Tot. Alle schon lange tot.

In mein fingiertes Tagebuch schrieb ich: Tot ist sie auf jeden Fall, also die „Neue Musik“ und ich frage mich sogar ein bisschen, ob sie je gelebt hat.

Mathias Monrad Møller

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Die Neue Musik ist tot.

Sandeep Bhagwati

Die Neue Musik ist tot, es lebe Neue Musik

Franz Jochen Herfert

And to paraphrase Run DMC, it goes a little something like this: contemporary music is dead; it has lost all sense of originality and differentiation, and simply recycles the sounds, styles and motifs of previous generations

Pierre Bourdieu

Most contemporary music is dead, corporate, predictable and stuck exploiting sex, drugs, partying, and flashing money….all while Rome is burning.

druhepkins

„It’s only a matter of time – months rather than years – before the music business establishment completely folds.“

Radiohead frontman Thom Yorke

Pop Music is dead

CraveOnline

Face it, people: Heavy metal is dead. Over. Done with.

Ian S. Port

Punk’s not dead! Aber Klassik ist tot.

Mina Harker

Noch was: Die Klassik IST tot. Neue Musik ist keine Klassik mehr, um genau zu sein ist die Klassik schon seit zwei Jahrhunderten tot.

Lord Abstellhak

„I’m so discouraged I just don’t even feel like writing classical music or concert music, because I truly feel that we’re in a terrible state. The record industry has collapsed. No one’s interested. No one cares.“

John Corigliano

„What we are saying to artists is: The current model is broken. Unless we find a new model, new music is dead.“

EMI

Grand Prix abgesagt. Volksmusik am Ende?

Monte

Musik ist am Ende auch nur eine Dienstleistung, und wenn es nicht mehr genug Menschen gibt, die dafür bezahlen, wird diese eben nicht mehr erbracht.

senifara

Die elektronische Musik steckt in einer tiefen Krise

Spiegel (2005)

„Ich würde vielleicht nicht unbedingt sagen, dass Hip-Hop tot ist. Er sieht aber ohne Zweifel schon wie jemand aus, der nicht mehr sehr lange zu leben hat.“

Simon Reynolds

Jazz is not dead, it just smells funny.

Frank Zappa

Schönberg ist tot.

Pierre Boulez

Cage ist tot. Abgesehen davon: Wohin sollte er heutzutage angesichts einer globalen. Klimakatastrophe auswandern?

Manuel Lorenz

Avantgarde ist schon lange tot.

Elliott Sharp

Die Avantgarde ist tot – es lebe die Veränderung.

Walter Höllerer

Fortsetzung folgt (Moritz Eggert)

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12 Antworten

  1. Danke für diese Aufzeichnungen. Das Gegenteil in Zitaten zu erweisen, dürfte geradezu unmöglich sein. Ich würde mal mutmaßen, der Tod geht hier dem ewigen Leben voran. So ist es in einem Biotop. Und so geht Evolution.

    Ich persönlich glaube das nicht. Die neue Musik wird eh überbewertet. Auf einen feinen Tod Anspruch hat seit jeher, das weiß doch jedes Kind, allein der JAZZ.

  2. strieder sagt:

    Tolle, erfrischend uneinseitig Zusammenstellung! :D

    @Martin: das tut weh – zumindest jemandem, der nichts mehr liebt zu hören als Neue Musik!

  3. querstand sagt:

    @ eggy: mit „tot“ meint man gemeinhin die Menschen, welche jene Musik schrieben, s. par excellence Boulez‘ Zitat:“Schönberg ist tot“. Infolge des Dahinscheidens der Protagonisten endet auch irgendwann mal ihre Epoche. Im Falle der Neuen Musik muss man zudem von zwei Neuen Musiken reden. Die 1. die Zweite Wiener Schule, eben Schönberg und Co., deren Fortleben man heute bis in die letzten Glieder der Österreichischen Landesmusikförderung vermuten kann und in transformierter Form, im Sinne eines Formalismus in Tradition der Romantik, bei Ferneyhough und Co.

    Die zweite Neue Musik, tja mit Nonos, Stockhausens, etc. Dahinscheiden geht die wohl, ging sie zu Ende.

    Die dritte, die aus der berühmten Ligeti-Kritik heraus entstand, sie lebt z.B. fort in Stahnke, in Schweinitz, etc.

    Die vierte Neue Musik rihmt und trojahnt.

    Und die fünfte, die macht all dies o.g., nicht ganz mehr so neu, im flotten Crossover der Stile oder grösserer Methodenreinheit denn je – wohl nur für Neue Musik-Fachfraumänner verständlich, die Reinheit der Methode…

    Die Klassik ist tot, dennoch wird sie gespielt, wird sie gekürzt und dennoch darum gekämpft. Der Jazz genauso, der Rock/Pop aus dem Bilderbuch des Klassikfans ist auch was für Leute weit über 30.

    So richtig „tot“ ist eigentlich nur das Seikilos-Lied! Das andere wird mit „tot“ v.a. im Sinne von „out“ tituliert. Es geht eben immer um das „Neue“, am Besten auf Kosten der Verblichenen, die sich gegen ihre diesseitige Verdammnis momentan nicht wehren können. Aber auch wir werden irgendwann einmal out sein, einige erst mit dem physischen Tod, dem Dahinscheiden der Witwe, dem Auslaufen des Urheberrechts. Manche sahen schon immer leichenblass angesichts der Kollegen aus, andere sehen jetzt erst alt aus, um dann im richtigen Alter nochmals eine Chance zu haben.

