Die Radiowoche vom 14.03.22–20.03.2022

Im Radio. Foto: Hufner
Im Radio. Foto: Hufner

Die Radiowoche vom 14.03.22–20.03.2022

Ein kleiner Blick in die Radiowoche 11. Die Übersicht zum Download als PDF. Alle Angaben ohne Gewähr.

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mo – 14.03.2022


19:30:00 | Ö1
Kuhn Fu Sextett und Craig Taborn Trio, Jazzfestival Saalfelden 2021

Zwei spannende Konzerte des letztjährigen Jazzfestivals Saalfelden stehen heute auf dem Programm: Der deutsche Gitarrist Christian Kühn erweiterte sein international besetztes, für seinen launigen Punk-Jazz bekanntes Quartett Kuhn Fu am 20. August 2021 um die Tenorsaxofonisten Tobias Delius und John Dikeman, durch die die Musik eine rauere, noch unberechenbarere Not verliehen bekam.

Im Gegensatz dazu choreografierte der US-amerikanische Pianist Craig Taborn am selben Abend im Trio mit Tomeka Reid (Violoncello) und Ches Smith (Schlagzeug, Vibrafon) überraschungsreiche, weitgehend frei improvisierte Soundscapes, einmal farbenreich und dicht, dann wieder die Gestalt schwebender Klangfelder annehmend. Christian Bakonyi präsentiert Ausschnitte aus diesen Konzerten, die mit zu den Höhepunkten des Jazzfestivals Saalfelden 2021 zählten.

19:30-20:00 | Deutschlandfunk Kultur
Das Parlament politisch aufmischen? Wie eine Bewegung in den USA Vorbild für Deutschland sein kann

Von Madeleine Hofmann. In den USA wollen junge Organisationen wie Brand New Congress die Politik partizipativer und diverser zu machen. In Deutschland gibt es bereits Nachahmer.

20:00 bis 22:30 | hr2-kultur
Sinfoniekonzert vom Maribor Festival 2021

Haben Sie schon mal was von Marij Kogoj gehört? Der slowenische Komponist war beim Eröffnungskonzert des Festivals Maribor zu erleben. Ihm gegenüber stellte das Sinfonieorchester des Slowenischen National-Theaters Maribor rhythmisch feurige Werke von Liszt, Kodály und Enescu.

Simon Trpceski, Klavier; Sinfonieorchester des Slowenischen Nationaltheaters Maribor; Leitung: Gabriel Bebeselea

Marij Kogoj (1892-1956): Bagatellen (für Orchester arrangiert von A. Srebotnjak) | Liszt: 2. Klavierkonzert A-Dur | Kodály: Tänze aus Galánta | Enescu: 1. Rumänische Rhapsodie A-Dur op. 11 (Aufnahme vom 16. September 2021 aus dem Großen Saal des Slowenischen Nationaltheaters Maribor)

Der Slowene Marij Kogoj war Schüler von Arnold Schönberg und Franz Schreker und wurde 1929 mit seiner Oper „Schwarze Masken“ bekannt. Vor allem für Klavier hat Kogoj komponiert. Darunter sind auch 22 „Bagatellen“, die sein Komponisten-Kollege Alojz Srebotnjak für Orchester bearbeitet hat. Expressionismus trifft bei Kogoj auf folkloristische Anklänge.

Die Folklore Ungarns und Rumäniens spielt wiederum eine wichtige Rolle im zweiten Klavierkonzert von Franz Liszt, in den „Tänzen aus Galánta“ von Zoltán Kodály und in George Enescus „Rumänischer Rhapsodie“. Das Programm war also wie gemacht für das Festival Maribor, das sich auf seiner Homepage nicht umsonst als „Wiege neuer Klänge, eine Landkarte unentdeckter Musiklandschaften“ bezeichnet – und als ein „Labor, in dem Originalität flammt und Kreativität geschliffen wird“.

23:03 – 24:00 | Ö1
Nicht nur Fragmente. Wolfgang Rihm wird 70 – Wolfgang Rihm zum Siebziger (2). Ein bruchstückhaftes Porträt

Unüberhörbar ist Wolfgang Rihms musikalische Stimme: Als „einer der fruchtbarsten und vielseitigsten Komponisten der Gegenwart“, so formulierte es 2003 die Ernst von Siemens Musikstiftung, als sie ihn zu ihrem Hauptpreisträger kürte, habe er „mit unerschöpflicher Phantasie, vitaler Schaffenslust und scharfer Selbstreflexion (…) ein an Facetten reiches Œuvre geschaffen“. Unüberhörbar sind auch die Echos, die er seit Jahrzehnten im Musikschrifttum hervorruft: Über keinen lebenden deutschsprachigen Komponisten dürfte so viel geforscht, so viel geschrieben worden sein wie über ihn – Tendenz steil ansteigend, mit hervorgerufen durch seinen aktuellen runden Geburtstag.

Unüberhörbar ist Wolfgang Rihms Schaffen jedoch auch rein durch dessen Umfang: Wer könnte in einem Werkkatalog mit Einträgen jenseits des halben Tausends sich Rechenschaft ablegen über auch nur jedes bedeutungsvolle, jedes „große“ Stück, die meisten Querverbindungen, die deutlichsten Verwandtschaften? Wie der Fotoschnappschuss kann da auch ein gleichsam gemaltes Porträt im Radio, für die knappe Stunde von „Zeit-Ton“, nur radikal unvollständig und fragmentarisch bleiben. Interessant freilich, dass das Wort „Fragment“ ohnehin durch Rihms Œuvre geistert: in Titeln, Untertiteln, literarischen Vorlagen.

„Uns muss es schütteln vor Energie, oder wir müssen lautlos sein vor Leere, dann sind wir Komponisten“, schrieb der junge Wolfgang Rihm mit Emphase. 1952 in Karlsruhe geboren, wurde der Schüler von Wolfgang Fortner, Karlheinz Stockhausen und Klaus Huber Anfang der 1970er-Jahre zum profiliertesten Vertreter einer jungen Generation, die gegen die Vorgaben der seriellen und postseriellen Schule aufbegehrte: „Für mich ist Kunst eine andere Form von Atmung, von Hingabe, von Erschrecken und Umarmung und Schönheit und Furcht, von Erhabenem und Niedrigem in unauflöslicher Mischung.“

In Misskredit geratenen Kategorien wie „Gefühl“ und „Innerlichkeit“ verhalf der ebenso wortgewaltige wie tatkräftige Rihm in der Folge wieder zu Bedeutung – mit einer intuitiv-emotional wirkenden Tonsprache und mit besonderer Rücksicht auch auf die ältere Musikgeschichte. Etikettierungen wie „Neue Ausdrucksmusik“ oder „Neoromantik“ tat er freilich stets ab.

Anders als etwa bei Pierre Boulez, in dessen Schaffen verschiedene Werkfassungen zu einem idealen/ausgereiften Ziel fortschritten, generieren bei Rihm ältere Werke und Werkteile nach wie vor immer wieder neue, gleichberechtigte „Zustände“, in denen Früheres partiell „überschrieben“ und in neue expressive Zusammenhänge verwoben wird.  Gestaltung: Walter Weidringer


di – 15.03.2022


00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Neue Musik: Sounding Cities – Wie klingt eine Stadt?

Von Michael Rebhahn. Klingende Abbilder urbaner Lebensräume sind eine Herausforderung für den musikalischen Zugriff: Klingen sie alle gleich – oder jede anders?

Die akustische Reichhaltigkeit und Vielschichtigkeit urbaner Räume bieten dem kreativen Zugriff zahllose Möglichkeiten. Die explizite künstlerische Auseinandersetzung mit dem Phänomen Stadt begann Anfang des 20. Jahrhunderts, als die Industrialisierung die Stadträume expandieren ließ. Zunächst war es vor allem das noch junge Medium Film, das seinen Blick auf die Stadt richtete; aber die Musik folgte bald, und bis heute findet das Abbilden bzw. Reflektieren ortsgebundener Klangsituationen immer wieder musikalische Umsetzungen. Zum Beispiel in Kompositionen von Heiner Goebbels, Michael Pisaro, Hildegard Westerkamp, Natasha Barrett und Rolf Riehm.

