100 Argumente gegen die GEMA-Reform (5)

41.Wenn die GEMA-Reform angeblich so toll für E-Musik ist, warum sind dann eigentlich ALLE aus E dagegen? Weil sie rechnen können. All die schönen Worte aus Leuchtturmförderung und angeblichen Vorteilen sind wie Schall und Rauch, wenn man die harten Realitäten und Spartenabwicklungen hinter der Reform erkennt. Keine einzige E-Komponistin, kein einziger E-Komponist ist so naiv, sich darauf einzulassen, und es gibt mindestens genauso viele aus U, die das ebenso sehen.

Werbung

42. Die GEMA gibt nur vor, eine „Kulturinstitution“ zu sein, ist es aber gar nicht. „Die GEMA ist eine Kulturinstitution – und will es bleiben“ prangt es auf den Seiten der Reform. Die GEMA ist alles Mögliche, aber keine „Kulturinstitution“, das ist Etikettenschwindel. Dass sie jetzt ein Player in der Kulturszene sein will, ist offensichtlich, aber diese Rolle steht ihr als Verwertungsgesellschaft überhaupt nicht zu. Es ist etwas anderes, ob man sich beim DMAP gegenseitig feiert, oder ob es um seriöse und fundierte Förderentscheidungen geht. Letzteres steht der GEMA gewiss nicht an. Was die GEMA hat, ist einen Kulturauftrag, über den das Patentamt wachen soll, da der GEMA durch ihre Monopolstellung in Deutschland ganz besondere Verantwortung zukommt. Aber eine „Kulturinstitution“ ist sie ganz sicher nicht.

43. Die bisherige E-Abrechnung und Wertung „Förderung“ zu nennen, ist sachlich nicht richtig Erfolg durch höhere Aufführungszahlen wird als „Wert“ in der Wertung belohnt, in U genauso wie in E. Aber der Grund der für E reservierten 30% der Wertungsmittel ist nicht ein vermeintlich höherer ästhetischer „Wert“, sondern die vormals am Inkasso orientierte Kompensation für die vollkommen anderen Umständen von Live-Aufführungen in der E-Musik. Das ist genau genommen keine „Förderung“ – wird aber leider so gesehen. Wir alle folgen brav der Erzählung von „privilegierter Förderung“, aber das ist nur das Framing der Reformbetreiber.

44. Der Werkausschuss wird keineswegs abgeschafft, sondern existiert weiterhin Unter Paragraf 64 taucht auch in der neuen Fassung gleich mehrmals auf und entscheidet weiterhin über „Zweifelsfälle“ und „Werke von besonderer Komplexität“.  Eines der Hauptargumente für die Reform war, dass man ihn nicht mehr braucht – denkste.

45. Inkasso in U benachteiligt zahlreiche Genres und Sparten, soll aber jetzt für alle gelten Die veraltete und ungerechte U-Wertung macht alles grundsätzlich vom Inkasso abhängig, da helfen auch keine KUK-Punkte. Warum nicht erst einmal dort ansetzen, und speziell Live-Acts mit großen oder sehr diversen Besetzungen mehr fördern, die oft kein großes Inkasso haben, aber genau das darstellen, was die GEMA angeblich fördern will?

46. Das Urheberrecht sollte die kreative Leistung der Urheber:innen belohnen, nicht die der Musikunternehmer Daher gibt es auch in E das Solidarprinzip statt Inkassobezug. Das heißt nicht, dass kein Geld verdient werden darf. Aber es kommt auf das „wie“ an. Die Reform entsteht auf Druck der Musikunternehmer, nicht auf Druck einzelner Mitglieder. Gerade deswegen muss man ihr Einhalt gebieten.

47. Die GEMA stellt um die Reform herum zahlreiche Behauptungen auf, die sie gar nicht belegen kann „Die Top 100 in E bekommen über 50.000,-EUR Wertung und das Zehnfache des Inkassos“Moment, stimmt das wirklich? Mit Zahlentricks wird versucht, bewusst Stimmung zu machen. Niemand aus den Top 100 in E wird lediglich 5000,-EUR Inkasso haben. Dass das Inkasso bei E ganz anders funktioniert und man bei Orchesteraufführungen sogar weniger als das Inkasso bekommt, verschweigt die GEMA dezent.

48. Mit dem Wegfallen von Paragraph 63 („Verrechnungsschlüssel für Werke ernster Musik“) wird ein wichtiges Werkzeug zur differenzierten Betrachtung von akustisch-instrumentalen und elektronischen Werken einfach in die Tonne gekippt Verbesserungswürdig wären hier allein die Minutenstufen, aber grundsätzlich bilden genau die hier aufgelisteten Kriterien die zeitgenössische klassische Musik immer noch exakt ab. Die neuen KUK-Kriterien haben nicht mehr das Geringste damit zu tun, sollen aber nun für genau dieselbe Musik gelten. Hier macht man etwas kaputt, was gar nicht kaputt war.

49. Die absehbaren Verluste in E sind zu groß, um sie mit einem Ausgleichsfonds kompensieren zu können Zuerst einmal ist ein solcher Fonds zeitlich begrenzt und läuft aus. Zweitens ist die E-Abrechnung seit vielen Jahrzehnten so intrinsischer Teil des Deutschen Musiklebens, dass es ebenso viele Jahrzehnte dauern würde, die immensen Verluste durch die Auswirkungen der Reform wieder aufzufangen. Viele Verlage und gemeinnützige Stiftungen werden auf der Strecke bleiben, was die Vielfalt und Stabilität des Musiklebens in ganz Deutschland gefährdet. Kompositionshonorare sind dann zu niedrig angesetzt, es wird weniger Aufträge geben können, was den Nachwuchs so grundsätzlich benachteiligt, dass keinerlei Leuchtturmförderung mehr hilft. Deswegen sind auch alle jungen E-Komponierenden nicht für die Reform – sie fallen auf leere Versprechungen nicht herein.

50. Die Reform beinhaltet zu viele dramatische Änderungen, die das gesamte Gefüge der GEMA auf den Kopf stellen Und die Auswirkungen werden absolut alle spüren. Stiftungen für U und E- Musik bekommen plötzlich keine Wertung mehr, weil Rechtenachfolger nichts mehr bekommen dürfen, können also weniger Geld für Förderung außerhalb der GEMA zur Verfügung stellen (wo sie wesentlich besser aufgehoben ist als innerhalb der GEMA). Die Sozialkasse wird vollkommen umgestellt und will nur noch „echte Sozialfälle“ behandeln (viel Spaß mit den Gremien, die das dann entscheiden). Für viele, die jetzt unbedacht für die Reform stimmen, wird es ein böses Erwachen geben, da zum Teil gar nicht abzusehen ist, welche Auswirkungen Elemente der Reform haben werden. Es sind einfach zu viele Stellschrauben auf einmal, die hier gedreht werden, Chaos ist vorprogrammiert.

(Fortsetzung folgt)

Liste(n) auswählen:
Unsere Newsletter informieren Sie über Neuigkeiten im Badblog Of Musick. Informationen zum Anmeldeverfahren, Versanddienstleister, statistischer Auswertung und Widerruf finden Sie in unserer Datenschutzbestimmungen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert