Geesche am Gendarmenmarkt II

Blog zu den Proben und Aufführungen von Adriana Hölszkys Musiktheater „Bremer Freiheit“ im Konzerthaus Berlin (Werner-Otto-Saal | Premiere am 19.11. | Weitere Vorstellungen am 20./25./26./27.11. – jeweils um 20 Uhr)

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Heute fand die erste Hauptprobe von Adriana Hölszkys „Bremer Freiheit“ statt. Hölszky ist schon seit dem Wochenende bei uns – und bei jeder Probe am Start. Sie ist so angenehm und in jeder Hinsicht unkompliziert! Wie ich mitbekam, fehlte irgendein Bühnenrequisit (oder war es irgendetwas technisches?), für das die Berliner Kammeroper kein Geld mehr hatte. Und ich weiß nicht, ob ich das erzählen darf (nach dem gestrigen Eintrag hieß es, ich hätte zu viel von dem Bühnenbild verraten; da kann ich nur erwidern, um das Bühnenbild in seiner ganzen Expressivität erfassen zu können, sollte man in jedem Fall eine der Aufführungen besuchen! Achtung, Werbung!). Aber Frau Hölszky bot sofort an, das aus eigener Tasche zu zahlen! Ich fand das unglaublich…

In der Probe wurde natürlich wieder eifrig gestorben. Miltenberger, Rumpf, Mutter, Kinder, alle: tot! Herrlich! So viele Tote in so kurzer Zeit (keine 70 Minuten) – hat jemand auf dem Gebiet Neues Musiktheater mehr anzubieten? Na? Bitte melden!

Während ich mit den Übertiteln beschäftigt war (obwohl deutsch gesungen und gesprochen wird, sind die bei dieser musikalischen Informationsdichte nötig…), fand ich die Korrepetitorin der Produktion Regine Bernhauer am Mischpult wieder. Eine Pianistin, die nicht nur den handschriftlichen Klavierauszug spielen kann, sondern auch noch die gesamte Zuspielung steuert! Überhaupt müsste man mal eine Lanze für die Lanzenbranche brechen, pardon, also: für die Korrepetitorinnen und Korrepetitoren dieser Welt! „Die Kunst des Weglassens“: ich beherrsche das jedenfalls nicht! Ist aber bei den meisten (drücken wir es vorsichtig aus: „unrealistischen“) Klavierauszügen dieser Welt die einzige Lösung, um der geistigen Umnachtung zu entgehen.

Natürlich gab es nicht nur viele Tote, sondern auch geistige Umnachtung pur! Hossa.

Morgen mehr davon – also, von der Produktion…

Um 14 Uhr kommen die Paparazzi zu uns, um die arme kranke Geesche auch noch abzufotografieren. Die Arme.

Kein Wunder, wenn dann am Ende wieder jemand tot ist!

(Herzliche Einladung natürlich an alle Fotografen Berlins: ich hole euch um 14 Uhr am Bühneneingang ab.)

„Mutter?“

„Geesche!“

„Mutter!“

Tschüss.

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Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.