was rein GAR NICHTS mit Programm zu tun hat. Man mag denken, dass öffentlich-rechtlich etwas mit Transparenz und Recht zu tun hat. Stimmt aber nicht. Bitte umdenken und gründlich nachfragen! Bitte Briefe an den Rundfunkrat schicken und bitte, bitte endlich aufwachen! Hier wird verantwortungslos mit öffentlichen Geldern umgegangen. Es werden Immobilien finanziert, jede Menge Töchter- und Enkelfirmen gegründet und im großen Stil Geld verpulvert – unser Geld. Bitte nie wieder sagen, dass die guten Sendungen beim WDR auch vom WDR bezahlt wurden, bevor man es auch sicher weiß. Bitte nicht einfach vertrauen, weil irgendwie Beamte an einem System beteiligt sind und das Label öffentlich-rechtlich so gut klingt. Es ist anders. Und nicht gut für uns, die wir alle im guten Glauben zahlen.
WDR ins Netz ist eine super Idee aber bitte bei Youtube. Dann kann man auch das überall sehen und wir müssen nicht noch eine VideoPlatform zusätzlich mitfinanzieren. Die GEZ Gebühren gehören abgeschafft. Die ÖR Sender sind schon längst von Parteien beeinflusst und nicht mehr unabhängig. Das wird auch mit keinem Geld passieren. Wer braucht also eine mit Gebühren geführte Institution, die die Meinung der einen oder der anderen Partei vertritt.
Sehr geehrter Herr Eggert,
zuerst möchte ich betonen, dass auch ich ein Verfechter des ÖR bin. Aber ihr Blog ist auch ein schönes Beispiel für die Ambivalenz, wie im/über ÖR diskutiert wird.
Sie fordern vehement in ihrem Brief den Mut, neue Wege zu gehen und unkonventionelle Ideen umzusetzen (was natürlich den Gepflogenheiten im ÖR grundsätzlich diametral gegenübersteht, wie jeder weiß, der für den ÖR arbeitet), kritisieren an anderer Stelle gleichzeitig das Verlegen von BR-Klassik aus dem UKW in das DAB Radio zugunsten von PULS. Sehen sie, ich finde das Vorhaben super, mutig und längst überfällig!!
„Es allen Menschen Recht getan, ist eine Kunst, die keiner kann“
Obiges Beispiel zeigt schön das Dilemma auf, in dem die ÖR sich befinden:
Wehe, man ist mutig und ändert wirklich mal grundlegend etwas, dann ist das Geschrei groß nach der Forderung, dass doch bitte alles so bleiben mag, wie es schon immer war. (Man hat sich ja so schön eingerichtet in seinem Tun und Handeln, da soll doch bitte keiner mit Veränderungen kommen.) Auch wenn das auf sie nicht zutreffen mag, scheut der Otto-normal-ÖR-Mitarbeiter die Veränderung wie der Teufel das Weihwasser.
Ein weiteres Dilemma in dem der ÖR sich befindet ist, dass es viele Ideen gibt, was an Neuerungen alles möglich wäre. Leider gehen diese Neuerungen immer entweder auf Kosten anderer oder mit Gebührenerhöhungen einher. Wie wohl der Tenor wäre, wenn Herr B. verlauten liesse: „Zur Umsetzung der Veröffentlichung des kompletten WDR-Archivs muss in den Redaktionen nochmal 20% und in der Produktion und Technik 10% der Kosten gespart werden. (Falls dieses Vorhaben rechtlich überhaupt zulässig wäre.)
Und zum Thema Internet-Orchester: hat der WDR nicht schon 2 Rundfunkorchester? Wie viele RO in Deutschland gibt es überhaupt? Braucht es da wirklich ein neues „Internet-Orchester“? Wieso keine Internet Big-Band? Wieso leistet sich der BR zwei Funkorchester, aber keine Big-Band?
Natürlich sind Orchester Teil des Kulturauftrags der ÖR. Aber eben nur ein Teil. Musik beschränkt sich eben nicht nur auf Klassik im weiteren Sinne. Aber für diesen Bereich der Musik wird überproportional viel Geld ausgegeben. Warum? Nur wegen des Renommees? Oder weil Klassik künstlerisch wertvoller ist als Jazz, Pop, oder sonstiges?
Angenommen, Herr Wilhelm hätte die Idee, beim BR auch eine Big Band zu gründen (was der Münchner Musikszene sehr, sehr gut tun würde, man denke nur an Köln!) und statt dessen das Münchner Rundfunkorchester aufzulösen. Ha, was wäre da für ein Geschrei… Ich wiederum fänds toll!
Und so macht eben jeder Intendant das, was unsere Politiker auch machen: so wenig Änderung wie nötig. Denn wer nichts macht, macht schonmal nichts falsch – oder?
