Internationaler Giselher-Klebe-Kompositionswettbewerb – eine Farce!

Was gibt’s schöneres, als einen neuen Preis auszuloben, um das Andenken eines Komponisten zu pflegen. So tun sich aktuell die Musikhochschule Detmold und das dortige Landestheater zusammen und schreiben für 2013 erstmals den „Internationalen Giselher-Klebe-Kompositionswettbewerb“ aus. Es klingt zuerst einmal mutig, das Preiswerk dem Spielplan des Landestheaters für Frühjahr 2014 einzuverleiben. Dann kommt aber gleich die schlimmste Befürchtung, was das neue Werk sein muß: Es soll auf Literatur basieren und die Tradition der Literaturoper fortsetzen. Klar, Literatur kann die Grundlage eines neuen Musiktheaters sein – aber muss man sich so genau festlegen? Was nun, wenn jemanden ein hervorragender Stoff selbst einfallen würde? Der Fantasie werden unnötig Fesseln aufgebürdet. Ich sehe schon all die verstaubten Opernfragmente etlicher KollegInnen aus der Schublade gezogen, die nun den Weg nach Detmold nehmen sollen – das neue D–Literaturopern-Mekka, neben Darmstadt und Donaueschingen? Ist zu hoffen, dass jemand z.B. ein Stück schreibt, wo eine Figur zu Beginn Weltliteratur liest und dann freundlich beiseite gestellt wird, um das eigentliche Stück aufzuführen…

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Der wirkliche Hammer ist aber mal wieder, dass die Auslober die Honorarrichtlinie des Deutschen Komponistenverbandes zur E-Musik nicht kennen, die Mindestsummen nennt. Diese Richtlinie ist hier durchaus anzusetzen, da die Ausschreibung quasi Anfänger wie Methusalems ansprechen soll. Die Oper muss mindestens 75 Minuten dauern, mindestens 15 Instrumentalisten umfassen, darf mit neun Solisten aufwarten. Das entspräche bereits der Kategorie B der Richtlinie, da auch 20, 25, 30 Musiker um so besser die Bedingungen erfüllen würden, sowie Opern von mehr als 50 Minuten das Mass einer Kammeroper in der Besetzung sprengen: Für 10 Minuten mindestens 3.500 Euro. Geht man von 80 Minuten aus, würde man mit mind. 28000 Euro rechnen dürfen, freundlich abgerundet auf 25000 Euro. Liebe Auslober – Eure 15000 Euro Preisgeld sind da einfach nur ein Witz!! Wer solch eine Oper frisch oder altes Material erneuernd in Angriff nimmt, in dem Metier ein Neuling, wird gut ein Jahr mit allem Drum und Dran daran sitzen, Alles weitere an Werken in dem Jahr sein lassen müssen. So verdient er im idealen Fall als Freischaffender nur jene 15000 Euro, falls er oder sie überhaupt gewinnen würde. Zudem ist das Werk in fünffacher Kopie vorzulegen – je nach dicke und Grösse der Partitur sind wir da schnell bei 300 Seiten bei Kosten von 300-400 Euro Herstellungskosten, schon ein eigenes bescheidenes Stipendium Wert. Die Jury ist noch nicht namentlich bekannt, das Riesenkompendium soll anonymisiert werden wie ein Flötensolostück. Der Termin Frühjahr 2014 ist letztlich auch ein wenig schwammig, denn man muss schon ca. mit vier bis sechs Wochen Probenzeit rechnen, die der Komponist dann auch noch einplanen muss. Gut, das mag man als Berufsrisiko abhaken. Aber von Reisekosten, Tagesspesen, Übernachtungskosten, wie die DKV-Richtlinie sie will, ist nicht die Rede. Dafür wird das Werk des Grossen Rechts, also Tantiemen auf Verhandlungsbasis zwischen Opernhaus und Komponist, brav bei der GEMA pro Aufführung angemeldet – als ob ein Veranstalter nicht sowieso dazu verpflichtet wäre. Was für eine Nebelkerze! Was ist meine Empfehlung? Wer dieses Ausschreibung erhalten haben sollte, diese vertonen, mit einem 20-köpfigen Anfangsorchesterschlag, dann nur noch das Zerknüllen und Zerreissen jenes zweiseitigen Papiers in 75 Minuten! Wenn man so ein Risiko an Zeit und Aufwand eingeht bzw. Komponisten abverlangt, dann muss es zeitgemäßer sein: Warum nicht erstmal ein, zwei Szenen schreiben und bewerten lassen und daraus dann den Sieger kreieren? Letztlich wird auch der schlechtbezahlteste Sänger in Detmold mit mehr als 15000 Euro netto Minimum im Jahr nach Hause kommen…

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13 Antworten

  1. Erik Janson sagt:

    @ Alexander,

    Was nun, wenn jemanden ein hervorragender Stoff selbst einfallen würde? Der Fantasie werden unnötig Fesseln aufgebürdet.

