Discovering Blitzstein (Folge 2)
Mitte März zeigen Konzerthaus Berlin und Komische Oper Berlin die zwei Einakter „Triple-Sec“ von Marc Blitzstein und „Blue Monday“ von George Gershwin.
Die Idee, mal nachzuforschen, wer denn dieser Mann mit dem klangvollen Namen „Marc Blitzstein“ war, hatte ich 2013, als das Konzerthaus Berlin ein 20er-Jahre-Festival plante. Irgendwann mal hatte mir meine große Schwester ein Buch von Peter Gradenwitz mit dem Titel „Arnold Schönberg und seine Meisterschüler: Berlin 1925-1933“ geschenkt. Ein hochinteressantes Buch, in dem die sehr unterschiedlichen Schüler Schönbergs vorgestellt werden, die sich allesamt äußerst individuell entwickeln sollten…
Blitzstein war nur wenige Monate bei Schönberg an der Akademie der Künste in Berlin. Länger blieb er dann bei Nadia Boulanger in Paris, bei der auch Komponisten wie Aaron Copland, mit dem Blitzstein eine enge Freundschaft verbinden sollte, Astor Piazzolla und Quiny Jones studierten.
Den Namen „Blitzstein“, der mir in dem Buch von Gradenwitz entgegenblinkte, hatte ich nicht vergessen. Blitzstein war ein kompositorisch höchst origineller, am Klavier virtuoser, politisch engagierter Dandy und Tausendsassa, dessen Leben von Hollywood verfilmt werden sollte, ja, irgendwann einmal – darauf 100 Euro – verfilmt werden wird.
Doch fangen wir am Ende an. Oder – ohne voyeuristisch zu sein – einige Stunden nach seinem Tod…
Einen Tag nach Blitzsteins Ableben – am 23. Januar 1964 – berichtet die New York Times auf der Titelseite von dem tragischen Tod Blitzsteins. Am selben Abend dirigiert Leonard Bernstein ein Konzert mit den New Yorker Philharmonikern in einem Programm mit Vivaldi, Varèse und Beethoven. Vor dem Konzert wendet sich Bernstein an das Publikum, verkündet die traurige Todesnachricht und widmet seinem engen Freund Marc das Konzert. Wenige Monate später organisiert er ein Gedenkkonzert mit Werken Blitzsteins im Lincoln Center, finanziell unterstützt von Freunden und Kollegen wie Aaron Copland, Sergei Kussewizki und Gian Carlo Menotti.
Auf dem Bild ist Blitzstein (links) neben Bernstein (am Klavier) zu sehen. Vereint bei einem Gedenkkonzert für George Gershwin am 16. März 1946. Denn Blitzstein und Gershwin, dessen Einakter am 14., 15. und 17. März 2015 zusammen im Konzerthaus Berlin aufgeführt werden, verband ebenfalls eine fast familiäre Freundschaft.
Wer jetzt glaubt, Blitzstein würde sich dadurch auszeichnen, dass er mit wichtigen Musikerpersönlichkeiten seiner Zeit befreundet war, der liegt, richtig: falsch. Dazu morgen oder so mehr.
[Bildnachweis: Librarian of Congress, Washington, D.C.]
Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.