00:10 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Bayerische Komponisten

Nicolaus Richter de Vroe: Fünf Stücke (Korbinian Altenberger, Susanna Pietsch, Violine; Wen Xiao Zheng, Giovanni Menna, Viola; Jaka Stadler, Samuel Lutzker, Violoncello); Konstantia Gourzi: „Wind Dances“, op. 72 (Oksana Martyniuk, Akkordeon); Tom Sora: „frei sein“ (Johannes Öllinger, Martin Steuber, Sprechstimme, Gitarre); Eva Sindichakis: „Ambivalenz“ (Julia Rebekka Mai, Viola; Arno Waschk, Klavier); Alexander Strauch: Streichquartett Nr. 2 – „Linie und Block“ (Quartetto Maurice); Stephan Stiens: „Hallraum – Ins Offene“ (Guitar Company); Markus Schmitt: „echoi“ (Felix Seiffert, Violoncello; Stefan Schulzki, Klavier); Gloria Coates: Symphonie Nr. 14 (Münchener Kammerorchester: Christoph Poppen)

19:05 bis 20:00 | Deutschlandfunk Kultur
Zeitfragen: Nichts für Schöngeister – Die geheime Welt der Bestsellerlisten

Von Christian Blees. In der Verlagsbranche tobt ein gnadenloser Wettstreit: Damit sich ein Buch erfolgreich verkauft, sind Spitzenplätze in den Bestsellerlisten existenziell. Doch die orientieren sich nicht immer am Verkaufserfolg.

19:15 bis 20:00 | Deutschlandfunk
„Ihre Angst spielt hier keine Rolle“ – Wie Familiengerichte den Schutz von Frauen aushebeln

Von Marie von Kuck. Regie: Beatrix Ackers. Produktion: Deutschlandfunk/SWR/WDR 2022

Er klagt vor Gericht. Er verlangt das alleinige Sorgerecht. Wenn sie gehen wolle, müsse sie die Kinder bei ihm lassen. Sie beteuert, dass er gefährlich sei, dass sie Angst vor ihm hat – und Angst um ihre Kinder. Doch das Gericht glaubt ihr nicht und gibt ihm Recht.

Eine Ehe ist zum Albtraum geworden. Der Mann quält und misshandelt seine Frau. Mit den Jahren wird es immer schlimmer. Schließlich flieht die Frau mit den gemeinsamen Kindern. Jetzt fleht er sie an, zurückzukommen. Doch sie bleibt standhaft. Das Feature erzählt die Geschichten von Frauen zwischen Gewalttätern, Familiengerichten und Jugendamt. Von Frauen, die gefangen sind zwischen der Angst vor der Gewalt und der Angst um ihre Kinder.

21:05 bis 22:00 | Deutschlandfunk
Jazz Live: Temperament und Disziplin – Das Duo Angelika Niescier & Alexander Hawkins

Angelika Niescier, Altsaxofon; Alexander Hawkins, Piano; Aufnahme vom 18.10.2021 aus dem Stadtgarten, Köln

Am Mikrofon: Thomas Loewner. Die Kölner Saxofonistin Angelika Niescier und der Londoner Pianist Alexander Hawkins lernten sich vor einigen Jahren zufällig auf einem Festival kennen. Es funkte musikalisch: Aus der flüchtigen Begegnung wurde ein festes, aufregendes Duo, das 2021 seine Debütplatte veröffentlichte. Niescier und Hawkins haben eine Verwurzelung in der Jazztradition gemeinsam, begeistern sich aber auch für „klassische“ Jazzavantgardisten wie Ornette Coleman oder Cecil Taylor, und beide machen als Bandleader eine kompromisslose, oft energetische Musik mit viel improvisatorischem Freiraum. In ihrem Duo ist der Pianist neben der überbordend temperamentvollen Saxofonistin der ruhigere Part. Bei ihrem Konzert im Kölner Stadtgarten schlugen sie auf spannende Weise aus ihren musikalischen Überschneidungen und Gegensätzen Kapital.

22:03 bis 23:00 | Deutschlandfunk Kultur
Feature: Voice Versa – Zwei Sprachen, eine Story (18)

Autorinnen der Sendung: Jasmina Al-Qaisi, Tania Palamkote, Mithu Sanyal und Jacinta Nandi, Jurate Braginaite, Rana Rezaei und Sara Zarreh Hoshyari Khah, Laura Anh Thu Dang, Hiba Obaid und Lorin Celebi

Regie: die Autorinnen. Gastgeber: Dominik Djialeu. Produktion: Deutschlandfunk Kultur / Goethe-Institut 2022. Länge: 56’30. (Ursendung)

22:05 bis 23:00 | BR-KLASSIK
BR-KLASSIK – Horizonte: Zum 70. Geburtstag von Wolfgang Rihm

Wolfgang Rihm: Musik für Violine. Von Tianwa Yang und Thorsten Preuß. Er ist eine Institution: ein kreativer Vulkan, ein sprachmächtiger Intellektueller und ganz sicher der einflussreichste deutsche Komponist der Gegenwart: Wolfgang Rihm. Sein Werk und seine Persönlichkeit strahlen weit über die Musikszene hinaus, das Bundesverdienstkreuz hat er mehrfach bekommen, Grawemeyer Award und Siemens Musikpreis sowieso, und kürzlich hat sich sogar Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann als Rihm-Fan geoutet. Am 13. März wird Wolfgang Rihm 70 Jahre alt, und seine Produktivität ist ungebrochen. Er komponiert mit einer Selbstverständlichkeit, mit der andere atmen, sein Werk ist schier unüberschaubar, mal labyrinthisch, mal expressiv, immer subjektiv. Eine, die dieses Werk sehr gut kennt, ist die Geigerin Tianwa Yang, die einst in Rihms Heimatstadt Karlsruhe studierte und heute an der Würzburger Musikhochschule lehrt. Intensiv hat sie in den letzten Jahren mit Rihm zusammengearbeitet und seine gesamte Violinmusik auf CD eingespielt, von der ruppigen Miniatur „Hekton“ des 20-jährigen Feuerkopfs bis zum gesanglichen und farbenreichen Orchesterwerk „Gedicht des Malers“ von 2014. So spiegelt sich in Rihms Violinwerken seine gesamte künstlerische Entwicklung. In der Reihe „Faszination Neue Musik“ gibt Tianwa Yang einen Überblick über seine Kompositionen für Geige und stellt dann ihr Lieblingsstück „Phantom und Eskapade“ genauer vor.I

23:03 – 24:00 | Ö1
Junge Menschen kreieren Neue Musik – Mach doch einfach was du willst! Junge Musik bei Wien Modern 2021

Das mittlerweile schon traditionelle Konzert der Jungen Musik bei Wien Modern ist eine Zusammenarbeit der Musikschulen Wien und der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM). Cordula Boesze hat sich, zusammen mit zahlreichen Musiklehrerinnen und Musiklehrern, zum Ziel gesetzt, jungen Menschen zeitgenössische Musik zu vermitteln. Dass der Wunsch in Erfüllung geht, merkt man den begeistert und mit vollem Engagement spielenden Schüler/innen an. 2021 war es uns allen leider nicht möglich, ihr Konzert live im Konzertsaal zu erleben. Doch Kameras und Mikrophone waren als Publikum dabei und „Zeit-Ton“ dient seinerseits als Vermittler und bringt Ihnen das Konzerterlebnis nun zum Nachhören ins Wohnzimmer – oder an anderen Ort. Das Besondere an der Jungen Musik ist u.a., dass die Schüler/innen zum Teil selbst dazu angeregt werden, Konzepte zu entwickeln und regelmäßig mit Komponierenden zusammen arbeiten können.

