Neue Musik / Musikfeature / SoundArt: Die Radio-Woche vom 17.08. bis 23.08.2020

Radio Neue Musik. Montage: Hufner
Radio Neue Musik. Montage: Hufner

Neue Musik und Musikfeatures in der Kalenderwoche 34. Michael F.P. Huber | Marc Sabat | Heinz Kratochwil und Theodor Berger neu gehört | Music before Revolution | Beatriz Ferreyra | Soziale Soundscapes aus Südafrika | Musiktraditionen und Moderne in Somalia | Festival der Electric Orpheus Academy | Die estnische Komponistin Helena Tulve | Gustav Mahlers 10. Sinfonie | 120. Geburtstag von Ernst Krenek.

Werbung


nmz-Podcastpartnerin Irene Kurka ::: neue musik leben


17.08.2020


23:03 – 24:00 | Ö1
Klavierkonzert und Symphonie von M.F. P. Huber – Weder Traditionalist noch Avantgardist. Neues von Michael F.P. Huber

Michael F.P. Huber studierte von 1992-1998 Komposition bei Ivan Eröd, Kurt Schwertsik, Medienkomposition bei Klaus Peter Sattler sowie Jazztheorie und Arrangement bei Christian Mühlbacher. Berührungsangst vor verschiedenen Stilrichtungen kennt der 1971 in Innsbruck Geborene nicht: „Überall gibt es Brauchbares und zu Vermeidendes“. Musik versteht er als „Kommunikationsmittel – ich will gehört und verstanden werden.“ Hubers Credo, Neues entstehe nur durch Aussage, lässt sich wieder auf einer CD-Neuerscheinung überprüfen.

Im 1. Satz seines bislang einzigen Klavierkonzerts wollte M.F. P. Huber „den Zuhörer daran teilhaben lassen, wie man sich als Komponist fühlt, wenn man ein so ehrwürdiges Genre neu bedienen will“. Geworden sei er als „ein Blick ins Komponistenhirn, das erst geordnet werden will, bevor es nach den vielen Zitaten zu einer eigenen Aussage findet“. Es sei Huber auf „Aufsehen erregend neue und kreative Art“ gelungen, mit einer Vielzahl berühmter Werke umzugehen, so ein Kritiker 2015 nach der Uraufführung.

Im Jahr darauf gelang Huber mit seiner 4. Symphonie ein „großer Wurf“, ein anderer Kritiker sprach von „einer ganz großen Symphonie des 21. Jahrhunderts, die zum Substanziellsten der aktuellen deutschsprachigen Musikszene gehört.“ Gestaltung: Peter Kislinger


18.08.


00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Neue Musik: Zwischen Tönen – Der Komponist Marc Sabat (*1965)

Von Friederike Kenneweg. Marc Sabat verringert in seinen Arbeiten Zwischenräume – von Tönen, Künsten und Menschen.

00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Bayerische Komponisten

Georg Glasl: „Schlaflos“; Peter Kiesewetter: „Spur“; „Niggun gimel“; Georg Glasl: „Unschuldige Kindlein“ (Monika Drasch, Gesang, Violine, Dudelsack; Georg Glasl, Zither); Robert Delanoff: „Ein mährisches Volkslied“ (Christoph Probst, Violoncello; Barbara Polasek, Gitarre); Traditionell: „Hoch auf jenem Berg“; „Kurz vor Zwölf“; J. A. Andersson: „Stensele“; Traditionell: „Catch the Bus“; „Namenlos“ (Jodelfisch); Paul Engel: Klaviertrio Nr. 5 – „Calliopes descent from Olympus“ (Alfons Kontarsky, Klavier; Christos Kanettis, Violine; Reinhard Latzko, Violoncello); Thomas Gruber: „Laraina“; „Fichtentango“; „Rundumadum“ (Gruberich); Rudi Spring: „Ich will singen und spielen, so lange ich da bin“, op. 85 (Corinna Pregla, Sopran; Albert Osterhammer, Klarinette; Ingolf Turban, Violine; Jessica Kuhn, Violoncello; Maria Reiter, Akkordeon; Rudi Spring, Klavier)

22:05 bis 23:00 | BR-KLASSIK
Horizonte: Studio für Musik

Pierre Schaeffer: „Etude aux chemins de fer“; „Etude aux sons animés“ (Pierre Schaeffer, elektronische Realisation); Pierre Henry: „Symphonie pour un homme seul“; „Le microphone bien tempéré“ (Groupe de Recherches Musicales Paris); Pierre Henry/Michel Colombier: „Messe pour le temps présent“ (Pierre Henry, elektronische Realisation); Jacques Lejeune: „Trois apercus d’un jardin qui s’éveille“ (Groupe de Recherches Musicales Paris)

