Komponistenrästel [1]

Heute mit einer neuen Rubrik. Das fröhliche Komponistenrätsel. Die Aufgabe: Erraten Sie anhand des untenstehenden Textes den Urheber des Zitats. Wenn Sie das Gefühl haben, es zu wissen, rufen Sie laut Stop und geben Sie ihre Vermutung bekannt. Ist die Antwort richtig, haben Sie gewonnen. Ist die Antwort falsch, müssen Sie mit ihrem nächsten Tipp warten, bis jemand anderes einen Versuch gewagt hat. Die Zuhilfenahme von anderen als zerebralen Suchmaschinen ist nicht gestattet. Dem Gewinner winken Strohrum und Ehre

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Natürlich war ich mit der Starrheit der musikalischen Ideen unzufrieden. Die Erfindung ist ihrem Wesen nach flexibel; man muss ihre Unabhängigkeit und Biegsamkeit nicht nur schützen, sondern auch die Steuerung darüber jeden Augenblick in der Hand behalten können. Das aber hätte die extreme Strenge der mentalen Strukturen, die damals durch die musikalische Technik in das Werk hineingetragen worden war, sicher nicht zu leisten vermocht. Außerdem trieb man die Organisation zu einem Detailaufwand, der zu totaler Absurdität führte, weil man Geschehnisse häufte, die von unterschiedlichen Hierarchien abhingen. So beschwor man eine chaotische Situation herauf, die zwar als Grenzfall interessant sein kann, aber gewiss nicht als Grundphänomen. Ein Grenzfall muss ein Grenzfall bleiben, und eine solche Wucherung von theoretischen Abstraktionen, die sich der Wahrnehmung entziehen, ist keine befriedigende Konzeption. Was man wirklich berücksichtigen muss, ist vor allem die gefühlsmäßige und sinnliche Wahrnehmbarkeit von Phänomenen. Ich sehe keinen großen Unterschied zwischen dem Akademismus eines umkehrbaren Kontrapunkts zu sechs oder gar achtzehn Stimmen, der ästhetisch und musikalisch keinerlei Daseinsberechtigung mehr hat, und einer Anhäufung von Reihen oder seriellen Bedingungen auf sechs oder acht verschiedenen Ebenen. In beiden Fällen handelt es sich um das gleiche Problem: um das Problem des Akademismus. Es ist sehr leicht, sich einfach mit Organisationen zufrieden zugeben, die eine gewisse Sicherheit bieten, und zu glauben, dass sie vollkommen seien, weil sie bestimmten Zahlengesetzen gehorchen.

Ich habe den Fetischismus der Zahl, ganz allgemein der zahlenmäßigen Struktur, angeprangert. Das war ein bequemer Fetischismus, aber er war auch nicht von anderem Zuschnitt als jener des Goldenen Schnitts, auf den sich alle Verhältnisse beziehen sollten. Letzten Endes sind all diese Fetischismen höchst banal. So habe ich zum Beispiel auch Komponisten erlebt, die ihr Heimatland zu beschreiben versuchten und sagten, sie könnten mit der Musik ihrer Heimat nur dann in Einklang stehen, wenn sie ihre Berge in den melodischen Linien nachzeichneten; ich habe das tatsächlich gedruckt gesehen. Dieser Fetischismus ist wahrscheinlich noch banaler, aber er liegt auf der gleichen Ebene. All das läuft auf den Versuch hinaus, sich bei der Komposition durch ein Bezugssystem zu schützen, das unfehlbar sein und also die eigene Unfehlbarkeit garantieren soll.

Ich habe auf diese Dinge ziemlich scharf reagiert, und ich hatte recht, weil man sich durchweg auf einem sterilen Gleis bewegte. Bestimmte Darmstädter Konzerte um 1953/54 herum wurden vor lauter Sterilität und Akademismus völlig sinnlos, sie waren vor allem gänzlich uninteressant. Man fühlte den Abstand zwischen dem Geschriebenen und dem Gehörten: es gab keinerlei Klangvorstellung, es gab einfach nur eine Anhäufung von numerischen Transkriptionen, die vom Ästhetischen her gesichtslos waren.

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Musikjournalist, Dramaturg

3 Antworten

  1. eggy sagt:

    Das ist Dein bisher sparsamster Artikel…

  2. hufi sagt:

    Sting? Oder doch Cage.

  3. peh sagt:

    soso. da schreib ich mal NICHTS und dann kommentiert ihr. so. text drin. jetzt weiterraten!