    Warum gar so „meckerig“? 15.000 Euro sind doch ganz passabel. Meeensch, mal so viel Knete auf einem Haufen auch nur zu sehen, da wird einem ganz schwindelig, egal wieviel man dafür schuften muss. Und zudem: wo doch der Mainstream-Trend zu Internet-Opern oder zu wildesten AkTIONEN, Event-Opern etc. geht. Warum da nicht mal wieder eine solide Literaturoper ausloben und (von mir aus) mit vorgegebenem Libretto, von mir aus bis ins letzte Komma…

    Kirchen schreiben doch auch (fast ausschließlich mittlerweile) Kompositionspreise aus, wo Texte und ja sogar der Stil, in dem komponiert werden soll auf das Minutiöseste vorgeschrieben sind.

    Kreativität findet doch woanders statt, Alexander. Doch NICHT in Wettbewerben. Oder doch? Sollte sie das wieder, kann (könnte) sie das wieder…? Und – man muss fairerweise sagen -: Einschränkungen/Festlegungen KÖNNEN auch künstlerische Kreativität herausfordern.

    Ich sehe schon all die verstaubten Opernfragmente etlicher KollegInnen aus der Schublade gezogen, die nun den Weg nach Detmold nehmen sollen

    Aha d´erwischt: Host´Angst vor der Konkurrenz? (du „Bazi“)
    @

    Der wirkliche Hammer ist aber mal wieder, dass die Auslober die Honorarrichtlinie des Deutschen Komponistenverbandes zur E-Musik nicht kennen, die Mindestsummen nennt.

    Mag alles sein, dass Detmold (auch) unter einem zumutbaren Honorar bzw. Preisgeld liegt. Aber welcher Kompositionspreis richtet sich schon noch nach einer Liste/Empfehlungen des Deutschen Komponistenverbandes (schlimmster „Lobbyverband“ unserer armen Zunft, nicht wahr ;-)?). Und ich bekam den Detmold-Preis eben selbst just als DKV-Rundmail zu gemailt und hätte sonst womöglich gar nicht davon erfahren (soo juckt es mir nun in den Fingern und ich sehe die Euro-Zeichen in den Augen!!!).
    Der DKV mailt alle diese Wettbewerbe (und noch viel unattraktivere) rund. Also: konsequent wäre dann seitens des DKV, dies nicht zu tun. Denn, wie es momentan ausschaut, torpediert bzw. ignoriert der DKV damit dann seine eigene Honorar- Empfehlungsliste, wenn er seine Mitglieder zugleich zur Teilnahme an solchen Wettbewerben einläd, deren Auslobungen tw. weit unter den Empfehlungen des Zumutbaren liegen (oder auch nur darauf hinweist). Darüber sollte man zumindest mal selbstkritisch auch nachdenken.

    Wir Komponisten sollten doch froh sein, dass ÜBERHAUPT noch was ausgeschrieben wird, nicht wahr…?

    Zudem ist das Werk in fünffacher Kopie vorzulegen – je nach dicke und Grösse der Partitur sind wir da schnell bei 300 Seiten bei Kosten von 300-400 Euro Herstellungskosten, schon ein eigenes bescheidenes Stipendium Wert. Die Jury ist noch nicht namentlich bekannt,

    Ja, bei dem EINSATZ gibt es eine Alternative. Wieviele Lotto-Reihen könnte man mit 400 Euro spielen? Eine ganze Menge! Und, wenn mal dicker Jackpot ist und die Sterne günstig stehen, dann wären da die Gewinnchancen zwar nur ein Bruchteil gegenüber dem Wettbewerb (immer noch), aber dafür wäre auch der Gewinn höher. @ Dass die JURY NICHT namentlich bekannt ist, das finde ich übrigens eine gute Sache. Dann kann auch keiner (offiziell…) die „belagern“…

    Und: kein Komponist passt dann seinen Stil im Vorhinein an, um vielleicht einem Juror zu „gefallen“.

