100 Argumente gegen die GEMA-Reform (9)

 

Was bisher geschah:

„U“ und „E“ sollen abgeschafft werden, verkündet die GEMA. Klingt ja erst einmal gut. Bis man versteht, dass das alles nur eine rosarote Brille ist, die man euch aufsetzt. In Wirklichkeit stehen knallharte Geschäftsinteressen dahinter, denen die bisherige Kulturförderung der GEMA ein Dorn im Auge ist. Was sie euch in ihren Werbespots verschweigen: In Zukunft sollen die Fördermittel nämlich drastisch reduziert werden, was allen – U wie E – schaden wird. Und plötzlich gibt es ein neues „E“ – das heißt dann KUK und belohnt zum Beispiel, dass man in „Mundart“ singt, oder in „Kulturorten“ spielt, wo man für die „Verzahnung von Text und Musik“ Extrapunkte bekommt. Klingt erstaunlich nach Applaus von der falschen Seite, hat sich aber die GEMA ausgedacht, und ihr – Du und ich und wir alle – müssen am 14. und 15. Mai in München dagegen stimmen. Außer ihr wollt, dass euch in Zukunft Gremien aus lauter 60-jährigen sagen, was innovativ ist und was nicht.

 

81. 2026 wird das Jahr der weiteren Reformen: Singer/Songwriter:innen sollen 70-90% ihres Aufkommens verlieren, im nächsten Jahr sind dann die Filmkomponierenden dran. Der Reformprozess ist hiermit eröffnet und alle Betroffenen können Vorschläge für die effizienteste Reduktion ihrer Sparte ab jetzt an reformvorhaben@gema.de schicken, wo sie dann im Spamordner landen. Eine konstruktive Diskussion ist ausdrücklich erwünscht, solange sie auf jeden Fall nicht im Geringsten kritisch ist Ok, geschenkt, das ist alles Humbug, aber jetzt versteht ihr vielleicht so ein ganz klein bisschen, wie wir uns das letzte Jahr gefühlt haben. Und wer weiß – sag niemals nie…

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82. Diese Mail…In der GEMA-Geschichte einzigartig: da schreibt die GEMA an ihren Gesamtverteiler eine Mail, man möge doch bitte nach München kommen und für Antrag 22a stimmen. So eine Form von Machtmissbrauch gab es noch nie und es zeigt, wie verzweifelt man nun auf Stimmenfang ist. „Fairness“, „Solidarität“ und „Vielfalt“ werden in dem Text bemüht, genau das Gegenteil signalisiert die Eigenwerbung, die die ebenso demokratisch legitimierten Alternativanträge zur Reform komplett verschweigt. Das geht nicht.

83. In der E-Musik wird das Geld eigentlich ziemlich gerecht verteilt, in der U-Musik nicht Der Teufel liegt im Detail – die GEMA verteilt „herrenlose“ Gelder (also Überschüsse, die nicht genau zugeordnet werden können) in die verschiedenen Segmente, denen sie nach ungefährer Nähe zugeordnet werden. Das kriegen dann immer nur einige. Ob das immer gerecht ist? Das sind immerhin 45-90 Millionen Euro! In der E-Musik ist dieser Betrag wesentlich kleiner (vermutlich um die 1,5 Millionen) und wird tatsächlich an ALLE verteilt, die der E-Musik zugeordnet werden. Die Reform bringt übrigens viele neue Gelder, die erst einmal nicht genau zugeteilt werden können, das Problem potenziert sich.

84. 80% der GEMA-Einnahmen landen schon jetzt im Ausland und mit der Reform wird es dann wahrscheinlich noch ein bisschen mehr, siehe oben.

85. In der E-Abrechnung wurden zahllose Konzerte in den letzten Jahren nicht abgerechnet, ordentliche Mitgliedschaften nicht ausgestellt usw. Und jetzt sagt man gleichzeitig: „Die E-Musik nimmt zu wenig ein, es gibt zu wenige E-Mitglieder“ usw. Die Tatsache ist: die Ressourcen der GEMA wurden für einen anderen Fokus verwendet, weil man der Meinung ist, in E-Musik nicht genug holen zu können. Damit hat man aber überhaupt erst das Problem erzeugt, das man jetzt als Grund für die Reform nennt. Ja, es mag sein, dass es einen gewissen Verwaltungsaufwand bedeuten würde, die E-Abrechnung zu modernisieren, und das wäre mehr als notwendig. Aber es wäre eine Investition in die Zukunft – wenn es hier einmal „läuft“, hätte man es in den Folgejahren deutlich leichter.

86. Klassische zeitgenössische Musik ist NICHT am Verschwinden Die GEMA tut ständig so, als seien E-Komponierende eine aussterbende Spezies von unbelehrbaren und rückständigen Freaks. Gleichzeitig rennen uns an den Musikhochschulen die Studierenden die Bude ein, in jedem Jahr können wir aus einem reichhaltigen Angebot von genuin talentierten, neugierigen und aktiven Nachwuchskomponierenden auswählen, die mit ihrer Musik auf der Höhe der Zeit sind und sich von Musik aller Genres inspirieren lassen. Es geht keineswegs so „akademisch“ und „weltfremd“ zu, wie die GEMA immer wieder suggeriert – das ist vollkommener Blödsinn!

87. Die E-Musik erfährt im Moment keinerlei „undurchsichtige Umverteilung“, wie im Moment immer wieder behauptet wird. Die bisherige Verteilung ist glasklar und werkbasiert. Was wird hier „umverteilt“? Im Gegensatz zur Verteilung in U liegt hier alles ziemlich offen, es wäre sogar wünschenswert, wenn die U-Verteilung dieselbe Transparenz hätte.

88. „Leuchtturm-Förderung“ ist das Gegenteil von einer „faktenbasierten“ Förderung Man muss Anträge stellen und dann hoffen, dass man vielleicht Geld bekommt. Man erfährt auch nicht, wer wann und von wem und warum Geld bekommen hat. Erst fordert man mehr „Transparenz“, dann erzeugt man ein subjektiv-intransparentes System das es so noch nicht einmal ansatzweise in E gegeben hat.

89. Automatisierte Prozesse = Kostenersparnis. Nicht-automatisierte Prozesse = bürokratischer Mehraufwand und Kostensatzerhöhung Wenn man Antrag 22a durchliest, sieht man so viele nicht-automatisierbare Prozesse wie es sie noch nie gab. Und da sollen die Kosten sinken? Da darf man zu Recht zweifeln.

90. „können“ statt „sollen“ Fällt euch auf, dass sehr oft das nicht verpflichtende Wort „können“ verwendet wird, wenn es um die Verteilung von Mitteln für die „genreübergreifende“ Fokus-Kulturförderung geht? „Können“ und natürlich nie „sollen“, da kann man dann die Kulturförderung noch weiter kürzen und das Geld geht halt irgendwo anders hin, man „konnte“ es halt nicht verteilen. Ach, schade.

(to be concluded)

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