23:03 – 24:00 | Ö1
Heinz Kratochwil und Theodor Berger neu gehört – Spurensuche. Heinz Kratochwil und Theodor Berger

Obwohl eine Generation auseinander, teilen Heinz Kratochwil und Theodor Berger aktuell das gleiche Schicksal: Zu Lebzeiten viel gespielt und mit nicht wenigen ihrer Kompositionen im Repertoire verankert, findet sich ihre Musik nach ihrem Ableben Anfang bzw. Mitte der 1990er-Jahre nur mehr gelegentlich in den Konzertprogrammen. Dabei wären äußerst interessante Stücke wiederzuentdecken: Von Kratochwil nicht nur die vielen Chorwerke, darunter die „Zaubersprüche“ oder „Musipilli – der Weltenbrand“ nach einem altdeutschen Text und mit Schlagzeugbegleitung, oder seine den Solist/innen auf dem Leib geschriebenen Kompositionen für Soloinstrument/e und Orchester bis hin zur erfolgreich beim Carinthischen Sommer uraufgeführten Kirchenoper „Franziskus“, von Berger großbesetzte und ebenfalls prominent (ur-)aufgeführte Orchesterkompositionen wie „Chronique Symphonique“, „Rondino giocoso“, „Legende vom Prinzen Eugen“ und sein „Konzert für Violine und Orchester“. Unsere „Zeit-Ton Spurensuche“ stellt diese beiden faszinierenden Komponisten nun wieder zur Diskussion. Gestaltung: Hannes Heher


19.08.


00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Fränkische Komponisten

Willy Spilling: „Alt-Nürnberg“ (Nürnberger Symphoniker: Günter Neidlinger); Suite Nr. 2, op. 10 a (Paul Sanders, Klavier); „Beschwörung der Banzer Schloßgeister“ (Nürnberger Gambencollegium: Josef Ulsamer); Psalmenkantate (Lore Fischer, Alt; Elza van der Ven, Cembalo; Rudolf Zartner, Orgel; Nürnberger Singgemeinsschaft; Nürnberger Symphoniker: Carl Gorvin); Bertold Hummel: Symphonie Nr. 3 – „Jeremia“ (Moskauer Sinfonieorchester: Alexej Kornienko)

23:03 – 24:00 | Ö1
Rückblick, Vorschau und aktuelle Veröffentlichungen

Jeden Mittwoch präsentieren wir Ihnen ausgesuchte Veranstaltungstipps für die kommenden sieben Tage und die spannendsten Neuveröffentlichungen. Gestaltung: Marlene Schnedl


20.08.


00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Neue Musik: Music before Revolution (3/3)

José Luis de Delás: „Cinco sellos“ für neun Instrumente und Tonband (1972) | Hans-Joachim Hespos: „Druckspuren … geschattet“ (1970) | Hubert Stuppner: „Gesang zur Nacht“ für Sopran und Kammerensemble (1978) | Dieter Schnebel: Introduktion und Teil I aus „Glossolalie 61“ für 3-4 Sprecher und 3-4 Instrumentalisten (1959/61). Alide Maria Salvetta, Sopran, Ensemble Musica Negativa, Leitung: Rainer Riehn

00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Bayerische Komponisten

Karl Erhard: Sonate (Karl und Gertrud Kottermaier, Klavier); Friedebald Gräfe: Posaunenkonzert B-Dur (Armin Rosin, Posaune; Nürnberger Symphoniker: Uri Segal); Gertraud Kaltenecker: Sieben Lieder – „Spirale“ (Studio Neue Musik Oberpfalz); Eberhard Kraus: „Contrapuncti Dodecaphonici II“ (Eberhard Kraus, Orgel); Alfred Mehnert: „Reihe München“ (Rameaus Neffen); Hans Mielenz: Streichquartett, op. 76 (Mynter-Quartett); Christian Ridil: Drei Psalmlieder (Nikolaus Fluck, Bariton; Andreas Frese, Klavier)

23:03 – 24:00 | Ö1
Bewegung von Klang im Raum – Beatriz Ferreyra. Neues von der Pionierin elektroakustischer Musik

Seit den 1960er Jahren komponiert die gebürtige Argentinierin Beatriz Ferreyra elektroakustische Musk. Als Assistentin von Musique concrète-Entdecker Pierre Schaeffer hat sie 1963 mit ihm in Paris an dessen Theorien der Klangobjekte gearbeitet und bald eigene Stücke komponiert. Bis 1997 komponierte sie mit Bandmaschinen und entwickelte ausgefeilte Techniken für dieses Instrumentarium, das sie in Mehrkanalkompositionen einwebte. Auch nach dem Umstieg auf den Computer standen der Raum und die Bewegungen des Klanges darin im Mittelpunkt ihres Interesses.

