Theo Brandmüller unerwartet gestorben – die Verantwortung der Jüngeren

Vor einem Jahr und ein paar Tagen begann hier meine Zeit als Blogger. Damals eröffnete ich mit einem kleinen Epitaph für den viel zu früh verstorbenen Christophe Bertrand. Jetzt muss ich hier das unerwartete Ableben Theo Brandmüllers mitteilen. Die meisten von Euch Lesern werden davon sowieso schon gelesen oder gehört haben. Brandmüller wirkte in Saarbrücken als Mentor und Lehrer vieler junger und auch bereits etwas älterer Kolleginnen und Kollegen, die ihn garantiert viel besser ehren könnten als ich, der ihn nur mal ganz kurz am Rande in München quasi zwischen Tür und Angel kennenlernte und eigentlich nur vom Hörensagen kenne. Was mich so traurig macht, dass das Verstummen der älteren Komponisten so vonstatten geht, als wäre wirklich mehr zu Ende gegangen wie einfach nur eine Epoche.

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Theo Brandmüller, *2.2.1948 – † 26.11.2012 (Quelle. NMZ)

Zuletzt verliessen und Hans Werner Henze und Elliott Carter. So leben von der Nachkriegsgründergeneration nur noch ganz wenige wie z.B. Pierre Boulez. Die jüngeren erschienen bisher wie eine feste Burg, die Dank unseres Medizinsystems auch weit über 90 werden sollten. So aber verstarben nun aktuell Theo Brandmüller wie vor einigen Jahren Ulrich Stranz, nahm sich Gerhard Schedl das Leben. Wie glaubte man diese Generation doch zuletzt noch mitten im Saft stehend! Sieht man aber genauer hin, bemerkt man, dass z.B. Peter Kiesewetter krankheitsbedingt verstummen musste, dass Heinz Winbeck als Lehrer wirkt, aber eigentlich der Öffentlichkeit kaum noch Bekanntes schenkt. Selbst Wolfgang Rihm ist zwar nach wie vor behend komponierend, bewegt sich aber viel bedächtiger auf den Bühnen unseres Landes.

Das Leben und Wirken scheint uns Allen doch viel endlicher zu gehören, als wir glauben möchten. Wenn die 40er/50er nun sichtbarer denn je altern, sterben, langsamer werden, verstummen, vergrössert dies nochmals den Verlust, der uns durch das Hinscheiden der noch Älteren ereilte. Die Neue Musik, von 1910 an gerechnet, ist nun wirklich mehr denn je von der Tradition entfernt, müssen die Jüngeren das Ruder übernehmen, das ihnen aber keiner zutraut, wie man es den jetzt leiser Werdenden oder Verstorbenen in deren viel jüngeren Lebensabschnitten als den Heutigen zutraute. Also erfraut und ermannt Euch! Denn jedes Hinscheiden eines Älteren macht uns erwachsener und verantwortungsbelasteter als uns lieb und bewusst ist. Keine Angst und keine Scheu – dies gilt aber auch für diejenigen Mentoren und Veranstalter, die denken, die Welt der Alten wäre noch eine junge. Trauert um die Toten, stärkt Euch an den Lebenden!

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