Exklusiver Trailer für „Bluthaus“ von Georg Friedrich Haas

Bluthaus

Am 29.4. wird bei den Schwetzinger Festspielen die neue Oper von Georg Friedrich Haas uraufgeführt: „Bluthaus“, nach einem Text des Vorarlberger Autoren Händl Klaus.
Aber das wisst ihr alle sicherlich schon.

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Denn um mich auf dieses epochale Ereignis hinzuweisen, hat mir die Werbeabteilung der Schwetzinger Festspiele einen Text zukommen lassen (nicht nur mir, sondern allen, die in ihrem Presseverteiler sind), den ich so genial, so kultig, so unfreiwillig komisch und over the top reißerisch fand, dass ich ihn euch nicht vorenthalten wollte.
Ich habe keine Ahnung, wie die Oper letztlich werden wird – wahrscheinlich wird es ein Meisterwerk , und ich wünsche sowohl Haas als auch Hendl, äh Händl Klaus sowie dem Regieteam und Dirigenten von Herzen den größten Erfolg für dieses Projekt. Aber dieser Pressetext, der fast schon verzweifelt versucht, eine typische zeitgenössische Oper mit derart sensationslüsterm Geschwafel anzupreisen (so dass die Bildzeitung dann hoffentlich auch zur Premiere kommt), darf einfach nicht unkommentiert bleiben.

Daher habe ich – zum ersten Mal in der Geschichte des Bad Blogs – eine Art Hörspiel kreiert, das ohne eine einzige Änderung am Originaltext ein Trailer für „Bluthaus“ geworden ist, in dem die vielen Adjektive des Werbetextes auch mit dementsprechenden Klängen unterlegt wurden.

Hier könnt ihr es anhören: Bad Blog of Musick Trailer für Bluthaus

Hier der Originaltext:

Zu früh zieht der Herbst in diesem Jahr ein. Lang vor der Zeit fallen, immer noch grün und saftig, die Blätter. Ein Haus im südlichen Niederösterreich, noch nicht einmal ein Vierteljahrhundert alt, belastet mit einer Hypothek. Dasselbe Alter hat die jäh verwaiste Tochter des Hauses, die Studentin Nadja. Seit dem vor einigen Monaten geschehenen Unfall, bei dem beide Eltern starben, lebt sie allein hier. Sie fühlt, dass sie dieses belastete Haus verkaufen sollte, hat deshalb bereits Anstalten getroffen. Makler, Interessenten, Bankleute und Nachbarn stellen sich ein. Aber da ertönen immer wieder die Stimmen der Eltern: „Es geht nicht mehr…nicht mehr…nicht mehr.“

Was ist hier wirklich geschehen? Ein Sturm kommt auf. Der Makler bedrängt Nadja. Sie wendet seinen Übergriff um in eigenes sexuelles Drängen. Die junge Frau, gepeitscht von der Erinnerung an die als Unfall camouflierte Bluttat, schreit „Vater“ auf dem Höhepunkt. Die Wiederkehr, die Wiederholung – das Vergangene reisst auf. Da waren Inzest, Verzweiflung, Mord. Wer will dieses Haus noch kaufen?

„Man watet hier in Blut“, schreibt der in Tirol geborene, den Tod immer wieder umkreisende Dramatiker Händl Klaus, ein Meister der Reduktion, einer, der die Abgründe zwischen den Worten zum Schwingen bringt. Die Studentin wird das Bluthaus nicht verlassen, sie mag keinen Schlüssel nach außen mehr. Sie bleibt übrig.

Der Grazer Komponist Georg Friedrich Haas, in Vorarlberg aufgewachsen, stellt in seinen Werken der geltenden Normaltonalitat die mutige Entscheidung entgegen, frei über das Materialelement Tonhöhe verfügen zu können. Man hat dieses Verfahren „Mikrotonalitat“ genannt. „Wenn es ein Kriterium gibt, das Kunst ausmacht, dann ist es die Forderung, mehrdimensional zu sein, ja unendlich dimensional zu sein.“ (Haas) Den Klängen den Freiraum zum Leben zu lassen: dieses Verfahren korrespondiert aufs engste mit den rhythmisierten Zwischentönen der den Untergrund des Alltagsdaseins ausgrabenden, „Lebensechtheit“ einfangenden Texten Händl Klaus‘.