Nach wie vor komponiert die 83-Jährige in ihrem Studio in der Nähe von Rouen (Frankreich) und hat dieses Jahr zwei CDs veröffentlicht. „Huellas Entreveradas“ verwandelt Vokallaute in Chortexturen, die weiter fragmentieren und immer wieder mit Stille durchsetzt sind. Zudem sind noch nicht veröffentlichte ältere Kompositionen darauf zu finden. Die zweite CD „Echo+“ versammelt drei Stücke aus unterschiedlichen Schaffensperioden Ferreyeras. Anfangs noch geprägt von Pierre Schaeffers Ansätzen, lässt sie sich von ihrer eigenen Wahrnehmung auf neues Terrain leiten. Gestaltung: Astrid Schwarz


21.08.


00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Klangkunst: Long Walk – Soziale Soundscapes aus Südafrika

Von Claudia Wegener. Produktion: WDR 2009. Länge: 50’45

Passanten in Südafrika übersetzen Passagen aus Nelson Mandelas Autobiographie spontan in ihre Muttersprachen. Vorstadtbewohner bei Johannesburg beantworten über ihre Gegensprechanlagen Fragen zur inneren Sicherheit: Radiokunst als politische Aktion.

Seit 2005 entwickelt Claudia Wegener in Südafrika ungewöhnliche Projekte an den Schnittstellen von politischer Aktion und Medienkunst. 2006 bat sie Passanten jeweils einen Satz aus Nelson Mandelas Autobiografie „A Long Walk to Freedom“ spontan in ihre Muttersprachen und Dialekte zu übersetzen. Für „Radio Armed Response“ stellte sie den Bewohnern der Vorstädte Johannesburgs über Gegensprechanlagen sokratische Fragen zur „inneren Sicherheit“. In „Durban Sings“, ihrem aktuellen Projekt, bildet sie in sozialen Brennpunkten Netzwerke für Bürgerjournalismus, Internetkunst und Oral History. Das Aufnahmegerät ist ihr ständiger Begleiter. Im Hörbild „Long Walk“ zieht Wegener die akustische Quersumme ihrer „dramatic field recordings“ aus Südafrika.

Claudia Wegener wurde in Hamm geboren, studierte Kunst in Münster und London und lehrt an der Camberwell University of the Arts in London. Sie definiert sich als „Zuhörerin“ und „Künstlerin mit Tasche“. Ihre „Street Writings“ und Originaltonarbeiten werden international publiziert und unter dem Projektnamen „Radio Continental Drift“ gesendet. Zuletzt: „Freeway Mainstream“ (WDR 2012).

00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Fränkische Komponisten

Eberhard Klemmstein: Sonate (Sylvia Reichardt, Violine; Jan Cap, Klavier); Andreas Dohmen: „versi rapportati“ (Trio Accanto); Claus Kühnl: „Offene Weite …“ (Michinori Bunya, Kontrabass; Catherine Vickers, Klavier); Hans-Günter Brodmann: „Musica sacra“ (Hans-Günter Brodmann, Perkussion)

21:05 bis 22:30 | Bayern 2
Hörspiel: hör!spiel!art.mix: „Rosebud“ von Christoph Schlingensief

Mit Bernhard Schütz, Sophie Rois, Martin Wuttke, Margit Carstensen und anderen. Regie: Christoph Schlingensief. WDR 2002

Zum 10. Todestag von Christoph Schlingensief. „Ein Hörspiel, welches aus der Not, aus der gegenwärtigen Politik- und Medienszenerie einen satirischen Funken zu schlagen, die Konsequenz zieht, den Aberwitz der medial inszenierten Politik und der mit billigsten, marktschreierischen Zutaten operierenden Publizistik eine schrille Übertreibung im Akustischen entgegen zu stellen. In dem bizarren Lärm von Schlingensiefs Highspeed-Hörspiel sieht die Jury einen postsatirischen Realismus, mit dem der Autor seine bisherige innovative Hörspielarbeit und seine operativ inszenierte Literatur konsequent fortsetzt. (Aus der Jurybegründung Hörspielpreis der Kriegsblinden 2003)

Die Geschichte zweier Politiker, die sich ihre Meldungen lieber selber machen und mit einer neuen Sonntagszeitung die Welt – vor allem ihre eigene – verbessern wollen. Am Ende holt die böse Welt – vor allem unsere – sie wieder ein.