„Das Motto von Wien Modern 2021, ‘Mach doch einfach, was du willst’, ist eine großartige Möglichkeit für die jungen Musikerinnen und Musiker, nach so langer Zeit des verordneten musikalischen Schweigen-Müssens so richtig zu zeigen, was in ihnen steckt“, schreibt Cordula Boesze im Pressetext. Dramaturgisch und organisatorisch stand ihr diesmal Holger Busch zur Seite.  Gestaltung: Nina Polaschegg


mi – 16.03.2022


00:10 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Fränkische Komponisten

Andreas Dohmen: „Porträts und Wiederholungen“ (Neue Vocalsolisten Stuttgart: Manfred Schreier); Robert HP Platz: „Wunderblock II“, Kiefer (Hugo Miguel Dores de Queirós, Bassklarinette; Spela Mastnak, Schlagzeug); Klaus Ospald: „Quintett von den entlegenen Feldern“ (Ensemble Experimental: Peter Tilling); Rainer Pezolt: Sechs Stücke (Schlagzeugensemble des Hermann-Zilcher-Konservatoriums Würzburg: Bernd Kremling); Jürgen Schmitt: „Expectation part III“ (Renate Schmitt, Joachim Lickelmann, Jürgen Schmitt, Flöte; Bernhard Huber, Bruno Mennegozzi, Violoncello; Helmut Schmitt, Klavier; Armin Fuchs, Baß-Synthesizer; Hermann Beyer, Leitung); Rainer Rubbert: Concertino (Ulrich Krieger, Saxofon; Universal Ensemble Berlin: Gerald Humel)

21:05 bis 22:00 | SWR 2
SWR2 NOWJazz: Vielschichtige Saitengeflechte – Der Gitarrist Ralph Towner solo beim Jazzfestival Esslingen 2021

Von Günther Huesmann. Als Gründungsmitglied der legendären World-Jazz-Band Oregon hat Ralph Towner Jazzgeschichte geschrieben. Aber auch in instrumentaler Hinsicht ist er ein Pionier. Sein Markenzeichen: Er spielt die klassische Konzertgitarre gleichsam pianistisch. „Die Gitarre“, so Towner, „beeinflusste das Klavier und umgekehrt. Ich behandle die Gitarre wie ein Tasteninstrument und habe das Empfinden, dass ich darauf ebenso mit beiden Händen spiele wie auf dem Klavier.“ Beim Jazzfestival in Esslingen feierte Ralph Towner einer Sternstunde seiner Solo-Kunst.

23:03 – 24:00 | Ö1
Rückblick, Vorschau und aktuelle Veröffentlichungen – Zeit-Ton Magazin

Jeden Mittwoch präsentieren wir Ihnen ausgesuchte Veranstaltungstipps für die kommenden sieben Tage und die spannendsten Neuveröffentlichungen. Gestaltung: Astrid Schwarz


do – 17.03.2022


00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Neue Musik

Jörg Mainka: „Frédéric“ Nacherzählung für vier Woodblocks, Klavier und Ensemble (1986 – Rainer R. Lorenz, Klavier; Ein Kammerensemble; Leitung: Kunishiro Ochi / „Gefrorene Erinnerungen“ für vier Gitarren (2019) – Aleph Gitarrenquartett / „Cloud-Castle (mit 5 Saiten)“ (2019) – Sächsische Bläserphilharmonie. Leitung: David Timm

00:10 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Bayerische Komponisten

Peter Jona Korn: Sonate, op. 6 (Jan Polsak, Violoncello; Barbara Korn, Klavier); Wolfgang Lackerschmid: „Steinklang“ (Sebastian Hausl, Steinharfe; Susan Aboul-Hana, Gramorimba; Tobias Niederreiner, Steingong); Rudolf Mors: Klavierkonzert (Volker Banfield, Klavier; Philharmonisches Orchester Bielefeld: Rainer Koch); Arthur Piechler: Bläserquintett, op. 58 (Roseau-Quintett)

20:04 bis 22:00 | WDR 3
WDR 3 Konzert: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Konzertante Lesung mit Texten von Paul Celan und Musik von Erwin Schulhoff, Viktor Ullmann und Mordechaj Gebirtig.

Ein intensives Miteinander von Wort und Musik im großen Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“: Thema des Abends, der im WDR Funkhaus stattgefunden hat, ist die Wiederbegegnung von Ilana Shmueli und Paul Celan und der vergebliche Versuch des verzweifelten Dichters, in Israel eine neue Heimat für sich zu finden. Gemeinsam mit seiner Herzensfreundin Ilana Shmueli durchstreifte er 1969 tagelang Jerusalem, brach seinen Aufenthalt aber vorzeitig ab, weil er erkannte: Das Land brauchte Menschen, die beim Aufbau halfen; zu solchen physischen Anstrengungen sah er sich jedoch nicht mehr in der Lage. Nur wenig später nahm sich Paul Celan das Leben. Begleitet werden die Lesungen durch Musik von Erwin Schulhoff, Viktor Ullmann und Mordechaj Gebirtig – alle drei jüdischen Komponisten sind von den Nationalsozialisten ermordet worden.

Erwin Schulhoff: Violoncellosonate, op. 17 | Viktor Ullmann: 3 jiddische Lieder, op. 53 / 2 Lieder, arrangiert für Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier | Mordechai Gebirtig: Jankele / Di sun is fargangen / Doss lidl fun goldem land / Kinder-jorn | Paul Celan: Jerusalem-Gedichte / Briefwechsel mit Ilana Shmueli. Katharina Palm und Britta Shulamit Jakobi, Sprecherinnen; Hanno Dinger und Robert Levin, Sprecher; Solisten des Yachad Chamber Orchestra, Klavier und Leitung: Roman Salyutov. Aufnahme aus dem Kölner Funkhaus

21:05 bis 22:00 | SWR 2
SWR2 JetztMusik: ECLAT 2022 – Zurück in der Zukunft

Kompositionen von Dariya Maminova, Eivind Buene, Oxana Omelchuk, Milica Djordjevic und Gordon Kampe. Hannah Weirich (Violine / E-Violine), Ulrich Löffler (Analoge Keyboard)

Neue Formen zwischen analogem und digitalem Wahrnehmen: Nach einem experimentellen Online-Festival 2021 legt ECLAT in diesem Jahr nach und verbindet das Publikum vor Ort mit Online-Zuschauern aus allen Kontinenten und Zeitzonen. Zu den vier Bühnen im Stuttgarter Theaterhaus, die das Festival mit Kammer- und Orchesterkonzerten, Installationen, szenischen Aktionen und Musiktheater bespielt, kommt eine fünfte, virtuelle Bühne.

21:05 bis 22:00 | Deutschlandfunk
JazzFacts: Storytelling & Telling Stories – Legenden-Bildung im Jazz

Von Karsten Mützelfeldt. „Eine Geschichte erzählen“ – das ist nicht nur eine Grundforderung an ein Jazz-Solo. Zahllose Stories, Mythen und Legenden spinnen sich um die ganze Musikform. Das beginnt schon mit ihrer „Erfindung“ und der Herkunft ihres Namens. Heldengeschichtsschreibung und Legendenbildung sind im Jazz genauso verbreitet wie das Bild vom gescheiterten Künstler und der unheilvollen Liaison der Musik mit Alkohol und Drogen. Zum Mythos des Jazz gehören große Worte wie „Individualität“, „Freiheit“ oder „Utopie“. Ideologische und ästhetische Überhöhung sind dabei auch Reaktionen einer sich stets bedroht fühlenden Minderheitenkultur. Eine Sendung über Dichtung und Wahrheit im Jazz mit Musik und Geschichten von Jelly Roll Morton, Bix Beiderbecke, Charlie Parker, Miles Davis, Sonny Rollins u.v.a.

21:30 bis 22:30 | hr2-kultur
Übergangen – vergessen: Frauen bei den Darmstädter Ferienkursen

Eine Sendung von Juana Zimmermann. Die 1946 gegründeten Internationalen Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt galten lange Zeit als reines Männer-Treffen. Doch Fotos der frühesten Kurse zeigen Frauen, die diskutieren, interpretieren, unterrichten. Wer waren sie?

Gemeinhin galt und gilt, dass frische Klänge und neue Musikstrukturen in den 1950er und 1960er Jahren vornehmlich Männer gefunden, gestaltet und diskutiert hätten. Und besonders bei den 1946 ins Leben gerufenen Darmstädter Ferienkursen, dem bald wichtigsten Treff- und Brennpunkt der Neuen-Musik-Szene, sei dies der Fall gewesen. Das aber stimmt so nicht, wenngleich die Zahl der aufgeführten Werke von Komponistinnen unbestreitbar klein ist. Weiten wir unseren Blick auf das ganze Kursgeschehen in diesen Jahrzehnten und danach, werden sie sichtbar: die Interpretinnen, Dozentinnen, Autorinnen, Wissenschaftlerinnen, Fotografinnen, Nachlassverwalterinnen und zahlreichen Teilnehmerinnen. Die Sendung begibt sich auf Spurensuche nach Protagonistinnen in Darmstadt: von der Gründung bis heute.

