Ich bin so frei
Der folgende Text erschien ursprünglich vor einiger Zeit im Magazin „OTON“ der Tonhalle Düsseldorf und wird hiermit einer größeren Leserschaft zugänglich gemacht – es geht um Gedanken zum Konzept kompositorischer „Freiheit“:
Ich bin so frei
Einer der am meisten zitierten Sätze der jüngeren Musikgeschichte stammt aus der “Ästhetik der Tonkunst” von Ferruccio Busoni: “Frei ist die Tonkunst geboren und frei zu werden ihre Bestimmung”. Busoni vergleicht die Musik mit einem Kind; er nennt sie eine junge Kunst, die nur in völliger Freiheit zu ihrer Bestimmung finden kann.
Als Entwurf ist Busonis Text nach wie vor inspirierend. Doch wie nutzen wir Komponisten diese Freiheit eigentlich? Gibt es wirklich so etwas wie “freies” Komponieren?
Gibt es überhaupt irgendein freies Schreiben?
Wie frei bin ich zum Beispiel als Autor dieses Textes? Einerseits kann ich zuallererst einmal schreiben was ich will, aber nicht alles was ich schreiben könnte, würde hier abgedruckt, z.B. wenn ich den Text auf arabisch schriebe. Schriebe ich wiederum zu vulgär oder mit zahlreichen Beleidigungen von Kollegen, hätte die Redaktion sicherlich ebenfalls etwas dagegen. Auch wird ein bestimmter Qualitätsstandard angesetzt – schriebe ich sehr simpel und im Stil eines Kinderaufsatzes, wäre dies zwar vielleicht ein interessantes ästhetisches Experiment, würde aber ganz sicherlich korrigiert, verbessert oder abgelehnt werden. Auch herrscht ein gewisser Erkenntniszwang für diesen Text: wenn ich nur Allgemeinplätze aufliste, die dem Leser keinerlei Einsichten vermitteln, wäre auch dies ein guter Grund dafür, den Text so nicht zu drucken. Zu guter Letzt muss ich mich den Regeln der Sprache fügen – ich muss Wörter “richtig” schreiben und Kommas dorthin setzen wo sie hingehören; wenn ich es vergesse, wird es als Fehler angesehen und korrigiert, auch dies wäre eine Veränderung meines ursprünglichen Textes.
Am Ende muss ich also feststellen, dass meine eigene Freiheit einen Text über – ironischerweise – die Natur der künstlerischen Freiheit zu schreiben, ziemlich begrenzt ist. Tatsächlich stehe ich unter dutzenden von ausgesprochenen (10.000-14.000 Zeichen bitte!) wie auch unausgesprochenen Zwängen. Ich bin also frei, etwas eher Unfreies zu verrichten. Habe ich dennoch Lust dazu, diesen Text zu schreiben?
Ja. Denn gerade in der begrenzten Freiheit entsteht für mich die Herausforderung, die mich reizt. Weil ich nicht vollkommen frei bin, ist es interessant, innerhalb der Rahmenbedingungen meine eigenen Freiheiten zu finden. Das Fehlen von Freiheitsgraden schränkt mich also nicht ein, es motiviert mich sogar mehr zur Freiheit als die Existenz absoluter Freiheit. Sitze ich in einem Kerker, ist die grüne Wiese vor meinem vergitterten Fenster das Ziel meiner Sehnsüchte. Sitze ich auf der grünen Wiese, kenne ich keine Sehnsucht nach der Wiese, denn ich sitze schon auf ihr. Oder anders gesagt: ohne die Existenz von Begrenzungen hat die Freiheit keinen besonderen Wert.
Im Gegensatz zum Schreiben eines Essays ist Kunst an sich potentiell freier, aber auch nicht vollkommen frei. Zum Beispiel könnte ich als “künstlerische” Aktion – weil es mir in diesem Moment einfällt, aus einem spontanen kreativen Impuls heraus – einen Satz in diesem Text unterbringen, der nichts, aber auch rein gar nichts mit dem mir vorgegebenen Thema zu tun hat. Auf dem Archipel sehnten sich die Pinguine nach einem Sommer ohne Regen. Und schon ist es geschehen: ich habe in diesem Text etwas „wildes“ eingebaut, einen gänzlich freien Satz, der meiner Assoziation entsprungen ist. Der Satz gehörte hier nicht hin, was ganz und gar nicht artig war. Vielleicht wundert sich in diesem Moment auch Uwe Sommer (der diesen Text in Auftrag gab) wo zur Hölle ich eigentlich mit all dem hinwill und was das Alles mit Komponieren zu tun hat. Aber ich bitte um Geduld, jetzt, wo dieser Satz sich hier quasi ungebeten aber nicht ohne Ankündigung in den virtuellen Raum zwischen Ihnen und mir eingeschlichen hat.
