OPUS KLASSIK: Die Komponistin des Jahres in der Kategorie Ähhh-Musik

Schlüssel zur Elbphilharmonie. Foto: Hufner
Schlüssel zur Elbphilharmonie. Foto: Hufner

Die Nominierungen sind jetzt raus. Beim vorläufigen Nachfolger des ECHO Klassik, nämlich OPUS KLASSIK, dem Vorläufer von KAUFKRAFT KLASSIK, gibt es vieles, was gleich geblieben ist wie früher, aber auch Neues und sogar NEUES. Könnte man jedenfalls glauben. Es soll einen Preis für die KATEGORIE 5 | KOMPONIST/IN DES JAHRES geben. Das ist neu! Und es klingt erst einmal, sofern man derartige Preise überhaupt mag, ganz gut. Um was geht es dabei aber genau.

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In eigenen Worten: „Ausgezeichnet wird der/die Komponist/in, dessen/deren Werk im Nominierungszeitraum in besonderer Weise Beachtung gefunden hat und zur Bereicherung des hiesigen Klassik-Lebens beigetragen hat.“ Wenn man es nicht wüsste, weiß man es jetzt ganz genau, wer da infrage käme. Und nominiert wurden in diesem Jahr, Trommelwirbel, Unterraschung:

Die stilistische Einordnung stammt von mir, die Links gehen zu IDAGIO, die sich als Partner der Veranstaltung verstehen und damit ein bisschen an Credibility verspielen.

Lassen wir den Cui mal draußen, der die Anforderung, dass eine posthume Ehrung ausgeschlossen sei, eher weniger erfüllt (Wiedergeburt ist möglich), kann man seine Wiedergeburt noch ganz gut in den Stücken von Ulrich Zeitler, Fazil Say, An-Iun Huang und Helge Burggrabe erleben. Nehmen wir dann noch die drölfte Sinfonie von Phil Glass heraus, dessen Wiederholung des Ewigen weniger als Bereicherung denn als musikalische Dauerverstopfung angesehen werden kann, so reduziert sich das Angebot schon deutlich.

Dann fliegen natürlich all jene raus, die unter den Gruppennamen „Neue Meister“ (kehren gut) geführt werden könnten (und/oder darunter geführt werden) wie Albanese, Richter, Poetzsch, Helbig, Karaindrou und Hauschka. Für all jene dürfte letztlich die Kategorie Ähhh-Musik (hallo GEMA, bitte einführen) die richtige Benamsung sein. Ähhh wie Ähhhh eben. Warum fliegen sie raus? Ähhh, deshalb!

Peter Eötvös kann man nur als Versehen auffassen, weil entweder überhaupt nicht mehr Teilnehmerinnen vorgeschlagen wurden oder weil man vielleicht gedacht haben mag, der Name klingt ein bisschen ulkig, fast so wie Arvo Pärt. Und fängt auch mit Ähhh wie Ähötvös an.

Kurz gesagt, der Ausschreibungstext ist irreführend. Es soll hier offenbar um Komponistinnen gehen, die für eine Bereicherung der Klassik-Labels sorgen sollen. Mit dem Klassik-Leben haben sie allesamt ja eher weniger zu tun. Auf jeden Fall weiß durch die gewählten Komponistinnen, was für OPUS KLASSIK das Klassik-Leben zu sein hat. Molltoll-Musik, Akkord-Brechanfälle und so.

Was ein bisschen noch wundert, für die Qualifikation ist die Nominierung „schriftlich zu begründen und muss durch eine Rezension/einen Artikel in einem deutschsprachigen Medium gestützt werden.“ Das wirft Fragen auf: Was ist ein Medium? Eine Glaskugel im Antiquitätenhandel oder aus einem Spielzeugautomaten? Oder ist es das Medium die völlig unabhängige Zeitschrift „Klassik-Akzente“ von Universal, oder ein anderes sogenanntes Phono-Magazin? Gerne würden wir Einsicht nehmen damit wir zur Einsicht kommen können.

Nun denn, das bedacht, kann die Entscheidung eigentlich nur zwischen zwei Komponisten fallen, die wirklich auf Augenhöhe aufeinandertreffen und gewiss den Olymp des Klassik-Lebens bestimmen wie keine anderen. Es läuft wohl auf ein Duell zwischen, ähhh, Hans Zimmer und, eeeh, Jörg Widmann hinaus (mit dem Stück zur Ähhhröffnung der Ählbphilharmonie bei ÄhhhCM). So geht das eben mit der musikalischen Ähhhvolution.

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seit 1997 chefökonom der kritischen masse und netzbabysitter der nmz.