22:05 bis 23:00 | BR-KLASSIK
Horizonte: Konzert der musica viva

Ilya Gringolts, Violine; Lawrence Power, Viola; Nicolas Altstaedt, Violoncello / Wolfgang Rihm: Musik für drei Streicher. Aufnahme vom 9. März 2022 im Herkulessaal der Münchner Residenz

„Musik für drei Streicher“: Hinter dem bescheidenen Titel dieses abendfüllenden Trios verbirgt sich eine zutiefst unbescheidene Musik. Auftrumpfend, zerklüftet, zerbrechlich, wütend und zugleich beseelt von der Sehnsucht nach Gesang. Wolfgang Rihm hat mit diesem Werk im Jahr 1977 mehr als nur angedeutet, wohin ihn seine Reise führen sollte. Dem ersten Satz stellt der damals 25-jährige einen Gedanken voran, der in seiner Grundsätzlichkeit für sein Gesamtwerk gilt: „Mein Plädoyer geht für eine undurchschaubare, klare, verwirrte und leidenschaftliche Musik, eine präzise und erstaunte, wie es menschliche Existenz ist.“ Auf dieses Abenteuer lassen sich beim Jubiläumskonzert drei außergewöhnliche Solisten ein. Dem großformatigen Trio widmen sich Ilya Gringolts, Lawrence Power und Nicolas Altstaedt, verbunden durch die Liebe zur Kammermusik und die Begeisterung für dieses frühe Werk von Wolfgang Rihm.

23:03 – 24:00 | Ö1
Felix Blume. Wanderer zwischen den Welten. – Felix Blume im Zeit-Ton Portrait

Mit seinen vielgestaltigen Stücken und Installationen lädt Felix Blume zu einem aufmerksamen Hören ein. Als Basismaterial dienen ihm dabei Field Recordings, die er auf seinen Reisen rund um die Welt sammelt. Dabei verlässt er gerne die ausgetretenen Pfade, begibt sich in Grenzbereiche und oftmals bindet er die lokale Bevölkerung in seine künstlerischen Gestaltungsprozesse mit ein. Wer zuhört, der schenkt dem Anderen, seiner Umgebung Beachtung, so Blume in einem Interview für die Zeitschrift für Ästhetik und Kunsttheorie Laocoonte. „Hier geht es auch darum gehört zu werden und ich glaube, dass ein nicht-gehört-werden-können in vielen (tierischen und menschlichen) Realitäten zum Verschwinden führen kann.“ Bevor wir uns im Zeit-Ton extended am kommenden Sonntag mit Felix Blume an den Rand des Amazonas begeben, in eine Zone, in der die menschliche Zivilisation in das Reich der Natur übergeht, hören Sie im heutigen Zeit-Ton ein Portrait über das facettenreiche Werk dieses Wanderers zwischen den Welten.

Felix Blume ist Shape Artist 2021. Shape ist die Plattform für spannende neue Projekte aus dem Bereich der Musik und audiovisuellen Kunst des Festivalnetzwerkes ICAS der International Cities of Advanced Sound, die Ende 2014 von 16 der europäischen ICAS Festivals gegründet wurde, zu ihnen zählt auch das ORF musikprotokoll im steirischen herbst. Sie wird durch das Programm „Kreatives Europa“ der Europäischen Union gefördert. Gestaltung: Susanna Niedermayr


fr – 18.03.2022


00:10 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Fränkische Komponisten

Tobias Giesen: Streichquartett – „ … denkt er an Schumann …“ (Hába Quartett); Joachim F.W. Schneider: „Goldberg“ (Jürgen Ruck, Petri Kumela, Gitarre); Christof Johannes Weiß: „Gespräch unter Freunden“ (Iris Trio); Horst Lohse: „Die Sirenen noch im Ohr …“ (Wilfried Krüger, Horn); Volker Blumenthaler: „et homo factus est – Hommage à Josquin Desprez“ (Ensemble Phorminx); Katrin Klose: „Accord – Hommage à Grisey“ (Tiroler Kammerorchester InnStrumenti: Gerhard Sammer)

14:05:00 | Ö1
Das Tingvall Trio beim Festival JazzBaltica 2017

Das Tingvall Trio mit Homebase in Hamburg besteht aus dem schwedischen Pianisten Martin Tingvall, dem kubanischen Kontrabassisten Omar Rodriguez Calvo und dem deutschen Schlagzeuger Jürgen Spiegel. Auf dem Spielplan stehen Kompositionen des Bandleaders Martin Tingvall, Kompositionen, in denen die Atmosphäre der Abgeschiedenheit seines Heimatorts Snårestad im südschwedischen Ystad mitzuschwingen scheint. Das Trio spielt mit einer für den skandinavischen Jazz typischen Affinität zur Melodie, als eines der Vorbilder möge das Esbjörn Svensson Trio angeführt sein. Doch durch das lateinamerikanisch geprägte Spiel von Omar Rodriguez Calvo und Jürgen Spiegels Nähe zu europäischer Rockmusik findet die Band durchaus zu eigenem Profil. Am 25. Juni 2017 bot das Tingvall Trio beim norddeutschen JazzBaltica-Festival auf dem Gelände der Evers-Werft in Timmendorfer Strand-Niendorf ein facettenreiches und spannendes Konzert.

19:05 bis 20:00 | BR-KLASSIK
Beflügelt vom Original – Wie Nachbauten historischer Tasteninstrumente klingen

Als weltweit ältester und einzig original erhaltener Hammerflügel gilt der „Cristofori“ im Leipziger Grassi-Museum für Musikinstrumente von 1726. Für die Instrumentenkunde von unschätzbarem Wert, verkörpert das Prunkstück der Ausstellung zugleich ein Dilemma – denn jede Bespielung schadet aus konservatorischer Sicht. Was aber nützt es, Instrumente zu konservieren, ohne deren klangliche Dimension erfahrbar zu machen? Kerstin Schwarz hat den Cristofori in alter Handwerkstechnik nachgebaut. Lange Jahre tourte sie von Florenz aus mit diesem Instrument (und später mit einer Silbermann-Kopie) durch Europa, als Dienstleisterin weltberühmter Pianisten in Sachen authentischer Klang. Sogar ein eigenes Label entstand. Jetzt lebt sie wieder in Zerbst (Sachsen-Anhalt) und gibt exklusiven Einblick in ihre Werkstatt und Arbeit. Die Sendung erzählt, wie heute in der Instrumentenkunde versucht wird, mit filigran erstellten Nachbauten, den „echten“ Klang neu zu erschaffen. Kontrastiert wird dieses an alter Handwerkstechnik orientierte Verfahren immer mehr auch durch elaborierte Methoden, den Klang digital zu bilden. Griffen früher diese Verfahren auf das Sampling einzelner „originaler“ Töne zurück, wird heute das Klangverhalten von Instrumenten durch computergestützte Berechnung live hörbar gemacht. Beim „physical modelling“ entstehen die Töne komplett wissenschaftlich – ein „Blüthner“ konnte so schon virtuell so echt klingend erstellt werden, dass die Leipziger Klavierbaufirma das Verfahren autorisiert hat. Eine Sendung von Tobias Barth

20:05 bis 21:00 | Deutschlandfunk
Das Feature: Weidwerk – Portrait einer Jägerin

Von Rilo Chmielorz. Regie: die Autorin. Produktion: SWR/Deutschlandfunk 2020. Beim Schießen kommen die Glückshormone. Beim Ausweiden kommen sie noch stärker. Mit 55 Jahren hat sie den Jagdschein gemacht. Um sich selbst als Teil der Natur zu begreifen. „Der Mensch ist ein Tier unter Tieren. Leben ist Töten.“ Das ist die Überzeugung der niederländischen Autorin Pauline de Bok, die seit 20 Jahren irgendwo im Niemandsland des deutschen Ostens lebt. „In meinem Leben ging es immer um die Frage nach unserer Vergänglichkeit und unserer Natur. Als Jägerin bekomme ich auf eine neue Weise Zugang zu dieser Frage, sehr physisch, unausweichlich; wer sind wir, sie und ich?”

