Zither-Begeisterung!

Die Sonne scheint und Zither9 ist vorüber! Es war eine Freude zu hören und sehen, wie im Münchner Kulturzentrum Gasteig es aus allen Ecken zart zirpend zupfte. Nachgemachtes wie Klezmer oder Chanson – der Zither haftet im volkstümlichen leider immer wieder was epigonales an. Authentisches wie die slowenische Volksmusik der Janja Brlec oder die Zitherrausch-Weltmusik der Rosalyn Sabo oder die wahnsinnig echte Kerschbam Zithermusi machten so Spass wie Janja Brlec und ihre Schülerinnen und andere, wie der hessischen Zitherexot Johannes Schubert von Barockmusik bis Fredrik Schwenk.

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Überhaupt scheint ein Generationswandel im Zither-Kosmöschen stattgefunden zu haben. Konnten wir uns selbst im Badblog vor gut einem Jahr noch am Zitherbund abarbeiten, wie es die Zither-Gurus Georg Glasl und Harald Oberlechner früher noch taten, vergessen bayerische Ortsverbände immer noch ihre wichtigsten lokalen Künstler einzuladen, wird das immer unwichtiger, wie eben jene Senioren wegsterben und jene Vereine die gleichen Nachwuchssorgen haben wie jeder Musikverein, nur eben hier mit noch krasseren Nachwuchsproblemen. So gibt es immer weniger alte Zitherer, aber genauso auch neue Menschen, die die Zither endlich auf einem Niveau pflegen können, wie es dem Akkordeon bereits so erfolgreich gelang trotz fehlender klassischer Literatur im Sinne der E-Musik.

Die wichtigsten Ereignisse für die Zither fanden und finden immer noch von der Münchener Musikhochschule ausgehend statt, durch den Zithermeister Georg Glasl: er mobilisierte die meisten SchülerInnen für das erneuerte Instrument, er begeisterte und förderte bisher die meisten neuen Werke ernstzunehmender Komponisten für dieses Instrument, er führte bisher das grösste Konzert von Bernhard Lang für E-Zither und Orchester auf. Die multiplikatorische Entwicklung dessen spielt sich aber weiter südlich wie nördlich ab, wird München zur Zitherwüste!

Der hier und von mir schon öfters erwähnte Leopold Hurt schreibt gerade ein Riesenkonzert für E-Zither und Orchester (dreifaches Holz gegen dieses stille Ding!) für Simone Young und ihre Hamburger Philharmoniker, UA am 20./21.5.2012. Hurt ist zudem der Darmstadt-Botschafter und konnte Kreidler, Schüttler u.v.m., die bisher eher im Lachenmannschen Abstandsdenken zu jenem Instrument verharrten, dafür einnehmen. Genauer gesagt: wer heute noch nicht für Zither komponiert hat, sieht alt aus!

Eine weitere Wunderwaffe der Zitherwelt ist der waschechte Tiroler Martin Mallaun. Einerseits Zitherer durch und durch, andererseits nicht nur Musikschützer sondern studierter und aktiver Botaniker wie Klimaschützer. So gründete er mit Reinhilde Gamper das Trio Greifer, konnte den Neu-Hanseaten Hurt dazu verpflichten und hob mit den beiden jetzt wundervolle Welten Burkhard Stangls wie tatkräftigen Ohrentrash Burkhard Friedrichs aus dem Taufbecken. In irgendeinem Kommentar hier zu Donaueschingen 2010 machte ich mich ein wenig über das Augenleuchten Georg Friedrich Haas‘ lustig, als der von seinen sechs verstimmten Klavieren berichtete. Jetzt kann ich mir seine Begeisterung wirklich vorstellen, da ich derzeit auch mit Martin Mallaun an meinem Musiktheater arbeiten darf: Martin erzählte, wie Haas leuchtete, als er ihm seine Zithern zeigte für eine neue Oper, die wohl 2013 in Schwetzingen herauskommen soll. Genauso leuchtete ich wie ein Berg in der Abendsonne, wenn der glaziale St. Johanner mir seine Spielmöglichkeiten zeigte.

Liebe Leute, haltet Euch an diese jungen Musiker, arbeitet mit ihnen zusammen, wenn Euch Orchestermühlen wie Akkordeonregisternotationen nur noch auf den Zeiger gehen, die ewige Urheberrechtsdebatte zu nicht mehr als Stöhnen führt! Hier kann man ganz neu Dinge erleben, die man mit den neuesten Oboen-Multiphonics und VSL-Dateien für abgefrühstückt hielt. Sprich: Auch unsere Generation hat mehr zu entdecken, als ihr möglich scheint.

Komponist*in

Komponist*in

2 Antworten

  1. Leopold sagt:

    Merci, Alexander. Nur noch eine kleine Korrektur: dem Schüttler steht die erwähnte Taufe noch bevor (gell, Martin!), und der Terminus „Riesenkonzert“ macht mich ein wenig schaudern. Das Festival war jedoch wirklich eine tolle Veranstaltung (nicht zuletzt auch für die Freunde der elektronischen Stuben-Musi)!
    L.Hurt

  2. Alexander Strauch sagt:

    So, oben steht ja der allgemeine Text. Hier sei nun ganz direkt und eigenwerberisch den Zitherinnen Regina Frank und Neli Zidar Kos wie der Cellistin Anna Khubashvili gedankt für die Interpretation meiner Musik und ganz herzlich den beiden Zitherinnen auch hier zum geteilten 2. Preis des Ernst-Volkmann-Wettbewerbs gedankt! Und zuletzt nicht allen weiteren Teilnehmern und Festivalmusikern, die z.T. mehr als umsonst spielten und schrieben.