    Buon giorno,
    Erik

    P.S.: Übrigens – ZUFALL ? (Orakel, Orakel, ich werde GEWINNEN): Meine Summe, die ich oben eintragen muss, um dies hier bloggen zu dürfen beträgt 15 (also noch drei Nullen dran gehängt – passt scho! ;-D )

  2. Alexander Strauch sagt:

    Hallo Erik – schön, dass Du auch bei Opern zum Kompositionsprekariat gehören möchtest… Unter welchen Honorarkonditionen unter jenem Level des Giselher-Klebe-Wettbewerbs Ring-Formate komponiert werden, das weiß niemand bzw. weiß es jeder selbst. Es ist auch ein Unterschied, ob man einem Hause ein Stück anbietet, verhandelt, Produktionsbedingungen gegenseitig offengelegt sind. Da kommt man mal weit unter jener Richtlinie zusammen, die ich auch schon mal angriff, mal kommt man wegen Unterbezahlung eben nicht zusammen. Dann springt eben jemand andres ein – es lebe die Komponisten-Solidarität!

    Wie gesagt: 75 Minuten Minimum, also eher 80, 90, 120, Minimum 15 Musiker, eher 20, eher 30, eine 300 bis 500 Seiten dicke Partitur, keine Auftragsgewissheit, sondern ungewisses drauflos Schreiben, GEMA-Plattitüden, Jury-Fragezeichen – no way! Dann ist es ein Preis, nicht fürs Lebenswerk, für eine konkrete Aufgabe mit entsprechender Versteuerung. Da bleibt in Relation letzten Endes von einem Flötensolo u.U. mehr als von jener Oper an Prozenten netto übrig. Eine Oper komponieren heisst: ein Jahr eigentlich nur an dieser sitzen, am Konzept, am Szenario, am Libretto, an den Skizzen, nochmals am Libretto korrigierend. Keine weiteren kompositorischen Einnahmen, bei jeglicher Sorte Brotjob nicht nur mal Semesterferien, Wochenenden geopfert – nein, jede freie Minute, vom Brotjob unbezahlten Urlaub nehmen, etc., etc., etc.

    Dafür fordert jener Wettbewerb immens viel ein und gibt wenig ab. Komponiert man ggf. nur eine Szene, die begutachtet wird, reicht andere Stücke ein, die in eine engere Auswahl führen, gibt man nur Konzept, Libretto und diese Szene ab, steht Alles in einem saubereren Verhältnis, s. Neuköllner Opernpreis (mit vorgegebenem Text – würg), s. teatro minimo ZH/MUC (mit kleinen Vorprojekten), s. den Opernpreis von Spoleto, auf dem man ein, zwei Szenen präsentierte, das Konzept diskutiert, s. Opernwerkstatt Rheinsberg, wo Szenen eingereicht wurden, andere Kombinationen hinten rauskommen konnten, Aufträge für das oder andere Projekte folgten, s. die Gemeinschaftsprojekte zum Abschluss von musiktheater heute, s. den Musiktheaterfond oder Experimentaltheaterfonds in NRW samt Anbindung an ein Theater für den Sieger, s. all die kommunalen Fördermodelle, wo erstmal Konzept, Text und Beispielszenen genügen. Selbst auf jenen Ebenen kann man streiten, ob nicht jede Konzepteinreichung, die die erste Hürde nimmt als solche zu honorieren sei. Aber sowas wie Detmold? Erinnert an jene hellenischen Wettbewerbe, die hier mal gepostet wurden, wenn auch konkreter im Aufführungsziel.

    Und der DKV? Ja, der soll gerne was sagen oder eben auch nicht. Es ist ok, wenn er diese Wettbewerbe versendet, es kann auch gerne jeder teilnehmen – warum nicht Schubladenwerke einreichen? Das wäre aber der einzige Weg. Nur: so sehr wir das Schreiben für die Schubladenhalde anprangern, so ruht doch manche „echte“ Literaturoper da zu recht! Literatur kann und muss immer wieder Ausgangspunkt für weitere Kunst sein… Aber: es gibt wahrlich mehr Wege, als nur der festgelegte. Letztlich muss es so oder so wirken. Die Lehre aus 400 Jahren Oper: jedes schrottige Libretto ist meist doch besser als Originalliteratur, es sei denn, sie wird geschickt eingekürzt und entzündet die Musik. Nur: Wie kombinierte Wagner Literatur, wie transkibierten Verdi und Co ihre Schillers und Cos, wie Mozart/DaPonte Beaumarchais, Barockoper antiken Mythos… q.e.d