Christoph Schlingensief, geb. 1960 in Oberhausen, gest. am 21.08.2010 in Berlin. Filme unter anderen Das deutsche Kettensägenmassaker (1990), Theaterstücke unter anderen 100 Jahre CDU – Spiel ohne Grenzen (1993), aktionistische Projekte unter anderen CHANCE 2000 (1998), Bitte liebt Österreich (2000) und CHURCH OF FEAR für die 50. Biennale Venedig (2003), Opern unter anderen Wagners Parsifal in Bayreuth (2004-2007). Weitere Hörspiele Rocky Dutschke ‘68 (1997), Lager ohne Grenzen (1999).

22:03 bis 23:00 | Deutschlandfunk Kultur
Musikfeuilleton: Vergrabene Kassetten – Musiktraditionen und Moderne in Somalia

Von Arndt Peltner. Eine Klangreise nach Hargeisa, der Hauptstadt von Somaliland. Dort beginnt man in letzter Zeit, Musik vergangener Dekaden als Kulturgut zu verstehen. Nach dem Fund eines in der Erde vergrabenen Containers mit tausenden von Musikkassetten, versucht man in einem lokalen Kulturzentrum, diese Kassetten zu digitalisieren. Sie enthalten Musik, die unter dem somalischen Regime verboten war. Man hatte sie während des Krieges vergraben, um sie zu bewahren.

23:03 – 24:00 | Ö1
Elektroakustische Konzertserie von Günther Rabl – Inside Out. Das Festival der Electric Orpheus Academy (1)

2010 fand die erste Electric Orpheus Academy statt, eine von Günther Rabl in Rapottenstein organisierte Meisterklassen- und Konzertserie für elektroakustische Musik. Für die heurige Jubiläumsausgabe wurde das Programm umgestaltet und die Academy präsentierte Anfang August ein dreitägiges Festival mit österreichischen und internationalen Musikschaffenden. In „Zeit-Ton“ sind in zwei Teilen Mitschnitte des Inside Out zu hören.

Günther Rabl, der Gründer der Electric Orpheus Academy, spielte in den mittleren 1970er Jahren u.a. mit Friedrich Gulda und begann zu dieser Zeit, sich mit elektroakustischer Komposition auseinanderzusetzen. Mit Dieter Kaufmann, seinem ehemaligen Lehrer am Wiener Elektroakustischen Institut ELAK, beschallte er 1992 den Österreich-Pavillon der EXPO in Sevilla. Bis 2007 unterrichtete Rabl dann am ELAK.

Die Electric Orpheus Academy (EOA) entstand aus der Intention heraus, diese Meisterklassen-Kurse in konzentrierter Form bei gleichzeitig entspannter Atmosphäre weiterzuführen. Abgehalten wird die EOA in einer stillgelegten Sägewerkshalle gleich in der Nähe von Rabls Anwesen im Waldviertler Ort Rapottenstein.

Günther Rabl gründete auch das Label Canto Crudo, auf dem neben eigenen Werken viele Veröffentlichungen der bei der EOA tätigen Künstler/innen herausgekommen sind. Anlässlich des Jubiläums zum 20-jährigen Bestehen wurden einige Veröffentlichungen neu aufgelegt bzw. sind erstmals auf Vinyl erschienen.

Heuer wurde die Academy zugunsten eines dreitägigen Festivals reorganisiert. In der Sägewerkshalle wurden von 7. bis 9. August 2020 elektroakustische Arbeiten von Katherina Klement, Guy Flemming, Martin Sierek und Manuel Knapp aufgeführt. Es gab Premieren von Stücken von Daniel Lercher, Vinzenz Schwab und Gilbert Handler und dem Synthesizer-Virtuosen Dieter Feichtner war eine dreiteilige Serie gewidmet.

Aufgeführt wurde Inside Out mittels eines speziellen Lautsprecher-Orchesters, bei dem neben Kugelboxen – die Rabl für die EXPO hatte anfertigen lassen – Leihgaben von Gilbert Handler und Wolfgang Musil, der seit den späten 1980ern als technischer Leiter der Veranstaltungen Rabls auftritt, verwendet wurden. In „Zeit-Ton“ präsentiert in zwei Sendungen Mitschnitte vom Festival Inside Out: heute Abend und am Freitag, 28. August 2020. Gestaltung: Heinrich Deisl


22.08.


