Pro-Putin-Statements: MusicAeterna-Tenöre produzieren Song für die „Jungs an der Front“, andere Mitglieder finden das gut

Song Veröffentlichung VK Gajnutdinov

Bis heute vermisst man ein eindeutiges Statement des russisch-griechischen Star-Dirigenten Teodor Currentzis und seines durch Putin-nahe Geldgeber finanzierten Chor und Orchester MusicAeterna aus St. Petersburg, derzeit mit ihm auf Deutschland-Tournee mit dem Verdi-Requiem. Das Werk wird von den Konzerthäusern in Baden-Baden und Dortmund so dargestellt, „dass es in der aktuellen Lage als Statement verstanden werden darf“, so Sponsorin Natalie Sonntag im Programmheft der Baden-Badener Aufführungsserie, der am Freitag, 25.11.2022, ein Auftritt in Dortmund folgt.

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Song Veröffentlichung VK Gajnutdinov

Übersetzung Song Veröffentlichung VK Gajnutdinov

Viel freudiger mit Statements sind zwei Tenöre des MusicAeterna-Chores, Alexander Gajnutdinov (Gesang) und Artyom Volkov (Mix). Am 4.11.2022 veröffentlichten sie auf dem VKontakte-Kanal von Gajnutdinov einen Song, in melodramatischen Fetzen vorgetragen und mit Militärtrommeln unterlegt, angekündigt mit „für die Jungs, die jetzt an der Front für uns kämpfen“. Im Lied heißt es gleich zu Beginn: „Wieder brennt die Heimat, ich stehe auf, ich gehe. Bete für mich. Der Faschismus stürzt wieder auf uns zu. Zeit, das Mutterland zu retten. Bete für mich. Ich werde meinen Vater und meine Mutter umarmen…“ (* unten das komplette Transkript in Englisch!)

Pro-Putin Statement März VK Gajnutdinov

Übersetzung Pro-Putin Statement März VK Gajnutdinov

Kurz nach Beginn des Krieges schrieb Gajnutdinov übrigens Anfang März auf VKontakte: „Ich UNTERSTÜTZE voll und ganz die Politik des russischen Präsidenten V.V. Putin. Dies gilt auch für den Sondereinsatz in der Ukraine.“ Leisere Mitglieder von MusicAeterna liketen dies sowie weitere Z-Propaganda des Tenors, wie z.B. MusicAeterna Sängerin Jelena Gurtschenko, dort als Elena Yurchenko, hier ganz links oben geführt.

Elena Gurtschenko/Elena Yurchenko likete das März-Statement

Zudem folgt der Tenor der brutalen Söldnergruppe „Wagner“, auf VK „Wagner Orkestr“ genannt.

Wagner Söldnertruppe gehört zu Kontakten Gajnutdinovs

Auf Facebook versah der Tenor einen Tag nach Kriegsbeginn am 25.02.2022 sein Profil mit einer russischen Flagge, so wie es hier in Europa und weltweit viele mit der ukrainischen Fahne in Solidarität mit den Überfallenen taten. Dafür erhielt er sogleich likende Zustimmung von anderen MusicAeterna Mitgliedern wie den Sängerinnen des Chores Irina Terentyeva und Elena Shestakova sowie des Trompeters des Orchesters, Pavel Kurdakov, der auch bei Currentzis’ neuem Utopia-Orchester auf Tournee dabei war.

 

Gajnutdinov am 25.2.22 mit russischer Fahne und MusicaEterna-Mitglieder-Likes

Der MusicAeterna-Cellist Vladimir Slovachevsky tat es dem Tenor gleich, unterlegte sein Facebook-Profilbild auch mit der russischen Flagge, sogar schon einen Tag zuvor am Kriegsbeginn, als er zugleich Bilder von Currentzis’ 50. Geburtstag auf Instagram teilte. Später zeigte er sich sogar im familiären Kreise mit dem im Westen nun unerwünschten Putin-Dirigenten Valery Gergiev.

 

MusicaEterna Cellist Vladimir Slovachevsky auf Facebook am Kriegsbeginn mit Russland-Fahne

Vladimir Slovachesky am Schostakowitsch-Geburtstag 2022 mit Valery Gergiev, daneben gleich als Kontrast postete er sich mit Currentzis auf Instagram

Doch nicht nur MusicAeterna-Männer verbreiten fröhlich Putin-Propaganda, derweil ihr Orchester als musikalische Friedenstaube im November durch die Bundesrepublik reist. Die Chorsängerin Elena Tokarev eröffnete nach den Salzburger Festspiel-Aufenthalten des Chores einen Telegram-Kanal, auf dem sie den ukrainischen Präsidenten Selenskyi unter anderem als Kokain-Abhängigen darstellte und über die Suspendierung eines Geigers des Orchesters jammerte, der mit seinen Instagram-Stories sich über das Gastland Deutschland lustig gemacht hatte und daher in Baden-Baden auf dem Hotelzimmer bleiben musste.

Elena Tokarev spricht im letzten Absatz Kreml-Propaganda, wenn sie Selenskyi Kokain-Abhängihkeit unterstellt („Pysy: Wenn das alles vorbei ist und Amerika die Ukraine ohne Unterstützung und Geld verlässt, dann Zelya (Zelensky), wie wird er jetzt ohne Koks sein? Schwer.“)

Fazit: Kein Statement bis heute von Teodor Currentzis, weshalb ihm den nächsten Auftritt in der Kölner Philharmonie der dortige Intendant Langevoort absagte. Nicht einmal Baden-Baden und Dortmund nennen das Verdi-Requiem wenigstens ein Statement für die Humanität, sondern bleoben nebulös mit „aktueller Lage“ – die der ächzenden Konzerthäuser unter mangelndem Publikum und horrenden Energiekosten, die Lage des Rundfunks oder doch der in der Ukraine? Derweil ziehen nicht wenige Mitglieder seit Kriegsbeginn gegen die Ukraine vom Leder, komponieren Soldatenlieder, geben dem ihre Zustimmung. Mit weiteren Einzelsuspendierungen wird es da nicht getan sein. Aber das Konzerthaus Dortmund wird MusicAeterna wohl trotzdem das alles durchgehen lassen. Ich war im Holiday Inn in Baden-Baden, wo auch der Chor mitunter untergebracht war.

Wenn man mitbekam, wie alle miteinander eng verbunden sind, wie alle hier genannten Sängerinnen zusammen abhängen, ist davon auszugehen, dass sie sich sehr gut auch persönlich in ihren Ansichten kennen und das hinnehmen oder sogar in Teilen indifferent für okay befinden, wie auch der Solist Dmitry Ulyanov im Februar den Krieg zwar schlimm, aber doch unvermeidlich, vielleicht nötig empfand, wie auch z.B. die Abendzeitung über ihn sinngemäß in etwa schrieb. Hier weiterhin zu behaupten, man sänge vielleicht mit dem Verdi-Requiem gegen Putin und den Krieg an – das ist ein Konzerthaus-Märchen. Eigentlich wäre es angebracht, dass das gesamte Ensemble am Freitag statt auf der Bühne in den Hotelzimmern bleibt. Und dann mal nachdenkt.

Zwar mögen sie „nur“ 300 EUR monatlich verdienen, wie heute die FAZ schreibt. Doch sind sie Reise-privilegiert, bekommen West-Nachrichten mit, wurden immer mal auch als Friedensbotschafter angekündigt. Doch sind sie dann eben Kunst-Soldateska, die uns so lange mit ihrem Schönklang in den Ohren liegen soll, bis die gehobene Publikumsentourage mitleidig wird und neben dem Musikerstrom wieder den Gasstrom verlangt? Das ist natürlich Mutmassung. Doch die Erzählungen auch russischer Künstler im Westen, dass dieses Ensemble durch und durch gegen Putin sei, ist wohl auch ein großes Märchen wie das von der Schneeflocke. Eine Auszeit zum Nachdenken ist mehr als angemessen.

*) Transkript des Songs in Englisch:

THE ONLY ONE REQUEST

Again the Dogs of War are howling
Again, the Motherland is on fire.
I get up. I’m coming for us.
Pray for me.

Fascism is rushing at us again –
How can you stay away?
This is the time to save the Motherland.
Pray for me.

I will hug my father and my mother
I’ll dry my wife’s tears:
Stop crying and mourning
Pray for me.

I will say during farewell:
Truth is the strongest thing in the world.
This is what I’m leaving for.
Pray for me.

So that Russia is not burned,
So that Donbass does not burn in the fire,
I’m going to the death fight.
Pray for me.

I don’t expect an easy life here:
In war as in war.
I ask only one thing:
Pray for me.

I will not lie that I am not afraid in battle.
Like everyone else, I go forward, squeezing my fear.
Pray for me.

In a fierce battle, in an evil battle
I’ll try to survive.
If the Lord wills, then I will return alive.
Pray for me.

Well, what if I’m destined
to close my eyes forever
then I ask only one thing:
Pray for me.

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Komponist*in

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Eine Antwort

  1. 26. Juli 2023

    […] sondern auch nicht zum Verhalten eines Teils seiner Musiker, die keine Schwierigkeiten haben, sich zum russischen Angriffskrieg zu äußern und Kritiker ihrerseits beleidigen. Welchen Eindruck hinterlässt für die kritische […]