„Schützt unsere Kinder!“ – oder: Komponisten im Spannungsfeld von Instrumentation und Verbrechen

Es gibt in unserer Gesellschaft Menschen, deren Vorstellungswelt uns sehr fremd ist. Diese oft als „pervers“ bezeichneten Personen treiben sich beispielsweise anonym in Spielzeugabteilungen herum, wovon sie weder von Geschäftsinhabern noch von Familienangehörigen, wenn sie denn zu diesen überhaupt noch Kontakt haben, abgehalten werden können. Denn im juristischen Sinne ist dieses Verhalten noch nicht anfechtbar. Ein Spielzeugladen ist schließlich jedem zugänglich. Und eigens zur Bewachung von Spielwarenabteilungen beauftragte Sicherheitsangestellte müssen erst einmal finanziert werden. Hier werden die Verantwortlichkeiten vermutlich: hin und her geschoben.

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Einige Deutsche fordern für derlei Personen die Todesstrafe oder zumindest lebenslange Haftstrafen. Experten dagegen drängen zu einem differenzierten Umgang; sie verweisen auf die Kindheit der Betroffenen, in der diese – von vielen als unvorstellbar ekelhaft beschriebenen – Neigungen meist vorgeprägt worden seien. Sei es durch Erlebnisse in der Schule oder im Elternhaus. Immer wieder wird vor allem über entscheidende Vorfälle in Internaten berichtet – so beispielsweise in Leipzig und in der Nähe von Weimar.

Für Eltern stets die wichtigste Frage: Wie kann ich meine Kinder davor schützen? Wie kann ich meine Kinder stark machen gegen derlei „Verführungen“?

Denn schließlich ist es nicht schön, wenn das eigene Kind später Neue Musik komponiert. Musik, die chaotisch und gewalttätig wirkt – kein bißchen was zum „mitsingen“ und „träumen“! Dafür aber komplizierte Partituren, an denen häufig sehr lange rumgedoktert wird. Und das meist mit sehr geringen Verdienstaussichten und äußerst geringem Publikumsinteresse – abseitige Szene-Festivals, bei denen sich die Betroffenen die Klinke und zu große Partituren in die Hand geben, mal ausgenommen.

Man kann sich diverse Projekte zum Schutz unserer Kinder vor Neuer Musik gut vorstellen:

„Halt!-Mein-C-Dur-Akkord-gehört-mir!“ e. V.

Initiative „Cluster’s mal jemand anderes machen!“

Arbeitsgruppe „Auch ohne Dissonanz bin ich stark!“


Kinder können durch Erziehung und Aufklärung einen guten Schutz vor Neuer Musik erhalten: Kinder sollten altersgerecht aufgeklärt werden, die korrekten Bezeichnungen für Akkorde und Vorhalte lernen und wissen, wer sie wann, wo und wie „anfassen“ darf. Die Grenzen der Kinder sollten geachtet werden. Wenn Kinder der Tante kein Küsschen geben oder ohne Zuschauer bei konsonanter Musik baden wollen, dann sollte das respektiert werden.
„Nein“ sagen und Grenzen setzen können sind Fähigkeiten, die einen starken Schutz vor Neutönern bieten. Eine gute Familienatmosphäre trägt ebenfalls zum Schutz bei: Familien, die das Zuhören bei Bruckner oder Brahms und miteinander Reden gelernt haben, bieten Kindern eine Möglichkeit, über Ängste und bedrückende Erfahrungen, auch über ekelhafte Phänomene wie die Musik mancher „Komplexisten“, reden zu können. Kinder, die an den Eltern alltägliche harmonische Zärtlichkeiten beobachten können (Küssen bei Beethoven, Umarmen bei Mozart), und körperliche/emotionale Zuwendung durch die Eltern erfahren, können die Lügen der Neutöner („Dissonanzen sind eine spannende Erfahrung“, „Ich habe dich Dissonanz so lieb“, usw.) leichter erkennen, und sind auf deren Zuneigung auch gar nicht angewiesen. Die meisten Komponisten erscheinen wie ganz normale Menschen, denen man von Außen nichts ansieht. Sie sind jedoch meistens sozial unterentwickelte, unreife Menschen.