Liebe Schwetzinger Festspiele: Ihr könnt den Trailer gerne für eure Rundfunkankündigungen verwenden. Meine Kontonummer bekommt ihr über die NMZ.

Frohe unblutige Ostern wünscht euch Euer

Moritz Eggert

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7 Antworten

  1. hufi sagt:

    Buuuaaaahhh. (Versteck!())

  2. wechselstrom sagt:

    Liebe Leute,

    Folgender Artikel beschreibt die Bullshitproblematik sehr unterhaltsam.
    Der darin verankerte Link führt uns zum BlaBlaMeter, einer Software zur Messung des BlaBla-Faktors zwischen den Werte zwischen „0“ (höchstrangiger Text) und „1“ (dummes Geschwätz).
    So, jetzt gleich mal den obengenannten Text einfügen — —
    aha, ähem: Bullshit index „0.12 – ihr Text zeigt nur geringe Hinweise auf Bullshit-Deutsch“ – – komisch,

    Versuchen wir es mit einem anderen Text z.B. den letzten Artikel von phan: — „0.25 Ihr Text zeigt erste Hinweise auf ‚Bullshit‘-Deutsch, liegt aber noch auf akzeptablem Niveau.“

    Oder dem letzten Artikel von eggy: „0.17“ …
    Ich breche ab und überlasse es euch, die entsprechenden Schlussfolgerungen zu ziehen.

    Natürlich gibt es auch einen von Eva Beierheimer und Miriam Laussegger programmierten Bullshit-Generator
    Da muss man nur noch ein wenig nachkorrigieren und die nächste Einreichung ist fertig
    Echt klasse!

    Viel Vergnügen beim östereierlichen Suchen nach wahren Inhalten wünscht

    – wechselstrom –

  3. Hmm, Dein obiger Kommentar zeigt immerhin den Wert 0,19, also 0,02 mehr Bullshit als bei mir :-).
    Der Bullshitwert von 0,25 ist allerdings schon sehr gefährlich, da müssen wir dringend präventive Maßnahmen ergreifen…
    Für den Werbetext für „Bluthaus“ sollte man allerdings keinen „Bullshit“-Messer bemühen, sondern eher einen „Dramaturgenprosa“-Messer. Diese spezielle Form von Bullshit braucht nämlich eine eigene Programmiersprache und lässt sich nicht mit den gängigen Regeln fassen…nur in „Dramaturgenprosa“ sind nämlich nicht-euklidische und extradimensionale Sätze wie:

    Die Studentin wird das Bluthaus nicht verlassen, sie mag keinen Schlüssel nach außen mehr. Sie bleibt übrig.

    möglich.

  4. wechselstrom sagt:

    Lieber eggy,

    der ORF veranstaltet jährlich den Kurzhörspielwettbewerb
    Track 5; der diesjährige Einsendetermin (15. Januar) ist leider schon verstrichen, aber fürs nächste Jahr drücke ich dir beide Daumen.

    Beste Grüße aus dem Labor

    – wechselstrom –

  5. wechselstrom sagt:

    Lieber eggy,

    dein letzter Kommentar eignet sich (auf Grund der Kürze) nicht für eine Messung; unter Einbeziehung des Zitats kommt man auf den Wert „0.2“
    (Einen schnell geschriebenen Text soll man aber auch nicht auf die Goldwaage legen)

    Für den Werbetext für “Bluthaus” sollte man allerdings keinen “Bullshit”-Messer bemühen, sondern eher einen “Dramaturgenprosa”-Messer.

    Das ist ein gutes Argument, deshalb möchte ich alle ermuntern, einen Text zu schaffen, der den Bullsht-Index „0.00“ erreicht, oder diesem sehr nahe kommt, und den Text hier zu veröffentlichen.

    Also: auf gehts, lieber querstand, erik, peter und @all: Hack´s was G´scheites ins Keyboard.