22:05 bis 22:50 | Deutschlandfunk
Milestones – Jazzklassiker: Flinke Finger – Das Schaffen und Leben des außergewöhnlichen Gitarristen Pat Martino

Am Mikrofon: Karsten Mützelfeldt. Der im November 2021 verstorbene Pat Martino gehörte mit seiner profunden Technik, aber auch seiner harmonischen Raffinesse zu den meistbewunderten Gitarristen des modernen Jazz. Typisch für ihn waren lange Improvisationslinien, in denen er jeden einzelnen Ton im Staccato anschlug. Ein Schicksalsschlag, bei dem ihm 1980 zwei Notoperationen das Leben retteten, bescherte ihm auch in Medizinerkreisen Aufmerksamkeit: Als Folge eines Aneurysmas verlor er fast sein komplettes Gedächtnis und kehrte dennoch nach verblüffend kurzer Zeit auf die Bühne zurück. Darüber erzählt er u.a. in einem Interview. Außerdem sind einige Höhepunkte seiner Diskografie zu hören, darunter das zum Klassiker gewordene „El Hombre“ (1967), das Album „All Sides Now“ (1997), auf dem sich Pat Martino mit anderen Gitarristen unterschiedlichster stilistischer Couleur (von Les Paul über Mike Stern und Tuck Andress bis zu Joe Satriani) präsentierte, und der fulminante Club-Mitschnitt „Live at Yoshi’s“ (2001).

23:00 bis 00:00 | rbbKultur
Musik der Kontinente: Das Trickster Orchestra

Gibt es eine universelle Musiksprache? Nein, sagen neuere Untersuchungen: Das Verständnis von Musik und die Gefühle, die damit transportiert werden, sind vom kulturellen Kontext abhängig. Die kolonial verwurzelte Hegemonie westlicher Musikstile hat in Zeiten der Globalisierung bis heute Spuren hinterlassen. Oft ist das Ergebnis „Ethnokitsch“, Musik, die unter der Oberfläche einer exotistischen Zuschreibung letztlich den Regeln westlicher Musikästhetik folgt. Das in Berlin ansässige Trickster Orchester spielt engagiert gegen solche Klischees und versucht, aus den verschiedenen Traditionen der Musikkulturen aus verschiedenen Regionen der Welt und aus unterschiedlichen Stilen etwas radikal Neues zu entwickeln. Die Ergebnisse ergeben eine pluralistische Musik, die Individualität zulässt.

23:03 – 24:00 | Ö1
Julius Eastman: Four Pianos (1978-1979) – Das belgische Label Sub Rosa präsentiert: Three Extended Pieces For Four Pianos von Julius Eastman

Julius Eastman (1940-1990) war ein afroamerikanischer Komponist, Pianist, Sänger und Tänzer, zudem eine bekannte Figur der New Yorker Avantgarde Musikszene der 1970er und 1980er Jahre und Teil der experimentellen Popszene mit Musiker/innen wie Arthur Russell und Glenn Branca, er sang auch für Peter Maxwell Davies und Meredith Monk. Eastman, der in Armut, Drogen- und Alkoholmissbrauch versank, starb 1990 anonym. Viele seiner Partituren sind verlorengegangen. Erst in den letzten Jahren haben Freund/innen und Wissenschaftler/innen begonnen, Licht in Eastmans Musik und die verschwommenen Details seiner letzten unruhigen Jahre zu bringen, – und eine neuere Generation von Musiker/innen hat seinem Werk einen neuen Glanz verliehen.

In seiner explosiven Karriere zog Eastman von der Anerkennung durch Kritiker/innen zu hitzigen Kontroversen und von Erfolg zu Obdachlosigkeit. Als Komponist in den 1970er Jahren stolz schwul zu sein, war schon mutig genug, schwarz und schwul zu sein, war es noch viel mehr. Aber genau dieses Selbstbewusstsein – sein politisches Engagement gegen Rassismus und Homophobie – ermöglichte es Eastman, Musik zu schreiben, die herausfordernd, schelmisch, respektlos und ekstatisch war. Heute ist er für viele ein Visionär, auch wenn sein Festhalten an rassistischen Bezeichnungen in seinen Titeln immer noch für Unmut sorgt.

Eastmans Musik – sein wellenförmiger und repetitiver Stil – folgte, wie er es nannte, einem „organischen“ Prinzip. Jeder neue Abschnitt eines Werkes sollte alle Informationen der vorangegangenen Abschnitte enthalten, auch wenn manchmal „die Informationen schrittweise und nach logischen Prozessen folgend ausgelassen werden können“. Dieses Prinzip findet sich in den von 1978-1979 entstandenen drei Werken für vier Klaviere realisiert: „Crazy Nigger“, „Evil Nigger“ und „Gay Guerilla“ bilden ein Trio von Stücken, die einen Höhepunkt in Julius Eastmans Kompositionen markieren. In „Gay Guerilla” verwendet er Martin Luthers Hymne „Ein feste Burg ist unser Gott“; kraftstrotzend, um in zweifacher Hinsicht für eine gemeinsame Sache zu kämpfen.

Das belgische Label Sub Rosa veröffentlichte vor Kurzem „Three Extended Pieces For Four Pianos“, eine Liveaufnahme vom 28. September 2019 beim Festival Musica in Strasbourg vier großartigen Pianist/innen, die im klassischen und zeitgenössischen Repertoire gleichermaßen zu Hause sind: Melaine Dalibert, Stéphane Ginsburgh, Nicolas Horvath und Wilhem Latchoumia interpretieren Eastmans mitreißende Trilogie mit ihren glühenden Titeln: „Crazy Nigger“, „Evil Nigger“ und „Gay Guerilla“.

Die US-amerikanische Komponistin Mary Jane Leach schreibt in den Liner Notes: „Obwohl die Titel der drei Werke für vier Klaviere provokativ und kontrovers sind, die Musik ist es nicht, und sie sicherten Eastmans Ruf als aufregender und unverzichtbarer Komponist.“  Gestaltung: Marlene Schnedl


sa – 19.03.2022


00:05 bis 03:00 | Deutschlandfunk Kultur
Lange Nacht: Aus den Trümmern zu den Sternen – Eine Lange Nacht über elektronische Musik aus Deutschland

Von Steffen Irlinger und Tom Noga. Regie: die Autoren. Kraftwerk und Tangerine Dream, Can und Neu! – so unterschiedlich die Musik dieser bedeutenden deutschen Bands auch sein mag, einige Merkmale haben sie dennoch gemeinsam: Sie vereint eine unbedingte Zukunftsorientierung, die Abwendung von angloamerikanischen Musiktraditionen und die Suche nach einer eigenen Formensprache. Und vor allem die bevorzugte Verwendung neuer elektronischer Instrumente. Sie und die anderen deutschen Elektronikpioniere der frühen 1970er-Jahre haben sich damit für alle Zeiten als revolutionäre Kraftquelle in die moderne Popgeschichte eingeschrieben. Die deutsche Elektronik hat nicht nur Zeitgenossen wie Brian Eno und David Bowie inspiriert, sondern wirkt in vielen kleinen und großen Wellen bis heute nach. Techno, Hip-Hop, Synthiepop oder Ambient. Es tauchen immer wieder neue Bands auf, die sich explizit auf das musikalische oder ideelle Erbe von Kraftwerk und Co. berufen. Ein Rückblick auf eine besondere Zeit mit dem Fokus auf die Städte Düsseldorf und Berlin.

01:05 bis 06:00 | Deutschlandfunk
Deutschlandfunk Radionacht: Jazz – Neues und Klassiker aus dem Jazz

  • Der Weltensammler: Don Cherry und die Organic Music Societies
  • Ein Kontrabass auf Reisen: Renaud Garcia-Fons’ neue Oktett-CD „Le Souffle des Cordes“
  • Cello-Welten: Mit Vincent Courtois, David Darling, Erik Friedlander, Dave Holland, Anja Lechner, Okkyung Lee, Tomeka Reid, Ernst Reijseger, Vincent Segal, Abdul Wadud u.a.

Am Mikrofon: Karl Lippegaus.1963 erlebte die schwedische Textilkünstlerin Moki Karlsson einen Clubauftritt des amerikanischen Trompeters Don Cherry (1936-1995) mit dem Sonny Rollins Quartett und war fasziniert. Don und Moki Cherry begannen eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft. „Organic Music“ nannten die Cherrys ihre vielfältigen musikalischen Aktivitäten. Sie propagierten Kollektivismus und erfanden eigene Formen der Musikpädagogik, sie waren Teil der Gegenkultur und erprobten neue Formen des Zusammenlebens und Musizierens in einem alten Schulhaus im ländlichen Schweden. Das Doppelalbum „Organic Music“ zeigt das Patchwork ihrer Talente. Für das Meisterwerk „Relativity Suite“ und andere Alben Cherrys entwarf seine Frau Moki die handgemachten Plattencovers aus Stoffen, die ebenso bunt und eklektisch leuchteten wie Dons visionäre Musik. Ein Rückblick auf die Anfänge dessen, was bald „World-Music“ genannt wurde.