  3. Ich stimme euch vollkommen zu, allerdings sind die Richtlinien des DKV (an denen ich selber mitgewirkt habe übrigens) in der Praxis seltener realisiert, als man zu hoffen meint. Wie sieht es bei den aktuellen Honoraren der Biennale aus, Alexander? Ich meine damit vor allem Nexus etc.
    Ich erinnere an den Carl-Orff-Opernwettbewerb vor vielen Jahren (wer erinnert sich?) – Preisträger waren damals Fredrik Schwenk sowie auch P M Hamel, ausgelobt waren 50.000,-DM, damals ein mehr als anständiges Opernhonorar für eine abendfüllende große Oper. Nur leider wurde dann z.B. Freddys Stück nie aufgeführt – denn darum kümmerte sich der Wettbewerb nicht, nur um eine angemessene Entlohnung. Viele Komponisten würden für eine tatsächliche Realisierung ihrer Oper durchaus Abstriche beim Honorar machen, und das verdirbt auch immer wieder die Preise.
    Das wäre alles gar nicht so schlimmm, wenn nicht das Verhältnis einfach nicht mehr stimmen würde. Die Honorare von Mitwirkenden, Regie etc. sind nämlich im Großen und Ganzen gestiegen, nur die Komponisten hinken hinterher auf dem Stand von 1980.
    Es macht halt wohl zu viel Spaß, Opern zu schreiben, und Spaß wird immer am schlechtesten bezahlt (deswegen haben Balletttänzer und Sänger auch die schlechtesten Honorare an Opernhäusern, es sei denn es handelt sich um internationale Stars).

    Moritz Eggert

  4. Alexander Strauch sagt:

    @ eggy: Na, eine Nabe aka Nexus findet wohl jeder bei sich, der beim „Nucleus“ mit macht… Das Konzept ist tatsächlich arte povera: Pro Stück ein Honorar-Etat, den der Komponist eigenverantwortlich behalten oder verteilen kann, Stückbeitrag vorausgesetzt. Führt meist zur ein Sänger, ein Rechner Option. Bei mir zwei Soprane, ca. 5 Szenen in 10 Minuten und Zuspielelektronik. Ja, so bewege ich mich dann im Rahmen des DKV für ein dreistimmiges Stück zu zehn Minuten. Allerdings ist es doch auch wieder Musiktheater, auch wenn es nur dessen Kern ist, so ist prinzipiell die höchste DKV-Kategorie angesagt. Wenn man selbst musizieren sollte bzw. die Musiker umsonst spielten und sängen, könnte man so hinkommen. Immerhin eine Arbeit, die rein kompositorisch in drei Tagen zu bewältigen ist, auch für langsamere und unerfahrenere Typen. Immerhin hat man im Gegensatz zu einem Wettbewerb eine Serie von drei Aufführungen konkret vor Augen. Dennoch könnte es besser bezahlt sein. Würde ich nicht selbst inszenieren, hätte ich noch weitere Musiker dabei, wäre es Umsonstarbeit für ein grosses Festival, wo ggf. selbst Hospitanten besser verdienen würden. Sehr wohl grenzt aber mein grösseres Projekt Neda an kompositorische Umsonstarbeit, mache ich unbezahlt Orga, musikal. Ltg, Programmierung. Allerdings auch eine Aufführung vor Augen, letztlich ein Wahnsinn – immerhin ist der Stuff tw. recht solide für Aufwand und Resultat bezahlt… Hätte ich nur ein Stück für 2 Sängerinnen, Rechner, Projektion ohne Regie, Bühne, Licht avisiert, wäre ich sehr schnell im oberen Bereich der DKV-Richtlinie. Aber ich möchte eben klappern und bekleckere mich selbst… Alles klar?!

  5. Hans sagt:

    … wie recht du hattest. Schaut euch mal in den nächsten Tagen das Ergebnis des „Wettbewerbs“an.
    Unglaublich!

  6. Jürgen Neubert sagt:

    Kompositionswettbewerb Giselher Klebe – wirklich eine Farce?
    Nachdem ich den ersten Beitrag gelesen hatte, bekam ich Lust mich ebenfalls dazu zu äußern. Ein Kompositionswettbewerb, wie beschrieben, wirklich eine Farce? Ich glaube nicht.
    Mich erzürnt die Litanei an finanziellen Forderungen von Mitbewerbern, die in vielfältigem Sinn unstimmig die ausgelobten Summen anfechten. Ist das nicht für einen Wettbewerb völlig uninteressant?? Wem die Konditionen nicht schmecken, braucht doch einfach nicht mitzumachen…
    Viel interessanter ist es doch zu wissen, welcher Juri ich gegenübersitze. Da ergeben sich meines Erachtens doch die großen Fragezeichen!
    GMD und Intendant des Landestheaters Detmold. Wer dazu mehr Fragen hat, sollte sie stellen: Wie zum Beispiel: Welche Besetzung lässt sich in diesem Theater realisieren, wie groß ist das Orchester, der Chor, welche Solisten sind verfügbar. Das über dieser Norm kein „Angebot“ plaziert werden würde, ist doch nun mal grundsätzlich diesem Strandart geschuldet. Wie wesensfremd sind die Gläubiger eigentlich… Irgendwelche Formalien hinzu zu ziehen hilft vielleicht der verwundeten Künstlerseele, aber nicht dem Wettbewerbsanspruch an sich. Fragt denn niemand, welche Vermarktungsstrategie welcher Juror verfolgt?? Oder glaubt wirklich jemand, dass die, unter welchen Gesichtspunkten auch immer zusammengestellte Juri frei von eigenen Interessen ist?? Am Ende wird man sich auf keinen Kandidaten einigen, wetten!!!! Wir sprechen uns wieder. Wer Glaubt, wird selig!

  7. Hans sagt:

    Richtig, Jürgen! Es gab keinen Gewinner.

  8. @ neubert: danke für ihren kommentar. die besetzung der jury ist natürlich immer interessant: kennt man die, kennen die mich, sind die neutral, ausreichend kompetent oder wählen die nur ihre lieblinge – das umreisst dabei das spektrum an fragen. die sache mit der besetzung ist doch schnickschnack, da diese der ausschreibung beilag, bzw. der entspr. kontakt zum orchesterbüro. die frage des geldes wiederum ist nicht nur eine frage der heiligen kunst. jetzt wird wieder cornelius hirsch oder sonst wer dazwischen grätschen. aber die vorarbeit und komposition einer 80-minütigen oper verschlingt letztlich doch ein jahr arbeitszeit, soll mit dem preisgeld nicht nur die kunstluft zum atmen, sondern auch essen, wohnung, material, ggf. steuern und mehr finanziert sein. so bleibt es hier leider beim farcehaftem. die weitere farce ist dann der ablauf des wettbewerbs selbst. als hätten es nicht italienische ausschreibungen, der neuköllner opernpreis, teatro minimo der zürcher und münchner opern, etc. vorgemacht, setzt so ein rheinländisches staatstheater fern jeglicher umschau ein ei in die welt: statt bestehende kompositionen oder nur einzelne szenen zu einer vorauswahl zu nutzen, versucht man blindlings teilnehmerscharen, die den quasi-anonymen kommentaren nach wohl ausblieben, in das verderben eines zu 98% individuell aussichtslosen kompletten opernschreibens stürzen, statt sich selbst als auslobenden wie dem teilnehmenden mit der angemessenen verantwortung zu begegnen, erst den komponisten als solches auszusuchen, das sujet anzutesten und dann aus dieser kleinen übrigbleibenden runde oder dem alleinigen sieger dieses verfahrens erst dann die komplette komposition eines mit grossem kammerorchester und etlichen solisten besetztem werke zuzumuten. mit verlaub, herr neubert: sie haben keine ahnung, sitzen in irgendeinem abgehobenen künstlervorstellungstürmchen, haben ggf. selbst ein jahr geopfert? ja, wer will, muss nicht teilnehmen. dennoch entbindet die auslobung eines solch lebenszeit kostenden projekts, gerade in den knappen jungen jahren, die die karriere befördern oder einschränken können, nicht von der verantwortung auch gegenüber denen, die am ende nicht obsiegen, dennoch u.u. wertvolles lieferten, was durchaus eines kleineren aufführenden vorstadiums wert gewesen wäre. aber so: nicht nur eine farce, nein, blinder bullshit!

