donaubad 2 – die donaustrandung in offenbach
Winterlicht, das erste Mal in diesem Jahr. Und gestrandet in Offenburg. Ohrenstrand heißt doch dieses Netzwerk in Berlin, ein unerklärlicher Name. Earbeach wäre ja noch lustig, wenigstens eine Alliteration. Doch ich fühle mich gerade ganz Ohrenstrand und das ist kein gutes Gefühl. Wie viele Menschen erleben das jedes Jahr. Die „oberen Zehntausend“, die ein Ticket in Doanueschingen ergattern. (Also die Zweitausend, die sich alles reinpfeifen.) Von wo stranden sie nicht alle an? Den Weg aus Berlin mag ich mir kaum vorstellen, doch aus Köln erliegt man immerhin der Illusion, Donaueschingen sei zeitmäßig so weit weg wie Paris, so günstig zu erreichen wie Basel oder Berlin, von Brüssel, Amsterdam, Frankfurt, München nicht zu sprechen. Nein, Donaueschingen ist am Ende der Welt. Niemals spürt man das so sehr wie beim Umsteigen in Offenbach. Nicht einmal mein Mobiltelefon hat hier gescheiten Empfang, der Plan, das Festival lückenlos am Radio zu verfolgen scheitert schon an Station 1. Bernhard Langs Monadologie monadisiert, vielleicht pomadisiert sie auch, im besten Fall nomadisiert sie allein vor sich hin. Epileptische Anfälle und Chemiekonzernbrände haben den Fahrplan durchgerüttelt. Mich mit. Oktoberbier und Flädlesuppe statt quietsch und knarz und äh hä hä hm hä hä hä hä hm hmhm (man stelle sich das jetzt als ein Streichquartett mit Bernhard Lang-low-fi-loops vor.) Wenn schon stranden, dann in der Kunst, doch nicht in Offenburg am Bahnhof. Donaueschingen ist jedes Jahr der Kälteeinbruch in der Welt.
Musikjournalist, Dramaturg
…schon mal in Bayreuth hundert Meter hinter Stoiber samt Security nach einem der 42.000 Plätze gegeiert? (muss nicht sein) – aber: 40.000 Plätze mehr als Donaueschingen. Was tun?