    – wechselstrom –

    P.S: mein jetziger Wert: 0.23
    — mit dem „P.S.“: 0.22
    — jetzt bin ich auf 0.20
    —–uups: 0.19 :-))
    ——HA!: 0.18
    ——-bleibt stabil.
    ——-0.17 erreicht.
    ——–wieder stabil.
    ——–jetzt 0.16.
    ———erneut stabil.
    ———- wieder ein Prozent weniger: 0.15
    ABBRUCH!

  6. querstand sagt:

    Unter FAQ des Blablameters wird ein Text mit bis zu 0.3 Punkten als „journalistisch hochwertig“ eingeordnet. Bezieht man die zuletzt genannten Werte der Blogbeiträge auf diese Aussage, liegen sie allesamt über 0.3 und sind somit akzeptabel. Anders ausgedrückt: spart Euch die Erbsenzählerei.

    Erquicklicher wäre folgende Programmtextwiederaufbereitung: der Werbetext zu „Bluthaus“ wird durch U50-Komponisten vertont und im Foyer des Schwetzinger Barocktheaters zur Aufführung gebracht. Eine auf Musikblabla umprogrammierte Blablameter-Version mißt den Gehalt der Töne, sozusagen juryfrei. Welche Werte auf der Skala den Gewinner ergeben, sei dem Veranstalter überlassen.

    Wert dieses Textes: 0.18.
    Wert inklusive des letzten Satzes: 0.17.
    Jetzt schon 0.16.
    Ich erreiche nun 0.15.
    Es folgt 0.14.
    Ich bleibe auf 0.14 hängen!
    Die Qualität erreicht jetzt 0.13.
    Sie bleibt dort stehen.
    Es wird 0.12 erreicht.
    Man verweilt auch hier ein wenig.
    Jetzt erscheint 0.11 auf der Richterskala.
    Dieser Wert bleibt konstant.

  7. olehuebner sagt:

    der unter m.e. schönste text in den faq wirkt mit einem bullshit-index von 0.08 schon fast ein wenig dröge:

    Was ist der höchste Indexwert?
    Das BlaBla Meter wurde für Indexwerte zwischen 0 und 1 ausgelegt, in Ausnahmefällen kann die Skala aber auch nach oben durchbrochen werden. Die höchsten bisher gemessenen Werte lagen sogar über 2.0.

    nunja. — besagte programmtextwiederaufarbeitung fände ich übrigens sehr attraktiv. auch ohne musikblablametermessung, denn da würden wir ja alle ganz scheußlich schlecht abschneiden. schließlich berichten die faq:

    Das BlaBla Meter kann die Inhalte nicht wirklich verstehen, es orientiert sich an sprachlichen Merkmalen. Man kann z.B. einigen Boulevardmedien jede Menge inhaltlicher Schwächen vorwerfen, sprachlich formulieren sie in der Regel kurz und prägnant.

    das hieße in musikblabla: „Das MusikBlaBlaMeter hat leider keine Ahnung von Musik. Dieter Bohlen findet es allerdings ganz ganz ganz toll, denn seine Musik ist prägnant, weil so doof und ohrwurmig, dass sogar das MusikBlaBlaMeter sie versteht. Darum landet Dieter Bohlen im MusikBlaBlaMeter in der Regel zwischen 0.1 und 0.3 (hochwertiger musikalischer Journalis- … ääh, hochwertig journalistische Mus- … ach Quatsch, musikalisch hochwertiger Journalist).“

    (ich vermute fast, dass die text den höchsten bullshit-index aller zeiten erreicht. ich werde mal testen:)

    bullshit index bis zu „klammer zu“: 0.21 (wahnsinn.)
    inklusive der letzten bullshit-attacke: 0.2
    nochmal: 0.2
    jetzt: 0.19
    laaangweilig: 0.19
    jetzt: 0.18
    nach wie vor: 0.18
    immer noch: 0.18
    ich bin so süchtig nach blablameter!!!! 0.18
    diese bullshitattacke knallt nochmal so richtig: 0.17
    im freien fall: 0.16
    nochmal 0.16
    ich wollte eigentlich schon längst aufgehört haben, aber es macht so spaß: 0.16
    jetzt: 0.15
    ach, kein bock mehr jetzt: 0.15
    ok, schluss: 0.15