09:05 bis 10:00 | SR2 KulturRadio
FeatureZeit: Bischöfe im Nebel: Abgründe der katholischen Aufarbeitung

Von Gaby Mayr. Der Pfarrer begeht seit Jahrzehnten sexuelle Übergriffe an jungen und abhängigen Männern, immer knapp unterhalb der Grenze zur Strafbarkeit. Die Verantwortlichen im Bistum wissen Bescheid, aber auch der derzeitige Bischof scheut den Konflikt und schweigt. Vor dem Hintergrund der aktuellen Gutachten zu sexualisierter Gewalt und der Diskussion über eine Neuausrichtung der Sexualmoral in der Katholischen Kirche, zeigt das Feature von Gaby Mayr, wie die Mechanismen im Hintergrund funktionieren und dass es ein langer Weg bis zu echten Veränderungen wird.

12:05 bis 13:00 | Bayern 2
Zeit für Bayern: Wald, Wildnis, Wandel – Die Zukunft der Landschaft

Wald im Wandel – Die Zukunft eines Mythos. Von Chris Baumann. Der Wald soll vieles zugleich sein: Holzlieferant, Erholungsgebiet, Hochwertiger Lebensraum, Regulator für Oberflächenwasser und natürlich CO2-Speicher und damit Klimaverbesserer. Dabei macht ihm bekanntlich der Klimawandel zu schaffen. Chris Baumann befasst sich in seinem Zeit-für-Bayern-Feature mit neuen Erkenntnissen zum Ökosystem Wald. Er zeigt, wie zukunftsträchtig in vielerlei Hinsicht biologische Waldbewirtschaftung sein kann, dass Wiederaufforstung großer Flächen hierzulande nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss ist und warum Bayerische Firmen stattdessen große Waldflächen für Afrika stiften.

Ruf nach Wildnis – Funktioniert völlig unberührte Natur in Mitteleuropa? Von Doris Bimmer. Biber, Luchs, Wolf oder Bär – die Wiederansiedlung fast ausgerotteter Arten in Mitteleuropa reicht vielen Naturschützern längst nicht mehr. Der Ruf nach „echter Wildnis“ wird immer lauter. Zu diesem Zweck sollen ganze Landschaften sich selbst überlassen werden. Gleichzeitig aber war der Erholungsdruck auf „die Natur“ durch die zunehmend verstädterte Gesellschaft nie größer. Die Schere zwischen Wunsch und Wirklichkeit klafft hier weit auseinander, denn weder Biber noch Wolf sind willkommene Zuzügler.

Ist der Wunsch nach völlig unberührter Natur in Bayern überhaupt noch realistisch? Welche Aufgaben wären auf dem Weg dorthin zu bewältigen, welche Kompromisse auf diesem Weg zu akzeptieren? Doris Bimmer fragt in dieser Ausgabe der „Zeit für Bayern“, ob der moderne Europäer und sein Lebensumfeld überhaupt noch gemacht sind für die sogenannte Wildnis.

14:00 bis 15:00 | rbbKultur
Feature: Der nächste Krieg wird anders – Geschichten aus der israelisch-iranischen Gefahrenzone

Von Ruth Kinet. Sprecher*innen: Aylin Esener, Roman Kanonik, Bernd Moss, Toni Jessen, Nina Weniger, Inka Löwendorf, Alexander Ebeert und Ulrich Hoppe

Regie: Giuseppe Maio; Ton: Bernd Bechthold; Schnitt: Venke Decker; Regieassistenz: Marie Lilli Beckmann; Produktion: rbb 2020

Kishorit liegt im Norden Israels. In dem idyllisch gelegenen Kibbuz, 16 Kilometer von der libanesischen Grenze entfernt, betreiben rund 250 Juden, Araber und Drusen ökologische Landwirtschaft und eine preisgekrönte Hundezucht. Israelische Sicherheits- und Militär-Experten fürchten allerdings, dass es dort bald vorbei sein könnte mit der Idylle. Die Verbündeten des Iran im Libanon und Syrien könnten die israelische Armee in einen Krieg zwingen. Jetzt müssen die Kibbuzniks von Kishorit Bunker bauen. Aber gegen die Angst hilft kein Stahlbeton.

140 Kilometer weiter südlich lebt die Sängerin und Komponistin Maureen Nehedar. Sie wurde 1976 in Isfahan geboren. Zu Beginn der islamischen Revolution 1978 wanderte ihre Familie nach Jerusalem aus.

Als Maureen 2014 ihr erstes Album mit iranisch-jüdischen Liedern veröffentlichte, flogen ihr die Herzen des Publikums sofort zu. Mit ihrer Musik bringt sie die Menschen in Iran und Israel einander näher. Über 2.000 Kilometer Entfernung und die Hass-Propaganda hinweg.

14:05 bis 15:00 | BR-KLASSIK
Beflügelt vom Original – Wie Nachbauten historischer Tasteninstrumente klingen

Als weltweit ältester und einzig original erhaltener Hammerflügel gilt der „Cristofori“ im Leipziger Grassi-Museum für Musikinstrumente von 1726. Für die Instrumentenkunde von unschätzbarem Wert, verkörpert das Prunkstück der Ausstellung zugleich ein Dilemma – denn jede Bespielung schadet aus konservatorischer Sicht. Was aber nützt es, Instrumente zu konservieren, ohne deren klangliche Dimension erfahrbar zu machen? Kerstin Schwarz hat den Cristofori in alter Handwerkstechnik nachgebaut. Lange Jahre tourte sie von Florenz aus mit diesem Instrument (und später mit einer Silbermann-Kopie) durch Europa, als Dienstleisterin weltberühmter Pianisten in Sachen authentischer Klang. Sogar ein eigenes Label entstand. Jetzt lebt sie wieder in Zerbst (Sachsen-Anhalt) und gibt exklusiven Einblick in ihre Werkstatt und Arbeit. Die Sendung erzählt, wie heute in der Instrumentenkunde versucht wird, mit filigran erstellten Nachbauten, den „echten“ Klang neu zu erschaffen. Kontrastiert wird dieses an alter Handwerkstechnik orientierte Verfahren immer mehr auch durch elaborierte Methoden, den Klang digital zu bilden. Griffen früher diese Verfahren auf das Sampling einzelner „originaler“ Töne zurück, wird heute das Klangverhalten von Instrumenten durch computergestützte Berechnung live hörbar gemacht. Beim „physical modelling“ entstehen die Töne komplett wissenschaftlich – ein „Blüthner“ konnte so schon virtuell so echt klingend erstellt werden, dass die Leipziger Klavierbaufirma das Verfahren autorisiert hat. Eine Sendung von Tobias Barth

18:05 bis 19:00 | Deutschlandfunk Kultur
Feature: Während meine Kunden schlafen …

Von Regina Burach. Regie: die Autorin; Mit: Eva Gutierrez, Sonia Jaeger, Daniel Schöberl, Kyle Wilson. Produktion: SWR 2021. Länge: 54’16

Arbeiten, wo andere Urlaub machen. Das war auch vor Corona für viele ein Traum. Über einen Zeitraum von anderthalb Jahren haben vier digitale Nomadinnen und Nomaden der Autorin Einblicke in ihr Leben gewährt.

Morgens um acht, an einer tropischen Küste. Papageienrufe wecken dich und du hörst vom Bett aus das Meer. Hier ist dein Arbeitsplatz, dein Laptop. Und bald ziehst du weiter, nach Malaysia, oder lieber Kolumbien, mal sehen. Ein Traum? Für digitale Nomadinnen und Nomaden ist weltweite Ortsunabhängigkeit Realität. Sie arbeiten als freie Webdesignerinnen, Online-Marketer, Texterinnen, Fotografen, Bloggerinnen. Und als Corona kam, sind sie gestrandet. Regina Burbach war per Skype und Voice Memos mit vier digital arbeitenden Dauerreisenden über Zeitzonen und Kontinente hinweg verbunden.

Regina Burbach ist freie Autorin für ARD-Sender. Bevor sie beim WDR mit der Radioarbeit begann, war sie in einem IT-Konzern Softwaretrainerin für Computer-Netzwerke. Ihre aktuellen Lieblingsthemen: Lebensmodelle und Zukunft. Neben Radiofeatures produziert sie Short Storys und elektroakustische Klangstücke. Sie lebt in Bremen.