Wie frei dieser „wilde“ Satz war, mögen Neurologen entscheiden. Vielleicht gibt es in meinem Gehirn irgendeine Vorliebe für Archipele und Pinguine? Vielleicht haben sich aber auch nur zufällige Bilder in meinem Kopf verbunden, etwas, das wir Künstler “Kreativität” nennen, das aber vielleicht eine Art Würfelspiel ist, eine zufällige Verbindung von Synapsen, die 5 Sekunden später ganz anders ausgefallen wäre. Vielleicht hätte ich dann über ein „Teeservice“ geschrieben, denn tatsächlich kommt mir in diesem Moment gerade das Wort „Teeservice“ in den Sinn. Wo kam es her?
Die genauen Vorgänge in meinem Gehirn zu beschreiben, würde an dieser Stelle zu weit führen. Und das schreibe ich, weil eine solche Erklärung für die meisten von uns unverständlich wäre und weil sie den Rahmen des Kontextes sprengen würde, also einem “OTON” mit möglichst unterhaltsamen Gastbeiträgen. Das heißt aber nicht, dass es diese Erklärung nicht geben könnte, und dass sie rein wissenschaftlich nicht exakt beschreibbar wäre. Ganz genau, weiß ich das aber nicht, daher lasse ich diese Frage einmal „offen“, erzeuge also in ihrem Gehirn eine Leerstelle, eine ungelöste Frage, die Sie vielleicht (oder auch nicht) neugierig macht, weiterzulesen. Ich war also soeben so frei, eine Frage zu stellen, ohne sie zu beantworten. Auch dies ist eine Form von Freiheit, nicht erst seit Sokrates. Und eine offene Frage erzeugt eventuell Spannung, sonst gäbe es keine Krimis.
Man kann sicherlich davon ausgehen, dass es in meinem Kopf eine Art „wilden Raum“ gibt, in dem lauter Ideen herumschwirren, von denen ich bildlich gesprochen versuche die richtige im richtigen Moment zu fangen. In diesem wilden Raum können Dinge miteinander kombiniert werden, die nicht zusammenpassen, wie zum Beispiel Teeservices und Pinguine. Es ist für mich keinerlei Problem, mir auf Teeservices tanzende Pinguine vorzustellen, so mächtig ist dieser wilde Raum. Ich kann mir auch Dinge vorstellen, die extrem unerfreulich wären, wenn sie in Wirklichkeit passierten, zum Beispiel eine gigantische Explosion. Und keiner Fliege würde etwas passieren! In diesem wilden Raum sammle ich die Ideen für diesen Text. Ich habe eine vage Ahnung, wo es lang geht, habe aber noch nicht jede Entscheidung getroffen, was diesen Text angeht.
Wie Sie sehen, habe ich versucht möglichst elegant einen Begriff einzuführen, der für mein eigenes Arbeiten sehr wichtig geworden ist. Mehrmals habe ich das Wort „wild“ in meine Sätze eingebaut, dann von einer Art virtuellen „Raum“ zwischen uns gesprochen, nun kann ich also beide Wörter kombinieren und diese Kombination erscheint Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, nun einigermaßen schlüssig und nachvollziehbar. Ich habe also einen freien Gedanken genommen, und ihn nach bestimmten „Regeln der Kunst“ vorbereitet, genauso wie vielleicht ein Beethoven ein bestimmtes Thema seiner Symphonie nicht einfach nur bringt, sondern ihm den richtigen Platz im richtigen Moment zuweist, um ihm eine gewisse Eindringlichkeit zu geben. Etwas eigentlich Freies – das Beethoventhema – ist also nicht frei, wenn es sich mitteilen will, denn allein schon die Notwendigkeit der Mitteilbarkeit folgt bestimmten Regeln, die auch ein Beethoven nicht ignorieren konnte. Auch Musik kennt das, was wir in der Sprache Absätze, Satzzeichen und Kommaregeln nennen, nur verwendet jeder Komponist und jede Komponistin ein eigenes oder ein erlerntes und weiterentwickeltes Regelwerk, um Verständlichkeit beim Hörer zu erreichen, und das gelingt trotz Einhaltung der Regeln beileibe nicht immer. Es gibt auch Komponisten, denen es vollkommen egal ist, ob sie von Hörern verstanden werden. Diese Komponisten wollen nur von Hörern verstanden werden, die für ihre Karriere wichtig sind: also z.B. Musikkritikern, Dramaturgen und Musikwissenschaftlern. So entstehen akademische Geheimsprachen, die innerhalb eines kleinen Zirkels sehr viel Sinn, außerhalb dieses Zirkels keinen Sinn ergeben. Interessanterweise sind in der Musik die Werke, die sich am meisten an die in der jeweiligen Zeit gültigen Regeln halten, genau diejenigen, die man dann auch am schnellsten wieder vergessen hat. Wogegen die Werke, die neue Regeln erfanden (und sich dabei aber auch erfolgreich außerhalb eines Expertenkreises vermittelten und eine bestimmte Qualität aufwiesen), bessere Chancen auf dauerhaften Ruhm haben.