Vielen Dank für diesen eloquenten Beitrag. Ich stimme voll zu und möchte mich dem Aufruf anschließen. Es gibt ein riesiges Potential (Herausforderungen), das in einer wandelvollen Medienlandschaft durch mutige Entscheidungen erschlossen werden kann. An Medienhochschulen werden riesige Talente ausgebildet, die nur auf Möglichkeiten warten, die Zukunft zu gestalten. Auf geht’s. …
@R.Hausmann/M.Eggert : Es geht tatsächlich nicht nur um den WDR, es geht auch nicht nur um die öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten, sondern es geht um Kultur in Deutschland, um den Kulturauftrag der Sender! Der Brief, lieber Herr Eggert, ist hervorragend, herzlichen Dank!
Klasse Reaktion. Den Mutigen gehört die Zukunft
Lieber Moritz,
vielen Dank für Deinen Brief! Ich wünschte mir, er kann die Macher des ÖRs wachrütteln und ermutigen, was die Ausrichtung der Programminhalte und die Ausgabengewichtung angeht. Das Dilemma der GEZ-Gebühren ist doch, dass man etwas bieten will für alle und sich daher zu sehr an der Masse orientiert, was dann Gehalt -und Belanglosigkeit zur Folge hat – ganz zu Schweigen vom Kultur -und Bildungsauftrag, der im Mainstream untergeht. Deshalb kann ich Deinen Aufruf zu mehr Mut bei Inhalten und Formaten des ÖRs nur unterstützen!
@Mathias: Guter Einwand – klar kann darüber streiten, für was genau sich ein ÖR-Sender engagieren sollte. Es gibt auch gute Argumente für eine Internet-Big-Band (ich hätte da gar nichts dagegen!). Jeder Intendant wird da seine eigenen Zeichen setzen und natürlich auch eine eigene Linie fahren müssen. Ich glaube wir können uns aber darauf einigen, dass grundsätzlich etwas Innovatives geschehen muss, und dass Zusammenkürzen und Konsolidieren allein auf Dauer keine gute Taktik ist.
Die Pläne des BR kritisierten wir übrigens nicht, weil wir nicht an das Digitalradio glauben, sondern weil die Strategie dieser Umstellung nicht die Richtige ist: man vergrault Publikum, dass es schon gibt, und bekommt aber per UKW kein junges Publikum dazu. Das kann nicht funktionieren!
Das Büro von Buhrow hat sich übrigens heute bei mir gemeldet – man sucht den Dialog, aber Buhrow ist im Urlaub (und ich ab übermorgen auch!)
Super Artikel! Eine kleine Korintenkackerei hab ich aber anzumerken: die Gundfunkgebüren gibt es nicht mehr! Dies ist nun ein Rundfunkbeitrag. Somit fallen die Ausgleiche UND die Rechtliche Grundlange für Schwerbehinderte weg! Ich habe einmal gelernt das bei Ämderungen auch andere davon betroffene Gesetze geändert werden müssen. Bei der GEZ scheint dies jedoch nicht der Fall zu sein. Vielleicht ist in dieser Umstrukturierung auch die Möglichkeit der Sperrkonten zu finden. Einnahme werden jetzt ja auch von Rundfunkgebüren befreiten Personen bezahlt, was meines Erachtens nicht wenig ist. Die Untertitelung hingegen ist mangelhaft und oft falsch. Das wäre vielleicht auch einmal ein Artikel wert :)
Mit freundlichen Grüßen
Danke für die Erlaubnis und hier ist das Ergebnis.
http://der-hans.blogspot.de/2014/08/es-ist-ihr-geld-das-da-verpulvert-wird.html
Lieber Moritz, super-Brief! Vielen Dank, Paul.
Diese Debatte geht in die richtige Richtung! Welcher zuständige Politiker jedoch hört sie? Mich wundert schon lange nicht mehr, dass das Gros unserer ÖR-Journalisten nicht wirklich recherchiert. Z. B. werden im Bahnkonflikt unisono die GDR und Herr Weselski an den Pranger gestellt und der Bahnvorstand in seiner ablehnenden Hinhaltetaktik nicht erwähnt. Warum gibt es denn die GDL? Hat das nicht eventuell den Grund, dass die größere Bahngewerkschaft seit Jahren ihre Aufgabe, den schlecht bezahlten Bahnangestellten ein vernünftiges Einkommen zu erstreiten, nicht wirklich wahrnimmt, weil deren Vorstände zu angepasst sind und nach gut dotierten Pöstchen bei der Bahn schielen? Und der gutbezahlte Bahnvorstand stellt sich auf die Hinterbeine, hofft auf Schützenhilfe von SPD und Regierung und sitzt das Problem auf dem Rücken der Kunden aus. Ich bin nicht Mitglied der GDL, aber habe mich schon immer über einseitige Berichterstattung bei Tarifauseinandersetzungen geärgert! Vielleicht liegt das alles auch an zu wenig Geld für vernünftige Recherchen?
Mit freundlichen Grüßen
W. Naumann