22:05 bis 22:50 | Deutschlandfunk
Atelier neuer Musik: Fleischstücke – Das E-Mex-Ensemble spielt Sylvano Bussotti

Sylvano Bussotti: „Pièces de Chair II“; Monica Benvenuti, Sopran; Renatus Mészár, Bariton; Martin van der Heydt, Klavier; E-Mex-Ensemble, Leitung: Christoph Maria Wagner. Aufnahme vom 2.10.2021 in der Kunst-Station Sankt Peter, Köln

Am Mikrofon: Egbert Hiller. Sylvano Bussotti, 1931 in Florenz geboren, gilt als eigenwilliger Vertreter der Avantgarde. Er betätigte sich als Schriftsteller, Grafiker, Bildender Künstler, Filmemacher, Fotograf und – Komponist. Rätselhafte Klang- und Sprachgebilde, Chiffren und Signale, erotische Anspielungen, vermittelt durch Texte verschiedenster Herkunft, prägen seine Musik, für die er auch neue Formen des Notierens erfand. Ein selten zu hörendes Schlüsselwerk sind seine knapp einstündigen, Ende der 50er-Jahre komponierten „Pièces de Chair II“. Das E-MEX Ensemble stellte sie im Herbst 2021 in der Kölner Kirche Sankt Peter ins Zentrum eines Gedenk- und Geburtstagskonzerts für Bussotti, der wenige Tage vor seinem 90. Geburtstag in Mailand verstarb.

23:00 bis 00:00 | rbbKultur
Late Night Jazz: Neuheiten aus Berlin und Brandenburg mit Silke Eberhard

Was gibt’s Neues im Jazz? Neuerscheinungen aus Berlin und Brandenburg kommentiert und eingeordnet von einem Gast aus der Mitte der Szene. Diesmal im Gespräch mit Moderator Nabil Atassi: die Saxophonistin Silke Eberhard.

Sie ist eine der Protagonistinnen des Berliner Jazz und wird auch weit über die Grenzen Deutschlands wahrgenommen. Seit 1995 lebt sie in Berlin, überblickt und kennt die musikalische Landschaft der Hauptstadt sehr gut. Und natürlich hat auch sie neue Musik dabei.

23:05 bis 00:00 | BR-KLASSIK
Musik der Welt: Frühlingserwachen – Vom persischen Nowruz bis zum japanischen Kirschblütenfest

„Frühlingsopfer“ schrieb Igor Strawinsky über einen Teil seiner bahnbrechenden Komposition, die Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts alte russische Riten in faszinierenden Rhythmen und Klangfarben neu zum Leben erweckte. Welche Volksmusik hat Strawinsky damals wohl im Sinn gehabt, als er die Frühlings-Kräfte seiner russischen Heimat in „Le sacre du printemps“ so dramatisch beschwor? Alte Bräuche, wenn der Frühling hervorbricht, wenn das Eis endlich Sprünge bekommt und die Sonne mit ersten Strahlen die Erde wärmt … Die Mythen der Skythen im vorchristlichen Russland entflammten zuvor schon die Fantasie der Komponisten Mussorgskij und Rimskij-Korsakow. Aus vorislamischer Zeit dagegen stammt ein Brauch, der auch in den südlichen Staaten der ehemaligen Sowjetunion bekannt ist: Das Feiern von Newruz, ein „Neujahrsfest“ am 21. März! Es geht auf die alte zoroastrische Kultur in Persien zurück und wird jedes Jahr mit Feuertänzen, Gesängen und Essen vom Iran bis nach Zentralasien groß gefeiert. In jedem Land etwas anders, für die Kurden ist es ein Nationalfeiertag, für die Kinder in Afghanistan kreisen jetzt wieder die Karuselle. Die Faszination der eigentümlichen Trommeltänze kurdischer Musiker im Iran wird in dieser Sendung zu erleben sein, und auch die Fröhlichkeit eines jüdischen Liedes an Purim. Auf dem 30. Breitengrad durch Zentralasien, Nordindien und weiter geht die Suche nach musikalischen Frühlingsgefühlen … und die können auch sehr besinnlich oder traurig sein, wie etwa in Japan beim traditionellen Kirschblütenfest. Naturverbundenheit, meditativer Zengeist und japanische Geschichte stecken im alten Kirschblütenlied „Sakura“, das so unscheinbar ist wie die fast durchsichtigen Blätter der Kirschblüte … Eine Sendung von Friederike Haupt


so – 20.03.2022


14:05 bis 15:00 | SWR 2
SWR2 Feature: Musik aus dem Paralleluniversum – Auf Tour mit Bernd Begemann

Von Sascha Wundes. Begemann hat über 20 Alben veröffentlicht und Hunderte von Songs geschrieben. Sein Einfluss auf die sogenannte Hamburger Schule ebnete Bands wie Tocotronic, Die Sterne und Blumfeld den Weg. Einmal war er für zwei Wochen in den deutschen Singlecharts: „Du bist verhaftet wegen sexy“, eine Kollaboration mit Olli Schulz. Sonst taucht er dort nicht auf. Warum eigentlich nicht? Ist er gescheitert, wenn zu den Konzerten auch mal nur 30 Leute kommen? Woran misst sich Erfolg? Begemann kümmert das alles nicht. Er gibt jeden Abend Vollgas, Zugaben inklusive. (DLF 2020)

17:10:00  | Ö1
Elton John: Tumbleweed Connection. Die perfekte Phantasie von Amerika

Was andere erst spät in ihrem Schaffen erreichten, damit begann Elton John. Schon seine erste und zweite Langspielplatte, Empty Sky und Elton John, boten reihenweise bemerkenswerte Songs, in denen jugendlicher Sturm und Drang sich poetisch mit (imaginierter) Lebenserfahrung und Einfühlung verbanden. Und dann das ganz andere dritte Album Tumbleweed Connection, benannt nach den Steppenrollern, die der Wind durch die Ebenen Nordamerikas treibt. Statt persönlicher Lieder die Romantik einer Reise ins tiefe Amerika -Balladen von Outlaws, stimmungsvolle Beschreibungen des Lebens am Land, im Einklang mit Tradition und Natur, Idylle neben grimmigen Western -Geschichten ­alle bis auf eine aus den Federn von Textautor Bernie Taupin und Komponist Elton John.

Bob Dylan nickte anerkennend, Kritiker in den USA erkannten keine Schwächen (und rechnen das Album heute zu den besten fünfhundert der Rockgeschichte). Zwei junge Engländer hatten das perfekte Americana-Album geschaffen, einen Höhepunkt des Folk und Country Rock -und zwar ironischerweise, ohne jemals dort gewesen zu sein: Die klingenden Bilder des ländlichen Amerika waren rein in den Köpfen der beiden entstanden -nicht anders als der Wilde Westen für Generationen deutschsprachiger Jugendlicher der Phantasie des Autors Karl May entsprang. Erst nach den Aufnahmen im März 1970, rund um seinen 23. Geburtstag, ging Elton John auf seine erste, triumphale Tournee in die USA.

Im Wirbelwind von Elton Johns Aufstieg zum Megastar, in der Flut ungezählter Hits des Songwriter-Duos John/Taupin und angesichts einer Reihe von rund sechzig Alben, die noch folgen sollten, konnte das jugendliche Meisterwerk leicht untergehen. Doch auch nach einen halben Jahrhundert erweist sich Tumbleweed Connection als Schatzkiste zeitloser Songs, jeder einzelne die (Wieder -)Entdeckung wert.

18:00 bis 19:00 | hr2-kultur
Feature: Inga Lizengevic | Babys für die Welt – Das Geschäft mit ukrainischen Leihmüttern

Der Vater hat ein Mädchen bestellt. Als klar wird, dass das Kind ein Junge wird, drängt man sie zur Abtreibung. Es habe einen Gendefekt, sagt man ihr. Dabei waren die Tests unauffällig. Der Fötus entwickelt sich völlig normal.

Babyglück zum Schnäppchenpreis – ab 39.900 Euro, mit Geld-zurück-Garantie. Die Ukraine hat sich zur Low-Budget-Babyfabrik entwickelt und lockt Paare mit unerfülltem Kinderwunsch aus aller Welt. „Erfolgsgarantie.

