Besucht Klassenabende!

Bei Klassenabenden ist auch meistens viel Platz
Bei Klassenabenden ist auch meistens viel Platz

Neulich war ich mal wieder, nach vielen Monaten, bei einem Klassenabend in einer deutschen Musikhochschule. Und da dachte ich mir: Warum gehen da die Leute nicht in viel größerer Zahl hin?

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Klassenabende sind Konzerte in Musikhochschulen, in denen sich die Studierenden einer Instrumental- oder Gesangsklasse präsentieren. Die Abfolge ist meistens sogar durch einen ausgedruckten Programmzettel vorgegeben. So weiß man also auch genau, was gespielt wird (wenn man es nicht auch so erkennt) – und wer. Diese Klassenabende sind öffentlich zugänglich, fast immer ist der Eintritt frei; und es gibt noch einen großen Vorteil. Nein, mehrere.

Man muss nicht überpünktlich da sein, braucht fast nie seine Garderobe irgendwo abgeben, braucht keine Eintrittskarte, braucht inzwischen auch keine Schutzmaske mehr – und man kann einfach so kommen, wie man gerade angezogen ist. Man setzt sich hin, hört zu, applaudiert nach den Werken.

Aber der größte Vorteil ist tatsächlich (meistens), dass die musikalische Qualität hoch ist. Junge Studierende sind hoch motiviert, sind (obwohl noch in der Ausbildung) auf dem zumindest technischen Höhepunkt ihrer Laufbahn. Wo diese hingeht: Da kann man sich freilich auch Gedanken während der Musik machen: Überzeugt dich die Interpretation? Was würdest du anders machen? Was wird wohl die Professorin oder der Professor (natürlich immer anwesend, manchmal auch mit einer kleinen Begrüßung am Start) der oder dem Studierenden bei der nächsten Unterrichtsstunde flüstern?

Hinzu kommt die „Buntheit“ des Programms. Denn bei Klassenabenden wird nur selten auf Programmdramaturgie im strengen Sinne Rücksicht genommen. So konnte ich auf dem Klassenabend neulich Werke von Rachmaninow, Bach, Beethoven, Mozart, Debussy, Skrjabin und Bartók hören.

Außerdem tut ihr etwas Gutes, wenn ihr Klassenabende besucht! Denn mit mehr Publikum wird auch die Simulation eines „richtigen“ Konzerts realistischer. Will sagen: Wenn nicht nur die Studierenden selbst im Saal sitzen, sondern auch Externe (wie du!), dann hilfst du quasi mit, die Atmosphäre noch mehr zu einer Konzert-Atmosphäre zu machen. Denn Klassenabende sind da, damit die Studierenden das, was sie erübt haben, unter realen Bedingungen testen können. Und das wird umso mehr zur (guten) Challenge, wenn auch du im Publikum sitzt.

Wie bekommst du heraus, wo welcher Klassenabend wann stattfindet? Geh einfach auf die Webseite der Musikhochschule in deiner Umgebung – und klicke auf „Veranstaltungen“.

Also, Leute, auf in die Klassenabende!

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Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.

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