Endlich Impfpflicht für Bühnenberufe!

Letzthin im BR Fernsehen die „Münchner Runde“ zum Thema Kultur: der Kabarettist Michael Lerchenberg forderte eine Impfpflicht für Bühnenberufe, Doris Dörrie, scharf die Einschränkungen für Kultur kritisierend, berichtete, wie sie schon im Sommer ihr Filmset nur mit geimpften Schauspieler:innen besetzte und ungeimpfte auswechselte. Nun erschien zudem im VAN-Magazin ein Interview mit der DOV zu all den Verwerfungen in Berufsorchestern, die die Minorität von Ungeimpften in den Ensembles erzeugt.

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Mit Spannung liest man, wie z.B. einzelne ungeimpfte Musiker:innen der Bayerischen Staatsoper Tests verweigern und vor dem Arbeitsgericht scheitern. Oder ein Hornist des Hauses das alles solange aussitzen will, bis es finanziell nicht mehr tragbar ist und dann vielleicht ans Impfen zu denken wäre. Interessant im gleichen VAN-Text auch der Hinweis auf musik-in-freiheit.de. Da findet man unter „Mainfest“ eine ganze Latte an freien wie festangestellten prominenten und nicht-prominenten Musiker:innen, u.a. auch aus der Bayerischen Staatsoper oder vereinzelt aus dem Opernchor der Semperoper oder anderen Staats-, Stadttheater/- und Rundfunkorchestern sowie auffallend häufig aus der Ensembles der Alten Musik wie auch verirrte Seelchen aus der Neuen Musik, die sich gegen 2G und 3G Regeln wenden, aber z.T. auch schon als Impfskeptiker:innen und mehr öffentlich negativ auffielen.

Wir alle wissen: wenn die Coronazahlen steigen, sind Kultur und Konzert nur unter konsequenten Hygienevorschriften vor, auf und hinter Bühne machbar. Wie ein Forscher der TU Berlin deutlich macht, dessen Lüftungsstudie in Sachen Sicherheit von Konzerthallen oft auf social media geteilt wurde, hält Lüftungen derzeit für wenig ausreichend, um allein Schutz vor Infektionen garantieren zu können. Daher kamen die politischen Entscheidungsträger:innen zum Schluss, dass Kultur nun immerhin mit 2G plus, Maskenschutz und Abständen noch durchführbar sind. Finanziell hochriskant, aber Geförderten gut möglich oder Ungeförderten auch mithilfe des Ausgleichsfonds.

Hier jetzt gegen 3G/plus oder 2G/plus aus den Reihen der Musikerschaft zu agitieren, zu wettern, ist vielleicht bald so geschäftsschädigend wie als Pflegepersonal Videos in der Pathologie der LMU München zu drehen und darin mit dem Zeigefinger immer an seinen Kopf zu klopfen, sich dann auch noch über Freistellung und Hausverbot auf Instagram danach zu beklagen.

Was von Schlachthöfen über Baustellen bis zur Verwaltung manchmal möglich ist, nämlich das Personal im 1,5m Abstand samt Masken zu platzieren, ist in den Bühnenberufen spätestens im Falle der Aufführung, wenn man vollbesetzt z.B. musizieren will, körpernah auf der Bühne agieren, nur möglich, wenn man mit Menschen zusammenarbeitet, deren Infektionsrisiko durch Impfung oder Genesung reduziert ist, deren Risiko schwer zu erkranken durch Impfung und Genesung reduziert ist, die obendrein durch 2Gplus bei besonderer körpernaher Tätigkeit getestet sind und zuletzt nicht dabei dem Kontakt mit Ungeimpften, nur Getesteten ausgesetzt sind. Denn selbst wenn Geimpfte nicht perfekt durch ihren Status geschützt sind, geht von ihnen massiv weniger Risiko aus, sind sie signifikant weniger Risiken bei der Köpernähe von Bühnenberufen ausgesetzt.

Für feste wie freie Vertragsgeber:innen wie Vertragsnehmer:innen ist es daher von Vorteil, wenn nicht nur das Publikum, sondern auch die professionell Aktiven 2G unterworfen sind. Deshalb sollte man analog zu den Pflegeberufen sofort auch vertraglich wie gesetzlich eine Impfpflicht in Konzert-, Rundfunk- und Opernchören einführen. Genauso für Sänger:innen, Musiker:innen, Tänzer:innen und Schauspieler:innen auf der Bühne wie vor der Kamera, sei es als Solist:innen oder in Ensembles. Es dient der eigenen Sicherheit, der der Kolleg:innen und der des Publikums. Zudem sind Ensembletourneen samt Hotelaufenthalt, Flug- und Zugreisen und Auslandsreisen wieder denkbarer bzw. nur so überhaupt durchführbar.

Den Konflikt mit den Skeptiker:innen, halben oder totalen Verweiger:innen sollte man dabei nicht scheuen. Sie sind sowieso z.T. eine Minorität, abgesehen von Ost-Ensembles, die sich schon mal aufregen, wenn ihr Intendant zum Impfen aufruft, wie neulich hier mal wieder angeblich an der Semperoper.

In Frankreich verlor man bei der Impfpflicht für das Pflegepersonal 0,001% an Mitarbeitenden. Mag dort Mangel herrschen, dürften Bewerber:innen für freiwerdende Ensemblestellen sich in langen Schlangen anstellen, als hielte der Impfbus vor der Stadtbücherei. Man darf die künstlerische, persönliche und finanzielle Handlungsfreiheit des Ensembles und der Mehrheit seiner Mitglieder nicht wegen 1-10 Impfrenitenten dauerhaft einschränken. Im Zweifel müssen die Impfrenitenten eben den Job wechseln. Oder Ensembles mit ihren musik-in-freiheit.de-Freund:innen aufmachen. Gerade staatliche oder auch nur staatlich geförderte sowie öffentlich-rechtliche Ensembles haben einen Kulturauftrag, den sie uneingeschränkt ausüben müssen.

Zudem haben sie eine öffentliche Vorbildfunktion und dürfen darin nicht aus den eigenen Reihen gehindert werden. Was privat „soft“ regelbar erscheint, muss hier hart durchgesetzt werden: eine Funktionsfähigkeit, bei der alle am selben Strang ziehen. Und zwar durch ihre Impfung. Um das aber an Konfliktpotential zu minimieren, sollte man die Wasserscheide Impfpflicht vertraglich oder gesetzlich hier implementieren. Nach kurzem Konflikt wird man dann um so befreiter neu beruflich, künstlerisch und persönlich für die neue Normalität aufgestellt sein und agieren können.

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Komponist*in

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Eine Antwort

  1. 9. Dezember 2021

    […] Impfpflicht für Bühnenberufe! Und dann guckt man in die angegebene Manifest-Webseite und hofft, keine Kolleginnen bei den Unterzeichnerinnen zu finden. Aber ach. Einzig unterhaltsam sind teilweise die Berufsbezeichnungen. […]