Sowohl Sprache als auch Musik verändern sich ständig. Weder sprechen wir noch wie im Mittelalter noch klingt unsere Musik wie im Mittelalter. Der Unterschied liegt darin, dass gesprochene Sprache sich automatisch verändert, weil es zur Natur der Menschen gehört, sie der jeweiligen veränderten Wirklichkeit anzupassen und spielerisch zu variieren, z.B. mittels immer neuer Formen sogenannter “Jugendsprache”, die dann irgendwann allgemeingültig werden. Musik dagegen braucht eine gewisse Anstrengung, um sich zu verändern. Sie braucht neue Impulse aus dem “wilden Raum”. Wenn sie keine neuen Impulse mehr bekommt, geht sie ein, z.B. indem sie zu einem historischen Stil wird, wie “Dixieland” oder “Menuett”.
Vielleicht verstehen Sie daher das Dilemma heutiger Komponisten, wenn Sie immer wieder von Ihnen, den Hörern, dazu aufgefordert werden, doch bitte so zu schreiben, wie die Hörer es schon gewohnt sind. Sie fordern uns damit quasi auf, unser eigenes Todesurteil zu schreiben, denn wenn wir die Tür zum “wilden Raum” verschließen, gehen wir als Komponisten ein. Auch wenn wir vielleicht sehr viel Geld verdienen können, ohne je nur einen einzigen originellen Einfall zu haben, innerlich stirbt etwas in uns. Hinter der Tür des wilden Raumes lauert eben nicht nur Bekanntes, Braves, Liebliches und Hübsches, sondern Unbekanntes, Seltsames, Verrücktes, Erschreckendes. Auf Teeservices tanzende Pinguine zum Beispiel, oder freche kleine Dissonanzen, die ja überhaupt nur Dissonanzen sind, weil sie nicht in Ihr Regelsystem passen, an das Sie aus lauter Gewohnheit glauben, das aber vollkommen anders ist, als die musikalischen Regelsysteme vor 400 Jahren. Nicht ohne Grund halten viele unbedarfte Hörer von heute Stücke aus der Renaissance für “Neue Musik”, obwohl sie uralt sind. Sie kennen einfach das Regelsystem nicht mehr.
Aber zurück zum “wilden Raum”, nachdem ich mich so darum bemüht habe, Ihnen den Begriff verständlich zu machen. Der Name des „wilden Raumes“, dieses Ortes an dem alle Künste – darunter natürlich auch die Musik – ein unendliches Reservoir von Ideen und Möglichkeiten vorfinden können, ist von mir erfunden, aber natürlich habe ich hierfür zwei schon existierende Worte verwendet, die Sie kennen, wenn Sie Deutsch sprechen. Da Sie an diesem Punkt nicht lesen würden, wenn dies nicht der Fall wäre, habe ich hier – was Vermittlung angeht – eine gute Entscheidung getroffen. Ich kann diese Worte auch beliebig wiederholen, z.B. so: Wild. Raum. Wild. Raum. Wild. Raum. Wild. Raum. Hat sich ein neuer Sinn ergeben? Nicht wirklich (so geht es mir manchmal beim Hören schlechter Minimal Music oder der sogenannten Neoklassik – wenige Ideen, die endlos wiederholt werden). Vielleicht wird es Ihnen langsam langweilig, immer wieder diese Worte zu lesen? Auch hier stoße ich wieder an eine neue Begrenzung der kreativen Freiheit, nämlich die Notwendigkeit, zu faszinieren, anstatt anzuöden.
