Die fiesen Marketingtricks der Kulturindustrie
Willste auffallen, lass dir was einfallen. In der Gier um Aufmerksamkeit scheint es heutzutage keine Alternative zu sein, mit „richtigen“ Informationen die Menschen erreichen zu wollen. [Danke Trump!] Hier ein paar Beispiele aus der jüngsten Zeit. Der kalkulierte Fehler bringt mehr als der Wille nach der Wahrheit. Nein, ich werde jetzt nicht das Modewort verwenden. „Antifaktisch“ nenne ich diese Technik.
Elbphilharmonie
Ein Rätsel, das es in sich hat. Zunächst simpel, entpuppt es sich als nahezu unlösbar. Um welches Stück Musik handelt es sich hierbei.
Wie Jandl schon sagte: „Der Mond geht auf und zu.“ Die Auflösung bleibt uns die Elbphilharmonie, respektive die Social-Media-Abteilung schuldig. Da ist nun der Mond nicht aufgegangen, dafür wird es dunkel.
Das ist der musikpolitische Weltuntergang. Damit sind wir brav in der Welt angekommen, wie man sie möchte. Mit Adorno möchte man entgegnen:
„Der Bürger wünscht die Kunst üppig und das Leben asketisch; umgekehrt wäre es besser.“
[Band 7: Ästhetische Theorie: Ästhetische Theorie. Theoder W. Adorno: Gesammelte Schriften, S. 3759 (vgl. GS 7, S. 27)].
Die Zeit
„Kommt Zeit, kommt Unrat!“ heißt ein Sprichwort. Hier kommt der Unrat zur Unzeit.
Kann man sich so eine Bebilderung wünsche, lieber Klaus Schedl. Lachen, auch wenns weh tut – oder so? Es muss sich also um ein Musikvermittlungsprojekt der großen deutschen Wochenzeitung handeln. Also nicht wundern, wenn im nächsten Jahr beim Superbowl das neueste Werk aus der Weltendröhner-Truppe in der Halbzeit, nach dem zweiten Quarter mit Justin Bieber erklingen wird. Womit wir allen Ernstes in der Welt der Education angelangt wären.
Bayerischer Rundfunk
Der Bayeris che Run dfunk hat sich ei ne neue gra fis che Lös ung für sei n Symph onieOrc hster ein fal len las sen. Danke für die Beispiele an Musik – mit allem und vielsch arf.
Auch hier ist das Markmal gegeben. Man muss die Sache nur so ungewöhnlich wie nötig machen, damit die Sache um die Welt kreist. Wie hier bei Facebook.
Hochschule für Musik und Theater München
Eine Veranstaltung der Münchener Musikkochschule hätte es wohl kaum geschafft, so viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, wäre da nicht der kleine Toppfehler, augenscheinlich bewusst gesetzt, unterlaufen.
Echte Werbung – Brönner spielt die erste Geige
Nichts ist so wie der Mond scheint. [Danke Elphi!] Wie echte Werbung geht, zeigt eine Anzeige, die man in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift des Deutschen Musikrats, dem MusikForum jüngst sehen konnte. Eine Jobbörse auf der Suche nach der ersten Geige. Nun, auch das sieht nur zuerst aus wie ein „Pfehler“ – erwartet man doch eher hier einen vuvuzelaspielenden Musik, der gerade zur Befeuchtung der inneren Organe sich einen Schluck aus der Buddel gönnt.
Damit ist es aber nix. Kulturpolitisch ist es ja anders. Till Brönner scheint auf Berliner- und Bundesebene tatsächlich sprichwörtlich die erste Geige zu spielen. Tim und Till rocken es. Leichte Verstimmungen bleiben da nicht aus. Michael Rüsenberg auf jazzcity.de sieht dahinter aber eine veritable Plagiatsaffäre am Gären.
Man sieht also: Nicht nur in der Neuen Musik geht es schon mal dröhnend rund, auch der Jazz ist gerade schwer am Grooven. Und statt „Take five“ möchte man sagen: „Take This!“
Überhaupt, was hier badgebloggt wird, macht nicht weniger der Rüsenberg auf jazzcity.de (Bookmark empfohlen). Dieser Quelle verdanke ich auf den Hinweis auf diesen hübschen Trump-Remix im Stile von Steve Reich.
seit 1997 chefökonom der kritischen masse und netzbabysitter der nmz.