14:05 bis 15:00 | BR-KLASSIK
Zwei Leben für die Musik – Eine Hörbiografie über Fanny und Felix Mendelssohn – Neuntes Kapitel: Im Dienst Seiner Majestät (1840-1844)

Mit Udo Wachtveitl, Martina Gedeck, Sabin Tambrea, Martin Umbach, Christoph Jablonka, Stefan Hunstein, Beate Himmelstoß und anderen. Eine Sendung von Jörg Handstein

22:05 bis 22:50 | Deutschlandfunk
Atelier neuer Musik: Balance auf der Nadelspitze – Die estnische Komponistin Helena Tulve

Von Lutz Lesle. Unter den jungen Komponistinnen des Baltikums, die Anfang der 90er-Jahre als erste in den Genuss weltweiter Reisefreiheit kamen, fand die Estin Helena Tulve einen ganz eigenen Ton. Die französische Schule der Spektralmusik, Gregorianischer Choral und das Studium kultischer Musik des Orients führten sie auf die Spur einer reich kolorierten, mit Mikrointervallen durchsetzten, schwebend-virtuellen Einstimmigkeit. Ihre bedachtsame Schreibart, ihre fragilen Texturen, ihren Sinn fürs Unterschwellige und Unscheinbare, ihr Feingefühl für Raum und Zeit hat sie über zwei Jahrzehnte bewahrt. Alles naturhaft Fließende, Gleitende und Übergängliche, Licht und Schatten, Schnee und Eis, Wasser, Wolken und Wind bewegen ihre Klangfantasie. Philosophische Dichtungen und Predigertexte weiteten den mentalen Horizont ihres Schaffens ins Mythische und Mystische.


23.08.


17:04 bis 18:00 | hr2-kultur
Kaisers Klänge: „Leb’ wohl, mein Saitenspiel“ – Gustav Mahlers 10. Sinfonie

Die 10. Sinfonie ist Mahlers „Unvollendete“, er hinterließ sie als musikalischen Torso. „Es sieht aus, als ob uns in der Zehnten etwas gesagt werden könnte, was wir noch nicht wissen sollen“, urteilte Arnold Schönberg.

Heute wissen wir vielleicht mehr über Mahlers Zehnte als wir wollen. Mehr als ein halbes Dutzend Vervollständigungen von fremder Hand existieren mittlerweile. Mit offenen Ohren lauschen Kaisers Klänge den verschiedenen musikalischen Wiederbelebungsversuchen. Welcher ist der lebendigste?

22:08 – 22:55 | Ö1
Ernst Kovacic über Ernst Krenek – Zum 120. Geburtstag von Ernst Krenek

Am 23. August 2020 jährt sich Ernst Kreneks Geburtstag zum 120. Mal. Krenek zählt zu jenen österreichischen Künstlern, die durch ihre Emigration in den 1930er Jahren in Europa später nie mehr richtig Fuß fassen konnten. Der Komponist und Schriftsteller verfasste Werke aller Gattungen und schrieb für seine zahlreichen dramatischen Werken auch zumeist selbst die Libretti.

Kreneks Nachlass mit unzähligen Briefen, u.a. prominenter Persönlichkeiten wie Thomas Mann, Theodor W. Adorno oder Igor Strawinsky, Werkskizzen, Aquarelle, seine Bibliothek, sein Klavier und Alltagsgegenstände sind im Ernst Krenek Institut in Krems aufbewahrt, werden dort wissenschaftlich aufgearbeitet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Der Geiger und Dirigent Ernst Kovacic kannte Krenek persönlich, hat einige seiner Kompositionen in seinem Repertoire und ist seit vielen Jahren Vorstandsvorsitzender des Instituts. Er stellt in der Sendung jene Werke Kreneks vor, die ihm besonders viel bedeuten und zeigt, dass Krenek nach wie vor Inspirationsgeber für heutige Komponisten ist. Gestaltung: Marie-Therese Rudolph

 

Liste(n) auswählen:
Unsere Newsletter informieren Sie über Neuigkeiten im Badblog Of Musick. Informationen zum Anmeldeverfahren, Versanddienstleister, statistischer Auswertung und Widerruf finden Sie in unserer Datenschutzbestimmungen.

radiofreak der alten schule. transistor, diode, spule, kondensator. ehemals manipulator:in mehrerer rundfunksendungen.