Aber Moment: Ganz so einfach ist es natürlich in der Musik nicht, denn die Analogien zu Sprache sind zwar wichtig zum Verständnis musikalischer Strukturen, es gibt aber bei Musik auch eine sehr wichtige unbewusste Ebene, die ich “Kontinuitätserfahrung” nenne. Tatsächlich erzeugt sich allein schon durch das Hören eines ständig wiederholten Pulses (und dieser kann durchaus lange gleichbleiben) ein spezifischer Erlebniszustand, der mich in dieses Gefühl der Kontinuitätserfahrung bringt. Dies ist vergleichbar mit dem Zustand eines Säuglings, der einfach nur die Stimme oder den Herzschlag der Mutter hört, ohne diesem einen besonderen Sinngehalt zuzuordnen. Wenn wir morgens um 5 Uhr im Berliner Berghain zu einem donnernden elektronischen Bassbeat unseren Körper bewegen, ist es eher die Suche nach dieser Kontinuitätserfahrung, die uns antreibt, als der Wunsch, musikalische Strukturen zu “lesen” wie einen Text. Eine Mahler-Symphonie dagegen wollen wir dekodieren, sie erzählt uns eine Geschichte, mit dramatischen Steigerungen, Ruhephasen, Momenten des Schocks und Momenten großer Schönheit. All dies sind musikalische Mittel, auf die zum Beispiel Hintergrundmusik, sogenannte “Muzak”, bewusst verzichtet, denn sonst würde sie uns von den Kaufhausregalen ablenken, die wir möglichst leerkaufen sollen, geleitet von einer vagen beruhigenden “Kontinuitätserfahrung” aus dem Off. Musik kann uns also auch unfrei machen, während Sie uns das Gefühl von Freiheit (zum Kaufen) vermittelt.
Nun bin ich an dem Punkt des Textes angekommen, den man das “Fazit” nennt. Das kann ich ignorieren, und Sie mit einem Gefühl der Unbefriedigtheit allein lassen, was vielleicht unhöflich wäre, aber als Verweigerung eine interessante künstlerische Radikalität haben könnte.
Was könnte dieses Fazit sein? Ich habe versucht, in der mir gebotenen Kürze aufzuzeigen, wie weder Musik noch das Hören von Musik so frei ist, wie Sie vielleicht glauben. Aber ergebe ich mich dieser tristen Erkenntnis? Nein, ich sitze in meinem Kerker, starre auf die Wiese, und träume von Pinguinen und Teeservices. Und auch beim Schreiben eines Stückes, lasse ich ihn immer wieder zu, den “wilden Moment”, in dem ich mich einen Dreck darum schere, was Sie, ein Kritiker, oder vielleicht sogar ich selbst davon denken könnten. Das sind die interessantesten Momente beim schöpferischen Akt, das Hereinlassen von ein bisschen Chaos. Vielleicht sind das die Momente, in denen so etwas wie Wahrhaftigkeit entsteht, denn angesichts des Chaos sind wir auf uns selbst zurückgeworfen.
Die totale Freiheit dagegen wäre kein Chaos, denn es gäbe keine Unordnung mehr. Nichts wäre je errungen, alle Möglichkeiten wären gleichwertig, daher wäre auch nie etwas “besser” oder “schlechter”.
War das ein Fazit? Ich habe keine Ahnung. Alles was ich weiß ist, dass wir uns alle ein bisschen mehr Chaos und ein bisschen mehr Freiheit leisten könnten.
Zum Beispiel die Freiheit, einen Text für OTON ohne abschliessenden Punkt zu beenden. Ich bin so frei
Komponist
@Moritz: Danke für den Essay, ein echter Eggert. Den musikpsychologischen Begriff „Sehnsucht nach Kontinuitätserfahrung“ kannte ich noch nicht, leuchtet aber unmittelbar ein.
Gute Minimal music (z. B. Reichs „Music for a Large Ensemble“ aus dem Jahr 1978) befriedigt diese Sehnsucht und man kann sie trotzdem in deinem Sinn „lesen“. Leider ist derartige Musik selten, es ist aber exakt der Bereich, der mich interessiert.