So weit ein Ausschnitt aus dem Internettext einer unterstützenswerten Initiative.

Doch was heißt das jetzt ganz praktisch für den Alltag? Was kann der einzelne Bürger tun? Wie verhalte ich mich, wenn ich von jemandem weiß, dass er komponiert? Und wie reagiere ich, wenn ich einem solchen Menschen in der Spielzeugabteilung begegne?

Bekanntlich verwenden Komponisten Neuer Musik gerne diverse „Spieltechniken“, für deren Realisierung angeblich Produkte wie Gummibälle, Knallfrösche oder Spielzeugpistolen nötig sind.

Was kann ich also tun?

Merken Sie sich das UMS-Prinzip:

1. UNTERSCHEIDEN
Zunächst muss ich lernen, zu unterscheiden: Ist der Verdächtige in der Spielzeugabteilung erstens ein Großvater, der seinem Enkel mit einem Geschenk eine Freude machen will? Oder zweitens ein gestörter Triebtäter, der sich anschickt, „Anlockungsmaterial“ für die Kleinsten und Unschuldigsten zu erwerben? Oder drittens eben: Ein Komponist Neuer Musik, der einen speziellen Gummiball („Flummi“) sucht, um auf der Raune ein atmosphärisches Pauken zu erzeugen? [Anmerkung der Redaktion: „(…) um auf der Pauke ein atmosphärisches Raunen zu erzeugen?“]

Hier gilt die Maxime: Ein gepflegter älterer Herr, der sich eines oder mehrerer Enkel erfreut, strahlt meist eine große Würde und Gelassenheit aus. Bei Pädophilen und Komponisten Neuer Musik fällt das mit der Würde und der Gelassenheit natürlich weg. Ganz einfach. Achten Sie einfach auf den Gesichtsausdruck des Verdächtigen.

Triebtäter oder Neue-Musik-Komponist?

Triebtäter oder Neue-Musik-Komponist?

2. MELDEN
Welchen verdächtigen Herren in der Spielzeugabteilung muss ich denn nun „melden“? Den glücklichen Großvater, den perversen Pädophilen oder den Flummis auf der Pauke verwendenden Neue-Musik-Komponisten? Hier unser Rat: Entscheiden Sie nach dem Bauchgefühl! Vertrauen Sie Ihrer Intuition. Geben Sie Ihren Körperteilen Namen (zum Beispiel: „Weihbischof“ oder „Barbara Schöneberger“) und singen Sie dazu ein harmonisches (!) Lied. Der Großvater wird Sie anlächeln, der Perverse irritiert schauen und der Neue-Musik-Komponist „jäh dreinfahrend“ anschnauzen.

3. SCHÜTZEN
Vermeiden Sie in jedem Fall den Gang in die Spielzeugabteilung eines Kaufhauses. Gehen Sie lieber zu dem kleinen Tante-Emma-Spielzeuggeschäft an der Straßenecke. Hier werden Sie individuell betreut – und Täter schneller erkannt. Vermeiden Sie des Weiteren die Konfrontation Ihres Kindes mit Dissonanzen und anderen unschönen Klängen. So schlagen Sie zwei Fliegen mit einer Klappe. Erstens wird Ihr Kind auf diese Weise wahrscheinlich kein Neue-Musik-Komponist und zweitens wird es als Neue-Musik-Komponist später in Spielzeugabteilungen beim Flummi kaufen nicht mit perversen Triebtätern verwechselt!

Mit diesen drei Regeln (UNTERSCHEIDEN – MELDEN – SCHÜTZEN) kann der Frühling kommen und der Mai machen, was er will!

Horrido!

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Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.