Geesche am Gendarmenmarkt IV
Blog zu den Proben und Aufführungen von Adriana Hölszkys Musiktheater „Bremer Freiheit“ im Konzerthaus Berlin (Werner-Otto-Saal | Premiere am 19.11. | Weitere Vorstellungen am 20./25./26./27.11. – jeweils um 20 Uhr)
Witz des Tages: „Kommt ein Operndramaturg am frühen Abend nach Hause…“
Es ist gleich 23 Uhr. Die Generalprobe eben war sehr gelungen, was uns zum Aberglauben neigenden Menschen natürlich ein wenig skeptisch macht (aber völlig zu Unrecht, wie sich morgen herausstellen wird…). Während die anderen im Konzerthaus-Casino sitzen und sich Radeberger vom Fass schmecken lassen, befindet sich der Dramaturg in seinem Büro und schreibt diese sinnlosen Zeilen.
Kurz vor der Generalprobe hatte ich mir vorgenommen, eine Art kurze Hör-Führung zum Werner-Otto-Saal (in dem fast alles, was bei uns mit Neuer Musik zu tun hat, stattfindet) zu machen. Wie ich mit so etwas mal wieder gescheitert bin, kann man hier hören. (Besonders schön die Stelle, an der mein lieber Veranstaltungsmanager Peer sagt: „Wir warten schon auf dich!“)
Nach der Probe traf ich den Bariton Peter Schoenaker, der Miltenberger, Geesches ersten Mann, spielt – und damit für die ganze Katastrophe (15 Tote und viele Verletzte, „Auch Deutsche unter den Opfern“…) verantwortlich ist. Denn er konnte es nicht lassen und musste immer wieder mit „seinen Jungs“ Saufen gehen und seine Frau herablassend behandeln… Ist doch klar, dass eine Frau dann zur Giftmörderin werden MUSS! Damn!
Hier der Link zum Interview mit dem sehr lustigen Peter Schoenaker.
Zu Beginn meines mal wieder extrasinnlosen Gespräches frage ich ihn, ob er nicht derjenige sei, der die Rolle des Rumpf spielen würde (was natürlich nur mal wieder beweist, dass ich vom Inhalt der Oper nur so viel weiß: es gibt Tote! Aber das sollte ja schon klar geworden sein… Ich verstehe einfach keine Opernhandlungen! Das war schon immer so!). Das findet er sehr lustig. Anschließend verrate ich schon Details über den Ablauf der kommenden Abende, an denen „Bremer Freiheit“ läuft.
Um 19 Uhr (also: vor der Vorstellung um 20 Uhr) mache ich zusammen mit der Dramaturgin von der Berliner Kammeroper, Katharina Tarján, jeweils eine Einführung (bei der Premiere am 19.11. – ist aber schon ausverkauft – im Carl-Maria-von-Weber-Saal, mit viel „Stalin-Rokoko“, wie neulich ein Kollege sagte, danach jeweils im Werner-Otto-Saal). Am 19.11. und 27.11. mit Adriana Hölszky herself als Gast.
Mit ihr habe ich bereits für das Konzerthaus ein kurzes Interview geführt, das man hier sehen kann.
Nun aber: Feierabend.
Morgen ist Premiere.
Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.