Unbegrenzte Anzahl der Versuche. Bei negativem Ergebnis das ganze Geld zurück.“ – Ukrainische Babyfabriken werben für ihr Rundum-Sorglos-Paket aus menschlicher Eizelle, Befruchtung und Leihmutter. Doch hinter der fröhlichen rosa und blau gefärbten Werbung verbirgt sich ein gnadenloses Geschäft. Mit allen Mitteln der Reproduktionsmedizin und oft in einer rechtlichen Grauzone werden Kinder geliefert wie bestellt. Dass etwas schiefgeht, ist nicht vorgesehen. Zurück bleiben frühgeborene, behinderte Kinder und entmündigte Frauen, für die der Traum vom großen Geld zum Albtraum wird.

18:05-18:30 | Deutschlandfunk Kultur
Nachspiel. Feature: Dallas, Denver, Tennis-Bundesliga

Seifenoper statt Vorzeigeprojekt. Von Heinz Schindler und Thomas Wheeler

18:30 bis 20:00 | Deutschlandfunk Kultur
Feature: Reihe: Wirklichkeit im Radio – Wenn wir an lauen Sommerabenden alle gemeinsam im Hof gesessen haben, war es schön

Von Renke Korn; Regie: der Autor; Produktion: RB 1986. Länge: 100’51. Eine Gruppe sozial bewegter Städter will die Utopie leben und gründet eine Landkommune. Wenige Jahre später sind sie bis ins Mark zerstritten. Das Originalton-Hörspiel zeichnet den Prozess Stück für Stück nach.

19:34:00 | Ö1
Lukas Aichinger & AHL6 im Studio 2 des Wiener Funkhauses

2022 veröffentlicht AHL6, das Sextett rund um den Schlagzeuger Lukas Aichinger, seinen zweiten Tonträger. Trompeter Thomas Liesinger, Altsaxofonist Robert Schröck, Tenorsaxofonist und Klarinettist Leonhard Skorupa, Gitarrist Markus W. Schneider sowie Bassist Tobias Pöcksteiner interpretieren in diesem Ensemble die Kompositionen Aichingers, seines Zeichens Gewinner des Ö1-Jazzstipendiums 2019.

Der aus Bad Ischl stammende, in Wien lebende Musiker, dessen Kompositionen manchmal ein wenig an jene der US-amerikanischen Bands Sex Mob oder The Lounge Lizards erinnern, gibt seinen Mannen nun noch mehr improvisatorischen Freiraum als auf dem Erstlingswerk von AHL6. Diesen wissen die Bandmitglieder auch heute in der Radiosession zu nützen.

20:55:00 | Ö1
„The Amazing Bud Powell, Volume 1“ (1949/51)

Er hat gespielt wie kein anderer seiner Generation, mit unbändigem Feuer und Erfindungsreichtum, mit einem offensiv-rhythmischen Anschlag und einer funkensprühenden „Rechten“, die mit den wendigsten Saxofonisten und flinksten Trompetern der Bebop-Ära mithalten konnte. Und trotz aller musikalischer Ecken und Kanten ließ er dabei die Eleganz in seinen Linien nicht vermissen: Earl Powell, genannt „Bud“, und sein Meisterwerk „The Amazing Bud Powell, Volume 1“ stehen im Zentrum dieser Sendung mit Gerhard Graml. Das Album vereint das Material von zwei Sessions für Blue Note Records, die am 9. August 1949 und am 1. Mai 1951 aufgenommen wurden, mit wegweisenden Kompositionen des Pianisten, die mittlerweile zu Bebop-Klassikern geworden sind und Generationen von Pianisten beeinflusst und stilistisch geprägt haben.

„Amazing“ -also „verblüffend“ oder „erstaunlich“ -bleibt ein treffendes Attribut, auch 70 Jahre nach den Aufnahmesessions. Unerwartete Wendungen gab es auch in der Biografie des Tastenmeisters. Powell, der mit 15 die Schule verließ, um Berufsmusiker zu werden, hatte Zeit seines Lebens mit einer schweren psychischen Krankheit zu kämpfen. Die Sessions zu „The Amazing Bud Powell, Volume 1“ fanden unter mitunter schwierigen Bedingungen statt, etwa kurz nach einem Sanatoriumsaufenthalt mit Elektroschockbehandlung. Und doch klingt der Pianist auf den Aufnahmen wie vor ihm keiner. „Bouncing with Bud“, „Dance of the Infidels“ und „Un Poco Loco“ (übersetzt: „Ein bisschen verrückt) sind nur einige Stücke aus der Feder Powells, die mittlerweile zum obligaten Repertoire des stilsicheren Jazzmusikers gehören. Wunderbar auch immer wieder, wie er seine an der Klassik geschulte, beidhändige Virtuosität ausspielt. Die Band des Jahres 1949 präsentiert neben Bud Powell auch Fats Navarro (Trompete), Sonny Rollins (Saxofon), Tommy Potter (Bass) und Roy Haynes (Drums), das Bud Powell Trio aus dem Jahr 1951 wird von Curly Russell (Bass) und Max Roach (Drums) komplettiert.

22:08 – 23:00 | Ö1
Klangerkundungen am Rande des Regenwaldes mit Felix Blume – „A La Orilla (On the edge)“ von Felix Blume

Im heutigen Zeit-Ton extended tauchen wir gemeinsam mit Felix Blume in einen Grenzbereich ein. Mit seinen vielgestaltigen Stücken und Installationen lädt Blume zu einem aufmerksamen Hören ein, denn nur wer bewusst gehört wird, dem wird auch zugehört. Für diese Sendung hat der Künstler eine neue Fassung seines Stückes „A La Orilla (On the edge)“ geschaffen, das ursprünglich für TouchRadio entstanden ist. „Am Rande des Jungels, dort in Süd-Venezuela, wo der Amazonas Regenwald beginnt und die Gran Sabana endet, versuchen Menschen noch immer in eine Welt einzudringen, die von der Natur dominiert wird. Bis zum Ende des Horizonts sieht man hier Bäume, Flüsse, Tiere und Insekten, -und ihr Klang erreicht unsere Ohren, um uns an ihr Reich zu erinnern.“

Felix Blume ist Shape Artist 2021. Shape ist die Plattform für spannende neue Projekte aus dem Bereich der Musik und audiovisuellen Kunst des Festivalnetzwerkes ICAS der International Cities of Advanced Sound, die Ende 2014 von 16 der europäischen ICAS Festivals gegründet wurde, zu ihnen zählt auch das ORF musikprotokoll im steirischen herbst. Sie wird durch das Programm „Kreatives Europa“ der Europäischen Union gefördert. Am vergangenen Donnerstag hörten Sie in Zeit-Ton ein Portrait über das facettenreiche Werk dieses Wanderers zwischen den Welten. Gestaltung: Susanna Niedermayr

23:00 bis 00:00 | rbbKultur
Late Night Jazz: „JazzRock? Rockjazz? Fusion? Hauptsache laut“

Fusion ist ein weites Feld. Da mischen sich nicht nur Rock und Jazz, da kommen auch Funk und zuweilen sogar Performancekunst dazu. Deshalb wirft Jens Lehmann mal wieder einen genresprengenden Blick auf Musik von Chick Corea über Dave Weckl bis Frank Zappa.

23:05 bis 00:00 | BR-KLASSIK
Musik der Welt: Auf den Spuren der Sepharden – Alte jüdische Lieder rund um das Mittelmeer

Sepharad ist das jüdische Wort für das Spanien des Mittelalters. Die sephardischen Juden wirkten als Kulturvermittler zwischen Orient und Okzident, übersetzten die großen Werke der arabischen Wissenschaften und Philosophie, und machten sie dem christlichen Europa erst zugänglich. Die kulturelle Brücke zwischen Arabien und dem Abendland war schon aufgebaut, als 1492 endgültig alle spanischen Juden, die bei ihrem Glauben geblieben waren, Spanien und wenig später auch Portugal, verlassen mussten. Ihre Lieder aber überlebten die Jahrhunderte an den verschiedenen Orten des Exils. Über fünfhundert Jahre blieb in diesen Liedern die sephardische Sprache, Ladino genannt, erhalten. Auch arabische, italienische, griechische und türkische Worte mischten sich hinein in dieses Altkastilisch, das im gesamten Mittelmeerraum von Marokko bis Sarajevo, und darüber hinaus in den europäischen Zentren Amsterdam, Hamburg und Venedig gesprochen und gesungen wurde – an einigen Orten bis heute. Eine Sendung von Friederike Haupt

 

 

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radiofreak der alten schule. transistor, diode, spule, kondensator. ehemals manipulator:in mehrerer rundfunksendungen.