Bleiberecht für den russischen Komponisten Vladimir Tarnopolski in München
Laut dem Offenen Brief von Kerstin Holm in der nmz (Link s. unten), droht dem wundervollen Komponisten und Kollegen Vladimir Tarnopolski die Abschiebung/Ausreise nach Russland, wo ihm schlimmstenfalls sogar Haft bevorstünde. Er unterrichtet derzeit an der Münchner Musikhochschule seit seiner Ausreise 2022. Sogar auf den Münchner Opernfestspielen erklang ein neues Werk erst im Juli, das sein Wirken für München und die Bundesrepublik unterstreicht. Ich hoffe, es gab schon viele Statements an offizielle Stellen, ich schrieb dem Ministerpräsidenten und dem Oberbürgermeister sowie später auch an die Bundeskulturstaatsministerin Roth, die Aussenministerin Baerbock und die Innenministerin Faeser, ich hoffe, es gibt noch mehr Solidaritätsadressen für Vladimir Tarnopolski. Hier meine Mail im Wortlaut:
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Dr. Markus Söder, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dieter Reiter,
ich schreibe Ihnen als je stv. Vertreter der Vorsitze des Landesverbandes Bayern und der FEM – Fachgruppe E-Musik des Deutschen Komponistenverbandes. Es geht um den russischen Komponisten und derzeitigen Dozenten an der Musikhochschule München, Vladimir Tarnopolski, der zu Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine mit seiner Familie hierher nach Deutschland floh. Laut Berichterstattung (https://www.nmz.de/politik-betrieb/musikleben/offener-brief-vladimir-tarnopolski-nicht-abschieben) droht ihm nun die Abschiebung, wenn er nicht nach Russland mit seiner Familie zurückkehrt und von dort aus einen Aufenthaltstitel für Deutschland/Bayern beantragt. Sobald er allerdings dort seinen Fuss auf russischen Boden setzt, drohen ihm und seiner Familie massive Repressionen, bis hin zu Verhaftung, jahrzehntelange Haft, da er sich in Leben und Werk oppositionell zur Politik Putins positioniert hat.
Vladimir Tarnopolski ist einer der wichtigsten russischen Komponisten und Professoren, gleich nach Alfred Schnittke oder Dimitri Schostakowitsch oder Sofia Gubaidulina. Vor seinem Exil in Deutschland hat er die wichtigsten jungen Komponistinnen und Komponisten in Russland unterrichtet, von denen Viele auch aufgrund des Krieges und schon der schlimmen politischen Lage zuvor in Deutschland, bevorzugt Berlin, wohnen.
Mein Kollege Vladimir Tarnopolski wurde nun hier in Bayern aufgenommen. Er wirkt als Dozent für Neue Musik an unserer schönen Musikhochschule in München. Auch hier gab er jungen Studierenden der Kompositionsklassen in seinem Seminar wichtige, internationale Impulse. Sein Wissen deckt die osteuropäische, die deutsche, die EU-europäische, die angelsächsische und amerikanische und sogar die asiatische Neue Musik und ihre wichtigsten Strömungen unserer Tage ab. Er ist ein Klasse Gewinn für München und Bayern! Ich erlebte das selbst, als ich mal meine Arbeit in seinem Seminar vorstellen durfte.
Künstlerisch gehört er seit Ende der 90er, um 2000, auch zu einer wichtigen Stimme der Musik in Bayern, als das Gärtnerplatztheater mit der Münchner Biennale im Prinze seine Tschechow-Oper uraufführte. Erst am 15.7.24 erklang eine Uraufführung, „Ode an den Hass“, im Rahmen der Opernfestspiele des Nationaltheaters in unserer Landeshauptstadt, unter dem bayerischen GMD Jurowski, als Äußerung gegen jeden Hass, wie den Putins und seines Kriegs gegen die Ukraine.
Laut Berichterstattung wird ihm die Ausreise und Antragstellung aus Russland mit all den Gefahren für Leib und Leben nahegelegt. Oder ein Asylverfahren, im Rahmen dessen er weder unterrichten noch komponieren, auftreten dürfte. Seine künstlerische Stimme, die schon so viel für unser Bayern, unser Musikleben bewirkte, würde zum Schweigen gebracht. Das würde auch Putin in die Hände spielen, der oppositionelle Künstler genau so verstummt sehen will. Das darf nicht passieren!
Daher bitte ich Sie, sehr geehrter Herr Ministerpräsident, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, alles zu unternehmen, dass HIER sein Aufenthalt verlängert und auf Dauer verstetigt wird! Vladimir Tarnopolski MUSS hier in München und an der Musikhochschule weiter aktiv sein dürfen. Er gehört unabdingbar zu unserem Musikleben! Tun Sie bitte Alles für Herrn Tarnopolski, was in Ihrer Macht steht!
Komponist*in