Musikerinnen und Musiker gegen Antisemitismus
Mit großer Besorgnis nehmen wir als deutsche Musikszene wahr, dass Hassreden und rassistische Angriffe gegenüber Jüdinnen und Juden in unserem Land zunehmen.
Egal, wie wir zur momentanen Situation in Israel und dem Gaza-Streifen stehen und auch wenn uns das Schicksal nicht nur von Israelis, sondern auch von Palästinenserinnen und Palästinensern nahe geht: jeder Rückfall in eine Argumentation, die einer der schrecklichsten Epochen der deutschen Geschichte mit Millionen von Opfern den Weg bereitet hat, ist inakzeptabel. Zu viele Statements aus allen politischen Lagern bedienen sich uralter antijüdischer Klischees und Feindbilder und nähren damit die Vorurteile, die dem Hass den Weg bereiten.
Rassismus in jeder Form ist eine der größten Bedrohungen einer Demokratie, einer friedlichen und weltoffenen Gesellschaft. Antisemitismus zeigt sich nicht nur, wenn Israel-Fahnen auf offener Straße verbrannt werden oder von jüdischen Bürgerinnen und Bürgern bewohnte Häuser „markiert“ werden. Er findet auch immer mehr Einzug in der Mitte der Gesellschaft, wo immer öfter antisemitische Feindbilder propagiert werden.
Musik war schon immer ein freier Raum, in dem sich unterschiedlichste Kulturen gegenseitig befruchten, inspirieren und miteinander über Grenzen, Religionen und Vorurteile hinweg kommunizieren können. Wir wollen, dass dies so bleibt.
Jüdische Künstlerinnen und Künstler haben als wichtiger Teil dieses kulturellen Dialogs die klassische und populäre Musik über Jahrhunderte geprägt und mit Leben und großen Ideen erfüllt. Ohne sie wären wir nicht dort, wo wir sind, daher wollen wir hiermit ein Zeichen des Respekts, der Anerkennung, Dankbarkeit und Solidarität setzen.
Wir wissen, dass es nur eine Geste sein kann, sich auf diese Weise gemeinsam als Musikszene in Deutschland von Antisemitismus zu distanzieren. Wir wissen aber auch, dass Jüdinnen und Juden (von denen viele unsere Kolleginnen und Kollegen sind), sich oft in unserem Land allein gelassen fühlen und ihnen genau diese Gesten, Zeichen der Solidarität und auch Worte des Mitgefühls in schwierigen Zeiten fehlen.
In einem
ähnlichen Aufruf an die deutsche Literaturszene heißt es: „(Es) wird geschwiegen, ein Schweigen, das dumpfer und lauter nicht sein könnte. Wo sind die Literaturhäuser, die Literaturinstitutionen, die Literaturfestivals, die Akademien, die Verlage?“.
Wir fragen daher nun ebenfalls und bitten Musikerinnen und Musiker, Komponistinnen und Komponisten, Orchester, Musikverbände, Musikverlage, Opernhäuser, Konzerthäuser, Ensembles, Bands und Institutionen jeglicher Musik: lasst uns ein Zeichen setzen, dass unseren jüdischen Freundinnen und Freunden zeigt:
Wir stehen mit euch, gemeinsam. Ihr seid nicht allein.
Wir würden uns freuen, wenn dieser Aufruf von möglichst vielen Kolleginnen und Kollegen sowie den Institutionen unseres Musiklebens verbreitet und mit ihrer Unterschrift getragen wird.
Eine Initiative des Deutschen Komponist:innenverbandes