    Intelligente Musik wird immer eine Gelegenheit zum Weiterwirken haben, wenn sie nicht apokalyptisch versandet. Vielleicht sollten wir darauf achten, nicht zu sehr dem Quantitätsprinzip der übrigen Welt zu folgen, also Masse=Klasse=Kasse. Vielleicht sollte man papale Ruhe walten lassen, ein wenig schütteln und rütteln, und doch den Prinzipien treu bleiben. Das überzeugt eher als ewig tot-rufen auf Kosten anderer…

    Gruß,
    A. Strauch

  4. wechselstrom sagt:

    Nicht alle Leute, die zitiert werden, sind geläufig – also dem Link von Manuel Lorenz gefolgt und man landet auf einer „Guttenberg-Seite“, so etwas wie Hausarbeiten-de-eee.
    In die ersten Seiten von Manuel Lorenzens (was für ein schöner Genitiv) Hausarbeit kann man einen google-Blick werfen:

    Diese Arbeit entstand nach dem Besuch des Seminars „Natur, Musik, Gesellschaft: Das Seminar zur
    Klimakatastrophe“

    Schmunzel-Schmunzel

    Durch die große Freiheit im Prozess der Themenfindung, welche ich sehr begrüße, entstand
    andererseits eine ebenso große Schwierigkeit bei selbiger.

    wie wahr!

    Die Frage, wie ich die Klimakatastrophe bzw. den Klimawandel in Zusammenhang mit „Natur,
    Musik, Gesellschaft“ bringen sollte, bescherte mir wirklich lange Zeit Kopfzerbrechen.

    nicht nur Ihnen, Herr Lorenz!
    Was danach kommt, ist der übliche Analog-Zusammenhang der Art: Serialismus führte in die Sackgasse – modernes Wirtschaften führt zur Klimakatastrophe; anders ausgedrückt: CO2, Schönberg & Co. nehmen uns die Luft zum atmen oder so ähnlich.
    Tja, wie man fragt so fallen auch die Antworten aus, Problemstellungen leiten zu entsprechenden „Lösungen“.
    Herr Lorenz hat sich die Note 1,0 redlich verdient.

    Wer aber war der Auslöser solch hochwissenschaftlicher Untersuchungen, wer hat das Seminar „Moderne Musik und Weltuntergang“, nein, es heisst natürlich anders, ähem „Natur, Musik, Gesellschaft: Das Seminar zur Klimakatastrophe“ (Haaaa-ha-ha-haaa!), also, wer hat das jetzt erfunden/geleitet, und wo hat es stattgefunden:

    Frau Prof. Dr. Annette Kreutziger-Herr an der
    Hochschule für Musik Köln.

    Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
    BruhaAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA

    – wechselstrom –

  5. wechselstrom sagt:

    hiii-hi-hiiii -hach!

    jetzt nochmal:
    der Titel von Manuel Lorenz´ Hausarbeit soll nicht unerwähnt bleiben:
    „Sind wir noch zu retten? – Beobachtungen und Gedanken zur
    Klimakatastrophe und zur neuen Musik“

    HaaAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA

  6. @wechselstrom: Ja, diesen Titel fand ich auch unglaublich. Und wenn man die Arbeit liest (zumindest den verfügbaren Auszug) merkt man auch, dass er es ganz ernst meint mit diesem Kommentar über Cage…

  7. Max Nyffeler sagt:

    Alaaf!
    (Für Ortsfremde: Köln ist die Hauptstadt des Karnevals.)

  8. wechselstrom sagt:

    weil wir gerade beim Karneval sind:

    war gestern hier in Wien bei einer Festivalveranstaltung über Netzwerk- und Internet-Kunst.
    Solche Veranstaltungen tragen Titel wie „kouded kaltscha, interventschn, ööörban sbäis“ und finden statt an lokäischns wie „fjutscha läbb, läbb fäktschori, sentrl gaardn“, wobei die wöörkschopps mit „saaund tossing, kredschulas revöörs entschiniiring, vainiis simmtöms“ betitelt sind.

    Und was gab es bei der Eröffnung, ähem oupening?

    Weisswörscht mit Händlmaier-Sempf und Laung-Brezl.

    Gruß nach Regensburg
    – wechselstrom –

  9. strieder sagt:

    Narrhallamarsch!!! Wenn ich jetzt aber an die ganzen Jungen und Alten Geistgreise denke, welche sich an Texten wie die von Lorenz (oder Drösser oder …) aufg**len, vergeht’s mir aber wieder!

  10. wechselstrom sagt:

    Zur Erläuterung:
    Der Funktionszusammenhang des Karnevals ist es, schenkel-klopfenden Blödsinn zu verbreiten („Wir singen humta,humta, humta tätäräääää“) und keine fein gesponnene Lyrik. Der Funktionszusammenhang einer Universität ist es, hochwissenschaftliche Erkenntnisse zu ermöglichen und zu publizieren.
    Im Funktionszusammenhang einer Kunsthochschule können beide Bereiche vereint werden.

    – wechselstrom –

  11. peh sagt:

    bin fassungslos. das ist der gleiche Lehrstuhl, an dem schon dieses sensationelle Symposium stattgefunden hat.


    http://www.nmz.de/online/diva-satanica-eine-konferenz-ueber-heavy-metal-and-gender-an-der-koelner-musikhochschule

  12. strieder sagt:

    Was war denn an dem Symposium auszusetzen?