Weiterhin: statt „wild“ könnte man meines Erachtens auch „undomestiziert“ sagen.
@Danke, lieber Stefan! „undomestizierter Raum“ klingt halt ein bisschen sperrig, vor allem mag ich die Assoziation „wild“ und „gefährlich“, denn in der Kunst kann man sehr mutig sein und viel riskieren, es ist aber rein virtuell und niemand kommt zu Schaden. Damit ist auch das potentiell Transgressive in der Kunst thematisiert, denn sie ist ja nicht nur nicht „zähmbar“, sondern auch Ort grundsätzlicher Regelverletzungen.
Die Vorstellung, es könne einen wilden Raum geben, in dem Neues auftaucht ohne das eigene Zutun oder das anderer und vieleicht sogar ohne eine Metamorphose von bereits Vorhandem oder dessen Negierung, erscheint mir eine romantische zu sein. Zumal in der mühsam durch die Fähigkeiten der logisch vorgehenden Gehirnhälfte kontrollierten Gehirnhälfte, in der Musik angesiedelt ist, liegen derart viele abgespeicherte Eindrücke parat, die von außen dorthin gekommen sind, dass es nicht ausbleibt, längst Gängiges als wild zu erleben, nur weil die Erinnerung daran vergangen ist. Das Quäntchen an Neuem, das überraschen kann und vielleicht als genial empfunden wird, stellt sich oft recht bald als nebensächlich und vorübergehend heraus. Es gilt also, bescheiden zu sein bei Erwartungen an den „wilden Raum“.
Wenn man einen Text schreibt, möchte man verstanden werden. Natürlich hat man die Freiheit, Buchstaben so anzuordnen, wie man will, aber dann wird man eben nicht mehr verstanden. Ironischerweise gibt es in diesem Text recht viele Zeichensetzungs- und Rechtschreibfehler. Mir fallen sie auf, ein bisschen ärgere ich mich darüber, weil ich zweimal einen Satz noch einmal lesen musste, der mit einem Komma beim ersten Mal gut lesbar gewesen wäre. Ich „stolpere“ über solche Fehler, wie ich auch über Quintparallelen in einem „klassisch“ komponierten Chorsatz „stolpere“. Trotzdem gefällt mir die Analogie von Sprache und Musik nicht, man kann das nicht so einfach gleichsetzen. Mit geschriebenen Texten kann ich zwar auch Bewunderung erregen (durch originelle grammatikalische Wendungen, der Verwendung von außergewöhnlichen Fremdwörtern etc.), aber es wird mir doch immer auch darum gehen, mit dem Text eine Information weiterzugeben. Diesen Drang verspüre ich beim Komponieren nicht. Wenn mir ein Akkord besonders gut gefällt, dann setze ich ihn mehrmals hintereinander, vielleicht transponiert. Was ist der Informationsgehalt? Man könnte das böswillig vergleichen mit einem Kleinkind, das Freude an einem Wort hat und es mehrmals wiederholt, einfach weil es so schön klingt. Im Grunde Dadaismus. Ich benutze Sprache in erster Linie funktional, Musik dagegen ästhetisch. Als Selbstzweck. Da darf die Freiheit grenzenlos sein, weil es eigentlich nichts zu verstehen gibt.
Hallo Markus Frank Hollingshaus, nur einmal (nötigenfalls auch mehrmals) „Ulysses“ und „Über Gewissheit“ gelesen und Sie sind geheilt. Beste Grüße, Guntram Erbe.
P.s.: Na, wo fehlt ein Komma?
@Guntram: Danke, lieber Guntram, Du sagst es… ich hatte mir verkniffen, auf Fehler im Schreibstil des Hollingshaus-Kommentars hinzuweisen, zum Beispiel auf die unnötige und letztlich vollkommen sinnfreie Verwendung des Wortes „auch“ in dem Satz „Mit geschriebenen Texten kann ich zwar auch (?) Bewunderung erregen (durch originelle grammatikalische Wendungen, der Verwendung von außergewöhnlichen Fremdwörtern etc.), aber es wird mir doch immer auch (?) darum gehen, mit dem Text eine Information weiterzugeben.“, aber da ich in solchen Dingen nie ohne Schuld bin, werfe ich auch keinen Stein, vor allem ist mir das Erbsenzählen das sich der Erkenntnis in den Weg stellt einfach grundsätzlich fremd :-)