Die schlechtesten Kunstlied-Interpretationen aller Zeiten (Eine Liebeserklärung) – Folge 2
Die bisherigen Folgen:
Folge 1
Franz Schubert: Ave Maria D 839
Wie fein, wie geschmackvoll! Da durchlebt das kleine Jesuskind quasi schon im von allerlei fürchtemachendem Getier umgebenen Krippchen bei der Geburt das Martyrium seines Kreuzestodes wenige Jahre später. Da platzt die Frömmigkeit des Gläubigen förmlich heraus – als ob es kein Morgen (aber auch kein Übermorgen) gäbe. Die arme Jungfrau Maria! Kein „Verkehr“ mit Josef, aber trotzdem die Schmerzen des Abkalbens!
All diese Implikationen des Lebens und Leidens Mariens schlagen sich hier nieder. Eine Interpretation, welche eine Klavierbegleitung nicht braucht. Nein! Da reichen wenige fragile Töne eines unsichtbaren Pianofortes!
Diese Art des Musizierens scheint von etwas Höherem musikalisch illuminiert worden zu sein: von tiefem, tiefem Glauben – gepaart mit einer gewaltigen Portion Menschenverachtung.
Franz Schubert: Heidenröslein D 257
„Im Pornokino gewesen. Geweint.“ (Franz Kafka)
Schlussbemerkung: Niemand der hier genannten Künstlerinnen und Künstler soll mit diesem Artikel beleidigt werden. Im Gegenteil. Der Autor liebt (fast) alle Künstlerinnen und Künstler, zumal, wenn sie sich vollen Mutes dort raus in die Welt begeben. Also: Nicht böse sein, sondern sich geehrt fühlen! Love.
Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.