  9. wechselstrom sagt:

    ist die GEMA nicht nur für die „kleinen Rechte“ (Sonaten, Kammermusik etc.) zuständig – Oper ist „großes Recht“ und ist dann im Aufführungsfall mit dem Honorar vermutl. „voll abgegolten“ – ?
    Bei dem zu erwartenden Honorar fällt mir Minimal-Music ein :-)))

  10. wechselstrom sagt:

    ich bin ganz bei Dir, Alexander Strauch –
    bei Achitekturwettbewerben wird auch nicht der Gebäudeplan bis ins letzte Detail gefordert, sondern zunächst ein Konzept, Skizzen, und, meist dann in der zweiten Runde der 5-10 Finalisten, ein Modell aus Pappkarton nebst näherer Ausarbeitung der Idee. Und dann gibts den Gewinner, den Auftrag und die Ausführung mit allen Details bis hin zum Design des Toiletten-Lichtschalters …

  11. Hans sagt:

    Um es noch einmal ganz konkret zu machen. Man hat sich auf keinen(!) Gewinner geeinigt. Eingesandt wurden 13(!) Partituren. Ich möchte nicht von meinem Werk reden, dem man sicher „vorwerfen“ könnte zu tonal zu sein und insgesamt zu rückwärtsgewandt, das Risiko bin ich eingegangen, ich glaube jedoch nicht, dass unter den 13 Komponisten niemand zu würdigen gewesen wäre. In der Ausschreibung war von dem Fall, das niemand gewinnt auch nicht die Rede. Man hat nach Ablauf der Frist in einem Presseartikel irgendetwas Konjungtivisches dahingehend beigefügt. Seltsam.

  12. Da darf ich Ihnen, werter Hans, gleichsam kondolieren, verloren zu haben, nicht den Ärger oder doch Freude für den Gewinner, die Gewinnerin ausleben zu können und v.a. nicht seitens der Komponisten in der Jury den entspr. persönlichen Support erhalten zu haben. An „zu tonal“ dürfte es nicht gelegen haben. Als ein Hauptproblem kann ich mir imaginieren, dass letztlich die fehlende Mehrstufigkeit zur Krux wurde: einerseits wurden Sie und die anderen Teilnehmer gezwungen, eine komplett dramaturgisch wie musikalisch funktionieren sollende Oper abzuliefern, die sich nicht in ihrem Entstehungsprozess in einem grösseren Kreis langsam entwickeln konnte. Weiter fehlte durch die Mehrstufigkeit die Möglichkeit, dass jeder Juror einen vorläufigen Kompromisskandidaten durchsetzen konnte, frei nach dem Motto: wenn Trojahn z.B. in der Jury drin ist, kommt öfters einer seiner Schüler mitunter hinten raus, kam aber auch jemand anderes zum Zuge. Hier fehlte die Kompromissebene. So bleib hopp oder topp: jetzt also ein Ende sogar ohne überhaupt einen Gewinner. Spannnend übrigens, wie die Ausschreibung breit gesät war, die Eingangsmeldung der Partituren über ein Landkreisbladl schon nicht mehr hinausreichte. O mei…

  13. Hans sagt:

    Vielen Dank, Alexander, für ihre aufmunternden Worte!

    Zumindest bekommt man in diesem Forum doch so etwas wie eine Rückmeldung. Ihre Vermutungen wie es gelaufen sein könnte, sind sehr aufschlussreich und wahrscheinlich richtig. Auch die benannte Person ist beteiligt gewesen.

    Für mich als relativ neuen, aber nicht jungen Komponisten war es dennoch eine weiterbringende Erfahrung; wenn auch eine sehr, sehr arbeitsintensive. Das soll aber nicht die Vorgehensweise der Jury rechtfertigen, und ich denke auch an die Mitbewerber, die möglicherweise finanziell von der Musik leben.

    Sie haben Recht, dass solch ein Projekt eine Mehrstufigkeit brauch. Ich hatte es mir in etwa so gedacht, dass die nicht gewinnenden Werke zumindest eine gewisse Weiterführung oder Annerkennung erfahren hätten. Das gewinnende Werk aber mit dem Orchester und dem Musikdirektor, Choregraphen, Musiker etc. weiterentwickelt und verändert würde. Mir schien von Seiten des Landestheaters und der Musikhochschule dies ebenso gesehen zu werden. Nun hat man an diese Stelle peinliches Schweigen gesetzt… Da ist Dieter Bohlen besser!

    Ich werde mich dennoch um eine Aufführung – und sei es vom Eismeerorchester Wladi Wostock- bemühen :)

    Nochmals Dank für Ihre fachlich gelungene Analyse!

    Viele Grüße Hans